Staffel 8 von „Game of Thrones“ und damit auch die Serie sind zu Ende. Während sich viele Zuschauer über die letzten Folgen gefreut haben und sich mindestens gut unterhalten gefühlt haben, hagelte es dennoch ebenfalls viel Kritik von anderen Fans. Doch worüber wird sich eigentlich beschwert, warum und sind diese Kritikpunkte berechtigt? Wir stellen euch 13 der größten Kritikpunkte vor und wagen eine Annäherung.
– Achtung: Es folgen Spoiler für das Ende von „Game of Thrones“! –
1. Kinder, wir haben doch keine Zeit (oder: Die Mutter fast aller Probleme)
Es begann in Staffel 7: Die Macher von „Game of Thrones“ entschieden sich dazu, die sonst zehn Episoden lange Staffel auf sieben Folgen zu kürzen. Staffel 8 kam dann mit sechs Staffeln daher, die zwar meist längere Laufzeiten hatten, an die zehn Stunden einer „normalen“ Staffel aber dennoch nicht herankamen. Entsprechend mussten in diesen letzten beiden Staffeln viele sonst durchaus positive Aspekte abgekürzt oder ganz gestrichen werden. Charaktere tauchten innerhalb einer Episode an weit entfernten Orten auf, wofür sie früher noch eine halbe Staffel gebraucht und Abenteuer auf dem Weg erlebt hätten. Wichtige Dialoge, persönliche Entwicklungen, zwischenmenschliche Szenen, die Kontext geliefert hätten – all das fiel zunehmend dem hohen Tempo zum Opfer.
Viele der folgenden Kritikpunkte lassen sich oftmals durch die gekürzte Laufzeit erklären, weswegen wir diesen Punkt direkt als erstes hervorheben wollen. Die Aussage, dass „Game of Thrones“ darunter qualitativ gelitten hat, dürfte wohl jeder unterschreiben, denn vermutlich alle Zuschauer hätten sich mehr Folgen oder sogar eine oder zwei weitere Staffeln gewünscht. So hätte die Geschichte etwas runder abgeschlossen werden können.
Kann man die gekürzten Staffeln also kritisieren? Unserer Meinung nach schon, der Ton macht aber die Musik. Viele Fans werfen es den Serienmachern D. B. Weiss und David Benioff vor, dass sie nicht ein oder zwei weitere Jahre in „Game of Thrones“ investiert haben. Es ist allerdings auch durchaus verständlich, dass man als kreativer Kopf nach acht Jahren zu einem neuen Projekt weiterziehen, zugleich aber nicht sein bisheriges Werk neuen Machern überlassen möchte. Unmut über das schnelle Tempo ist auf Seiten der Zuschauer verständlich, persönliche Angriffe sind aber dennoch nicht die feine Art.
2. Die dunkle, unlogische Schlacht um Winterfell
Die Schlacht um Winterfell gegen die Untote Armee des Nachtkönigs wurde im Vorfeld beworben als die größte Schlacht, die jemals gefilmt wurde. Dennoch kam es zu teilweise massiver Kritik an der Folge. Zum einen wäre da die Helligkeit. Viele Zuschauer störten die nicht vorhandenen Lichtquellen, durch die viele Aspekte der Schlacht schwer oder gar nicht zu sehen waren. Die Macher der Folge verteidigten sich damit, dass sie eine realistische Inszenierung angestrebt haben, weswegen lediglich Feuer als Lichtquelle diente. Manche überzeugte diese Argumentation und sie mochten die Dunkelheit in der Folge, da sie die schaurige Atmosphäre bei einem Kampf gegen Untote verstärkte. Andere hätten lieber mehr gesehen, entsprechend haben beide Seiten vertretbare Ansichten.
Was schwieriger zu verteidigen ist: die Taktik der Lebenden. Am Anfang reiten die Dothraki völlig ungeschützt in die Armee der Untoten und finden ein jähes Ende, was dank ihrer brennenden Waffen zwar ein beeindruckendes Bild ergab, allerdings dennoch eine unsinnige Selbstmordaktion war. Die Trebuchets (Belagerungswaffen) wurden zudem nur am Anfang eingesetzt und standen ungeschützt vor der Armee, weswegen sie schnell dem Feind zum Opfer fielen. Der brennende Verteidigungsgraben war zusätzlich viel zu weit hinter der Linie der Soldaten platziert und es stellt sich die Frage, warum es davon nur einen gab. Warum die Armee überhaupt vor der schützenden Mauer von Winterfell positioniert wurde, hätten die Befehlshaber ebenfalls gerne erklären können.
3. Vorgetäuschte Tode, überflüssige Tode und fehlende Kontinuität
Bei der Schlacht von Winterfell trat zudem ein diskutabler dramaturgischer Kniff zutage, der „Game of Thrones“ spätestens seit Staffel 7 begleitet: vorgetäuschte Tode. Was damit gemeint ist: In einer Einstellung sehen wir, wie beliebte Helden wie Brienne und Sam von Untoten umzingelt sind. Bevor wir aber sehen, ob sie sich aus dieser Situation befreien können, wird eine andere Szene an einem anderen Ort gezeigt. Kehren wir anschließend wieder zu den Helden in der Not zurück, sind sie noch am Leben und die Zahl ihrer Gegner hat sich sichtlich verringert. Beispielsweise war dies bei Jon der Fall, der dem Nachtkönig hinterherrannte. Letzterer belebte die Toten in seiner Nähe wieder, Jon war praktisch umzingelt, in der nächsten Einstellung befanden sich dann aber plötzlich fast alle Gegner vor ihm und er konnte sich ein gutes Stück zurückfallen lassen, um lebend aus der Situation zu kommen. Die Zuschauer fiebern hier instinktiv durchaus mit den Figuren mit, weil es gefühlt um Leben und Tod geht. Da „Game of Thrones“ diesen Kniff jedoch mehrmals eingesetzt hat, stellte sich bei vielen eine Ermüdung ein und es kam eher der Vorwurf auf, dass Hauptfiguren einfach unsterblich seien, weil sie ausweglose Situationen überlebt haben.
Diese fehlende, aber wichtige Kontinuität zwischen Einstellungen sahen wir auch im Finale bei Jaime und Cersei, wenn Tyrion seine Geschwister im Schutt des Roten Bergfrieds findet. Am Ende von Folge 5 fällt die gesamte Kammer zusammen und die Zwillinge werden von etlichen Steinen begraben. Am Anfang von Folge 6, wenn Tyrion in jene Kammer geht, ist diese aber noch erstaunlich intakt. Jaime und Cersei sind nur von einigen Steinen verborgen und einige Meter neben ihnen gibt es Stellen, an denen gar keine liegen. Entsprechend haben sich Zuschauer darüber lustig gemacht, dass die beiden nur ein paar Schritte zur Seite hätten gehen müssen und überlebt hätten. Das wirkt sicherlich wie eine Kleinigkeit, allerdings stellt sich dennoch die Frage, warum die Macher solcherlei Problempotenzial nicht vermieden haben und auf entsprechende Übergänge geachtet haben.
Diese fehlende Kontinuität wurde auch bei den Dothraki offensichtlich. Bei der Schlacht von Winterfell wurden sie von den Untoten gleich zu Beginn aufgerieben, wir sahen, wie sich wenige retten konnten. In der nächsten Folge hieß es dann aber plötzlich, es sei nur die Hälfte des Reitervolks gestorben. „Game of Thrones“ hat in der letzten Staffel bei dieser und einigen weiteren Gelegenheiten leider nicht immer ein stimmiges Bild etablieren können, was für einige Verwirrung und das Gefühl von Willkürlichkeit sorgte.
4. Das schnelle Ende des Nachtkönigs durch die falsche Hand
Über Jahre hinweg wurden die Weißen Wanderer und der Nachtkönig als die ultimative Bedrohung aufgebaut, die scheinbar den Konflikt um den Eisernen Thron in den Schatten stellt (obwohl die Serie schließlich „Game of Thrones“ heißt). Zahlreiche Theorien zielten auf das Motiv des Nachtkönigs. War er in Wirklichkeit Bran? Ein Targaryen? In Folge 3 der finalen Staffel erfuhren wir: Er war einfach nur ein normaler Bösewicht, der von den Kindern des Waldes mit der Motivation erschaffen wurde, die Menschen zu töten. Entsprechend fühlten sich Fans enttäuscht, weil sie auf einen klassischen „Game of Thrones“-Twist gehofft hatten. Das ist aber wohl oder übel eher ein Problem der modernen Fankultur, die mit ihren Theorien allem eine Bedeutung und Überraschung andichtet. Die Serie selbst zielte schlicht nie in diese Richtung und ihr kann zumindest an diesem Punkt kaum ein Vorwurf gemacht werden. Allerdings an anderer Stelle: Der Nachtkönig trat viel zu schnell von der Bildfläche. Lediglich eine Episode dauerte die finale Auseinandersetzung, auch wenn diese komplett dem letzten Kampf gewidmet war. Dass die Armee der Untoten, der Nachtkönig und auch wer ihn getötet hat, in den nächsten Episoden gar keine Rolle mehr spielte, ist wohl dem hohen Tempo geschuldet. Es war schlicht keine Zeit, hierfür weitere Dialoge zu platzieren.
Apropos „wer den Nachtkönig getötet hat“: Dass diese Ehre Arya zuteil wurde, stieß ebenfalls einigen sauer auf. Einige meinten, dass sie schlicht nicht dazu in der Lage wäre, was jedoch angesichts ihres langen Trainings in der Serie ein kaum zu haltender Kritikpunkt ist. Arya ist über mehrere Staffeln hinweg zu einer fähigen Killerin geworden, das hat „Game of Thrones“ etabliert. Allerdings fühlen sich einige etwas betrogen, weil Jons eigenes Schicksal eng mit dem des Nachtkönigs verwoben wurde. Er erlebte ihn in Hartheim in Aktion, er machte es sich zur Aufgabe, alle von der Gefahr jenseits der Mauer zu überzeugen. Entsprechend wollten viele Fans, dass sich Jon einen finalen Kampf mit dem Nachtkönig liefert. Aryas eigene Geschichte hatte laut einigen mit der des Bösewichts kaum Berührungspunkte. Diese hätten in einer längeren Staffel vermutlich noch hergestellt werden können, wobei man auch argumentieren kann, dass der Nachtkönig der personifizierte Tod ist, was immerhin Gendry zu Arya sagt. Die lernte den Gott des Todes (auch bekannt als der Vielgesichtige Gott) bei ihrer Ausbildung in Braavos kennen und schon ihr erster Meister Syrio Forel bereitete sie auf eine Begegnung mit dem Gott des Todes vor. Selbst wenn das nicht überzeugt, bleibt festzuhalten, dass Arya als Nachtkönig-Killerin zumindest für eine große Überraschung gesorgt hat, was bei „Game of Thrones“ für einige durchaus einen Reiz ausmacht. Nebenbei erfüllte sie Melisandres Prophezeiung aus Staffel 3, was diese Begegnung im Nachhinein durchaus aufwertet.
5. Von Kaffeebechern und Plastikflaschen
Coffee-Gate und Water-Gate haben zugeschlagen. In Staffel 8 erlaubte sich „Game of Thrones“ gleich zwei Patzer, die im Internet für viel Hohn und Spott sorgten. In Folge 4 war vor Daenerys ein Starbucks-ähnlicher Kaffeebecher zu sehen, im Finale wiederum zwei Plastikflaschen. Fehler solcher Art können auch bei aufwendigen Produktionen durchaus vorkommen. Man würde meinen, dass solcherlei Gegenstände bei einem Mittelalter-Set herausstechen, allerdings darf man nicht vergessen, dass an den Drehorten jenseits der Kamera zig Gegenstände sind, die nicht in solch eine Umgebung gehören: Kabel, die Kameras selbst natürlich, zahlreiche Utensilien, Scheinwerfer und eben Verpflegung. Dass die Schauspieler und die Regisseure vor Ort in der Hektik eines Drehs solche Details übersehen, passiert. Dafür gibt es aber eigentlich auch spezielle Mitarbeiter, die auf solcherlei Dinge am Set achten und spätestens die Post-Produktion geht jedes einzelne Bild durch und sollte solcherlei Fauxpas beseitigen.
Dass diese Fehler im Internet derart aufgebauscht wurden, liegt wohl zum einen an der enormen Popularität der Serie selbst, die eben für eine große Aufmerksamkeit sorgt und gerade bei solchen Themen einen Schneeballeffekt auslösen kann. Auf der anderen Seite waren viele Zuschauer aufgrund der genannten und noch folgenden Probleme gegenüber der letzten Staffel ohnehin kritisch eingestellt. Diese sahen Coffee-Gate und Water-Gate als Beweis, dass sich die Macher und die Crew keine Mühe mehr gegeben haben, was in unseren Augen aber eine haltlose Theorie und dezent fiese Unterstellung ist.
6. Gendry Rivers, Ashas Lachen und andere verwirrende Aussagen
Wer „Game of Thrones“ in der deutschen Synchronisation konsumiert hat, dürfte diesen Fehler gar nicht bemerkt haben, weil die Übersetzer ihn direkt korrigiert haben. Im Original behauptet Gendry allerdings in Folge 4, dass er nicht länger Gendry Rivers sei, nachdem er von Daenerys als legitimer Baratheon anerkannt wurde. Das Problem: Gendry hätte wenn überhaupt den Bastardnamen Waters tragen müssen. Die Bastardnamen leiten sich vom jeweiligen Geburtstort des Bastards ab. Jon heißt beispielsweise Snow oder eben Schnee, weil er aus dem Norden stammt. Gendry wurde in Königsmund geboren, entsprechend müsste er Waters / Wasser heißen und nicht Rivers, da Bastarde mit diesem Namen aus den Riverlands stammen.
Solcherlei Patzer können in einer solch dichten Welt wie der von „Game of Thrones“ passieren, keine Frage. Die Macher der Serie werden aber verständlicherweise nach einem anderen Standard gemessen als der gemeine Fan. Der wunderte sich zudem im Finale, als Asha Graufreud (im Original: Yara Greyjoy) über Sams Idee lachte, das Volk den nächsten Herrscher wählen zu lassen. Auf den Eiseninseln, von denen Asha stammt, ist dies nämlich tatsächlich durchaus Praxis. Dort wurden Könige von den Kapitänen der Schiffe in einem Verfahren namens Kingsmoot bestimmt. Fans fragten sich deshalb, warum gerade Asha mit den anderen über Sams Vorschlag lacht. Der Grund könnte sein, dass eben die Kapitäne abstimmen und nicht das gesamte Volk, wie es Sam vorschlug. Sein Demokratieversuch ging für sie eventuell doch zu weit, als die anwesenden Lords und Ladys über Bran abstimmen, beteiligt sich Asha ebenfalls, mit einer Wahl als solcher scheint sie also kein Problem zu haben.
Diese beiden Beispiele stehen stellvertretend für einige verwirrende Aussagen in der letzten Staffel von „Game of Thrones“. So feierte Tormund beispielsweise Jon nach der Schlacht von Winterfell und fragte in die Runde, wer so verrückt wie er sei und auf den Rücken eines Drachens springen würde. Tormund tat dies allerdings selbst am Ende von Staffel 7, als er mit den anderen jenseits der Mauer von Daenerys und ihren Drachen gerettet wurde. Die größte Verwirrung mit einer Aussage dürfte aber Jaime ausgelöst haben, wozu wir gleich kommen.
7. Jaimes Werdegang (oder: Das haben Brienne und die Unschuldigen nicht verdient)
Jaime schien sich endlich von Cersei befreit zu haben: Er hatte sich ohne ihren Rückhalt in den Norden aufgemacht, er kam mit Brienne zusammen – und nach 20 Minuten mit ihr verließ er sie doch wiederum, um letztlich in den Armen seiner Schwester zu sterben. Fans fühlten sich von diesen raschen Entwicklungen durchaus verprellt, wobei Jaimes Wandel als solcher durchaus eine interessante Geschichte ergab. Er hatte endlich verstanden, dass Cersei keinen guten Einfluss auf ihn hat und sein Untergang sein wird, doch am Ende musste er sich eingestehen, dass er ohne sie nicht leben kann. Hier war erneut das Tempo wohl eher das Problem als die Geschichte selbst. Dadurch, dass all dies in gefühlt ein paar Minuten abgehandelt wurde und wir Jaime nicht wirklich zusammen mit Brienne gesehen haben, konnten viele seinen gefühlt plötzlichen Rückfall nicht nachvollziehen. Wäre er über ein paar Folgen mit Brienne zusammengewesen und seine Erkenntnis, dass er doch zu Cersei gehört, wäre zunehmend stärker durchgesickert, hätte dieser Part vermutlich besser funktioniert.
Wie eben erwähnt, müssen wir dennoch auf eine Aussage von Jaime in der vorletzten Folge eingehen. In Gefangenschaft meint er dort gegenüber Tyrion, dass ihm das Leben der Unschuldigen in Königsmund egal wäre. Es war aber stets ein wichtiger Teil von Jaimes Persönlichkeit, dass dies gerade nicht der Fall ist. Er brach seinen wichtigen Schwur und gab seine Ehre auf, um den Irren König, Aerys II. zu töten, als dieser Königsmund mitsamt den Unschuldigen niederbrennen wollte. Zudem sagte sich Jaime von Cersei los, um den Lebenden im Kampf gegen die Untoten beizustehen. Dass Jaime gegenüber Tyrion lügt und den harten Kerl markiert, scheint eher unwahrscheinlich zu sein. Eventuell sollte verdeutlicht werden, dass Jaime unbedingt zu Cersei zurück will, er mit seinem eigenen Schicksal und dem aller anderen abgeschlossen hat. Sollte dies der Fall sein, hätte aber wohl erneut etwas mehr Zeit und Raum für weiterführende Dialoge diesem wichtigen Wandel gutgetan, da so einige das Gefühl hatten, die letzten Folgen hätten Jaimes Charakter Unrecht getan.
8. Rhaegals Tod und Drogons ungefährdeter Sieg
Als Eurons Flotte Daenerys‘ Drachen Rhaegal in der vierten Folge tötete, waren die Zuschauer überrascht. Immerhin schien es ziemlich leicht zu sein, einen Drachen zu erlegen. In der nächsten Episode schaltete Daenerys jedoch wiederum mit Leichtigkeit innerhalb von Minuten die Flotte von Euron aus, ohne dass ihr oder Drogon ein Kratzer zugefügt wurde. Dies wirkte auf viele Zuschauer ziemlich willkürlich. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Rhaegal schwer verwundet und erschöpft durch die Schlacht von Winterfell und den direkten Aufbruch nach Drachenstein war. Zudem wurden er und Daenerys durch die Eiserne Flotte überrascht. Die Begründung dafür ist allerdings schwammig. Daenerys hätte die Armada von der erhöhten Postion aus sehen müssen. Die Macher erklärten dazu, dass Daenerys Euron und seine Schiffe schlicht vergessen hätte, was aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte allenfalls schwer zu glauben ist. Es wirkt eher so, als wollten die Macher vor dem Finale die Anspannung steigern, indem sie Daenerys einen weiteren Drachen nehmen und Euron als übermächtigen Feind aufbauschen.
Drogons leichter Sieg kann dann wiederum durchaus erklärt werden. Er ist zum einen der stärkste der drei Drachen. Daenerys wusste zudem, was sie erwartet, sie kannte Eurons Tricks und konnte sich dadurch einen Plan zurecht legen. Entsprechend stürzte sie sich im Schutz der Sonne hinab, überraschte damit ihrerseits ihren Gegenspieler und konnte ihn ausschalten, bevor dieser reagieren konnte.
9. Der Tod von Missandei
„Game of Thrones“ wurde seit Jahren aufgrund seiner zweifelhaften Darstellung von nicht-weißen Ethnien und Frauen kritisiert. Bei Missandeis Tod in Folge 4 kam diese Kritik erneut auf, da hier die einzige wichtige schwarze Frau der Serie auf eher unvorteilhafte Art getötet wurde. Als ehemalige Sklavin starb sie in Ketten, ihren Tod sahen wir nur unscharf im Hintergrund, im Zentrum stand die Reaktion von Grauer Wurm. „Game of Thrones“ wurde bereits einmal vorgeworfen, das Leid einer Frau nicht zu zeigen, sondern stattdessen die Reaktionen eines Mannes, um diesen zu motivieren: Als Sansa von Ramsay vergewaltigt wurde, wir aber stattdessen Theons leidgeplagtes Gesicht sahen. Bei Missandei und Grauer Wurm war dies auch der Fall, wenn wir sein wütendes Verhalten der anschließenden Folgen betrachten. Zusätzlich wurde aber ebenfalls Daenerys motiviert, ob dies Missandeis Tod und die Inszenierung besser oder schlechter macht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
An sich muss es den Machern der Serie aus kreativen Gründen natürlich erlaubt sein, einen Charakter zu töten, auch wenn dieser der einzige Repräsentant einer ganzen ethnischen Gruppe ist, wie bei Missandei eben für schwarze Frauen. Dass die Mitglieder dieses Teils der Bevölkerung über solch ein Ableben nicht glücklich sind, ist aber dennoch ebenfalls verständlich. Die einfachste Lösung in solchen Fällen ist es, schlicht mehrere Figuren aus den wichtigen ethnischen Gruppierungen zu zeigen. Nun mögen manche anmerken, dass „Game of Thrones“ nun einmal vom mittelalterlichen Europa inspiriert sei und entsprechend weiße Personen die größte Bevölkerungsgruppe stellen. Wir befinden uns allerdings hier auch in einer Fantasy-Serie mit Drachen, ein paar diverse Charaktere mehr sollten diese angebliche Kopie einer historischen Vorlage also kaum stören. Das kommende „Game of Thrones“-Spin-off beweist zum Beispiel bei der Besetzung, dass mehrere Vertreter von nicht-weißen Ethnien offenbar kein Problem sind.
10. Daenerys schneller Absturz in den… Wahnsinn?
Der wohl größte Knackpunkt für viele in Staffel 8; neben dem Tempo, wobei dies einen großen Einfluss auf die Entfremdung zwischen den Zuschauern, Daenerys und „Game of Thrones“ als Ganzes hatte. Daenerys‘ Wandel zur bösen Tyrannin müssen wir von zwei Seiten betrachten. Zum einen gibt es jene, die meinen, ihr Absturz sei nicht gerechtfertigt und spreche gegen alles, was den Charakter ausgemacht habe. Hier müssen wir die oft vorgetragene Antwort zum Besten geben: Daenerys‘ böse Tendenzen wurden oftmals durch die Serie angedeutet. Sie hatte durchaus einen Hang zu brutalen Konsequenzen, wenn sich Leute ihr in den Weg gestellt haben, und konnte unnachgiebig sein.
Wer dieser Argumentation bis hierhin folgt, dürfte also einsehen, dass Daenerys sich durchaus in diese Richtung entwickeln konnte und dies immer im Bereich des Möglichen lag. Selbst dann stören sich aber viele an der Umsetzung. Innerhalb von zwei Folgen wirft Daenerys ihre moralischen Werte mehr oder weniger über den Haufen oder pervertiert sie zumindest auf grausame Art. Die Gründe dafür wurden zwar gezeigt: Ihr engster Kreis an Verbündeten stirbt (Jorah, Missandei) oder weist sie zurück (Jon), alle anderen in Westeros sind ihr trotz ihrer Opfer beim Kampf gegen den Nachtkönig weiterhin feindlich oder zumindest ablehnend gegenüber eingestellt. Entsprechend war Daenerys verzweifelt, das dürfte vermutlich allen einleuchten. Dennoch scheint ihre Tat ein zu starker Bruch in zu kurzer Zeit zu sein. Wir haben nie gesehen, dass sie Unschuldigen direkt Leid zufügen will, die vorherigen Staffeln hätten wohl besser schleichend zeigen sollen, wie diese rote Linie für Daenerys zunehmend erodiert, weil sie solch extreme Taten als nötig erachtet.
Man könnte argumentieren, dass Daenerys ihrem Vater gefolgt und schlicht wahnsinnig geworden ist. Dies wäre aber ein dramaturgisch durchaus beliebig wirkender Kniff, immerhin könnte fast jeder abrupte negative Charakterwandel mit ausbrechendem Wahnsinn erklärt werden. Die bessere Geschichte ist wohl eher, zu zeigen, wie eine Person ihre moralischen Werte schrittweise verliert. Zumal die Macher von „Game of Thrones“ Daenerys nicht als wahnsinnig darstellen wollten. Ihre Begründung für den Angriff auf die Bevölkerung von Königsmund war, dass sie Cersei persönlich treffen wollte. Daenerys selbst meinte in der anschließenden Folge, dass diese Tat nötig war, um die Welt von einer Tyrannin zu befreien. Nur: Die Schlacht war gewonnen und Cersei schert sich nicht um das Wohl oder Leid ihres Volkes. Wenn Daenerys sie persönlich treffen wollte, hätte sie Cersei direkt angreifen müssen. Logisch wirkt ihr Vorgehen in dieser Hinsicht kaum, weswegen entsprechend viele argumentieren, dass Daenerys schlicht den Verstand verloren hat. Wenn das aber tatsächlich nicht die Intention der Macher war, hätten sie vermutlich eine andere Darstellung für Daenerys‘ moralischen Verfall wählen sollen, als den Angriff auf die unschuldige Bevölkerung einer Stadt, die kapituliert hat.
11. Cersei und die Staffel am Fenster
Neben dem Nachtkönig war Cersei das größte Feindbild der vergangenen Staffeln. In den letzten Folgen hatten wir aber kaum etwas von ihr und der fantastischen Darstellung Lena Headys. Cersei stand meist nur mit einem Weinglas in der Hand an einem Fenster, wie wir es von ihr durchaus aus vorherigen Staffeln gewohnt waren. Auch hier hätten wir uns erneut mehr Folgen gewünscht, um auch ihr den nötigen Raum zu geben.
Neben dem mangelnden Einsatz von Cersei beschwerten sich zudem viele über ihren Tod. Einige Zuschauer wünschten sich vermutlich ein grausameres Schicksal für sie, beispielsweise durch die Hand von Arya. So wurde Cersei in den Armen von Jaime durch eine einstürzende Decke erschlagen. An diesem Punkt konnte die Serie vermutlich nur verlieren, ähnlich wie beim Tod des Nachtkönigs. Fans hatten aufgrund des jahrelang aufgestauten Hasses derart hohe Erwartungen, dass der eigentliche Tod von Cersei wohl in jeglicher Art zumindest einige enttäuscht hätte. So hat ihr Ableben noch einmal eine Facette ihres Charakters gezeigt, die wir lange nicht mehr gesehen haben: die Sorge einer Mutter, die alles für ihre Kinder tun würde. Tyrion meinte nicht ohne Grund, dass dies die einzige positive Eigenschaft von Cersei wäre. Dieser Aspekt hat sie trotz ihrer schlimmen Taten stets vermenschlicht, weil wir verstehen konnten, warum sie tut, was sie tut. Daran in ihren letzten Sekunden noch einmal erinnert zu werden, ist zumindest ein Vorteil ihres Todes in den Armen von Jaime.
12. Jons wahre Herkunft spielt keine Rolle
Es war die größte „Game of Thrones“-Theorie überhaupt und diese Staffel sollte sie endlich zur vollen Entfaltung kommen: Jon ist in Wahrheit ein Targaryen und hat einen besseren Thronanspruch als Daenerys. Nach dem Finale beschwerten sich jedoch etliche Zuschauer, dass seine wahre Herkunft keine Rolle gespielt habe. In dieser Schärfe kann man die Aussage nicht stehen lassen. Jons Abstammung trieb in der Mitte der Staffel einen Keil zwischen ihn und Daenerys, was ein wichtiger Faktor bei ihrem moralischen Absturz war. Dennoch fehlte durchaus die gesamte Staffel über das Gewicht dieser großen Entdeckung. Selbst Daenerys war am Ende einfach bereit, über Jons Thronanspruch hinwegzusehen und wenn er sie nicht abgestochen hätte, hätte sie ihn an ihrer Seite als ihren Mann geduldet. Vermutlich hätten aber alle, die die Wahrheit über Jon kennen, Daenerys fürchten müssen.
Aber auch im großen Spiel der Throne war Jons Herkunft erstaunlich irrelevant. Varys schrieb vor seinem Tod noch Briefe an wichtige Herrscher in Westeros und informierte sie über Jons Anspruch auf den Eisernen Thron. Ob diese Briefe jemals ankam und was sie bewirkt haben, thematisierte die Serie jedoch nie. Viele hätten sich wohl erhofft, dass Jon nach dem Tod von Daenerys tatsächlich der Herrscher von Westeros wird, warum ihm das nicht bestimmt war, haben wir an anderer Stelle bereits erklärt. Dennoch ist die Enttäuschung der Zuschauer durchaus verständlich, wenn sie sich gewünscht hätten, dass diese bestätigte, jahrelange Fan-Theorie mehr Auswirkungen auf das Ende von „Game of Thrones“ hat.
13. König Bran und das Schicksal ist ein mieser Verräter
Auch diese Frage beschäftigte die Zuschauer seit Jahren: Wer sitzt am Ende auf dem Eisernen Thron? Den gibt es zwar dank Drogon nicht mehr, einen neuen Herrscher aber schon und dass es ausgerechnet Bran wird, hat wohl kaum jemand vermutet. Entsprechend kam Kritik von der einen Seite, die lieber eine andere Person (beispielsweise Daenerys, Jon oder Sansa) am Ende als Regent der Sieben oder jetzt eben Sechs Königslande gesehen hätte. Rein logisch können sich andere mit Bran als Entscheider anfreunden, schließlich kann er als Dreiäugiger Rabe alle Ereignisse in Westeros sehen. Manche hätten ihn aufgrund seiner mangelnden sozialen Fähigkeiten zwar dennoch lieber in einer Beraterrolle gesehen, dafür gibt es jedoch auch seinen Rat, der ihn nach außen gut vertreten kann. Vor allem ein Argument von Tyrion, warum Bran König sein sollte, störte aber viele: Er habe angeblich die beste Geschichte. Solch eine Einschätzung ist natürlich stark subjektiv und Bran hat durchaus eine gute Geschichte, Tyrion ruft uns seinen beachtlichen Weg erneut ins Gedächtnis. Dass Bran eine bessere Geschichte als Sansa oder Jon hat, überzeugte allerdings viele Zuschauer nicht.
Ein weiteres Problem mit Bran ergab sich für so manchen Fan, wenn wir seinen Weg zur Krone betrachten. Sie vertreten die Ansicht, dass Bran als Dreiäugiger Rabe in die Zukunft sehen kann; deswegen auch seine Antwort an Tyrion, dass er ja kaum nach Königsmund gekommen wäre, wenn er jetzt nicht König werden wolle. Doch warum hat Bran dann so viele Menschen in Königsmund durch Daenerys‘ Wutanfall sterben lassen, wenn er die Zukunft kennt? Einfach nur, um König zu werden? Ganz so einfach ist es wohl nicht, denn Grünseher, die die Zukunft erblicken können und zu denen der Dreiäugige Rabe gehört, sehen prophetische Visionen von künftigen Ereignissen. Kleine Eindrücke also und nicht das ganze Bild. Entsprechend kann Bran durchaus gewusst haben, dass er am Ende König wird, aber nicht, was genau zuvor mit Daenerys passiert, bis es zu spät war. Doch selbst wenn Bran die Zukunft kennt: Wir dürfen nicht vergessen, dass er jetzt der Dreiäugige Rabe ist und nicht mehr wirklich menschlich, wie er selbst gegenüber Tyrion anmerkte. Der alte Dreiäugige Rabe wusste beispielsweise, dass Hodor sterben und geistig verkrüppelt wird, weil Bran die Kontrolle über ihn übernimmt, bevor es passiert ist. In dem Moment in Staffel 6 weist er Bran schließlich darauf hin, dass er in Hodor wargen sollte. Der Dreiäugige Rabe folgt also offensichtlich dem Schicksal und glaubt, dass alles so eintreten muss, wie es vorherbestimmt ist. Als sich Jon bei Bran entschuldigt, dass er ihn nicht beschützen konnte, meinte der nur, dass Jon genau dort war, wo er sein sollte. Ob jemand mit einem solchen Mangel an Empathie für Einzelschicksale einen guten König abgibt, sei aber einmal dahingestellt.