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„Besser als befürchtet”: Wolfgang Hohlbein frotzelt über die Amazon-Serie „Der Greif”

„Besser als befürchtet”: Wolfgang Hohlbein frotzelt über die Amazon-Serie „Der Greif”
© Gordon A. Timpen / Amazon Studios / Still aus Video-Interview

Mit “Hohlbeins - Der Greif“ bringt Amazon eine aufwändige Serie zu dem deutschen Fantasy-Klassiker auf die weltweiten Bildschirme – die streckenweise nicht mehr viel mit der Handlung des Buchs gemeinsam hat. Was sagt Autor Wolfgang Hohlbein zu der Serien-Adaption?

Wolfgang Hohlbein ist einer der größten Namen in der deutschen Fantasy-Literatur, vielleicht sogar der größte. In den 1980ern machten er und seine Frau Heike eine ganze Generation mit dem Genre vertraut (neben Michael Endes „Die unendliche Geschichte“), mit Büchern wie „Märchenmond“, „Elfentanz“, „Midgard“ – oder eben „Der Greif“. Es folgten rund zweihundert weitere Titel im phantastischen Genre, im Horror-, Abenteuer- und Kinderbuch-Segment („Die Wolf-Gäng“). Seine Bücher haben sich über 44 Millionen Mal verkauft. Umso erstaunlicher, dass die Amazon-Serie zu „Der Greif“ nun die erste Verfilmung seiner frühen Young-Adult-Werke ist.

Der Greif

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Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 21.11.2024 03:50 Uhr

Hohlbein, 1953 in Weimar geboren und in Krefeld aufgewachsen, lebt mit seiner Frau am Niederrhein. Hinter ihrem Haus liegt der selbst angelegte „Märchengarten“, in dem das Ehepaar viele Geschichten zusammen ersonnen hat, die Wolfgang dann aufs Papier brachte. Hier wuchsen auch ihre Kinder auf, ihre Tochter Rebecca ist selbst Fantasy-Autorin. Zur neuen Serie trafen wir Wolfgang Hohlbein zum Online-Interview, er gibt sich als launiger und unterhaltsamer Gesprächspartner. Und er scheint sich wohl zu fühlen in der Rolle des sagenumwobenen Kauzes, der seine Meinung sagt, aber auch in der Rolle des bodenständigen Arbeiters, der Abenteuergeschichten, gute Unterhaltung schreibt – eine Koryphäe der deutschen Phantastik.

Wolfgang Hohlbein zu „Der Greif“: „So weit angenähert, wie es geht“

Es geht also um eine der größten deutschen Fantasy-Serien bisher – „Der Greif“: Fans des 1989 erschienenen Genre-Klassikers könnten sich bei der Umsetzung wundern, denn neben neuen Hauptfiguren und einem anderen zeitlichen Hintergrund wurde auch die Story weiträumig für den Spannungsbogen in Serienform erweitert. Wo sich andere Autor*innen oft pikiert zeigen (zuletzt etwa Frank Schätzing bei “Der Schwarm“), hat Wolfgang Hohlbein dagegen im Pressegespräch einen anderen Blick auf die Adaption seines Materials:

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“Man kann natürlich nicht das, was der Autor im Kopf hat, oder der Leser, 1:1 auf den Bildschirm bringen. Da hat jeder den eigenen Film, der im Kopf abläuft. Und es ist gut gegangen. Die Annäherung ist schon besser, als ich befürchtet habe (lacht). Das hat mir schon richtig gut gefallen. Sie haben sich so weit angenähert, wie es geht.“

Im Gespräch mit kino.de verrät Wolfgang Hohlbein im Detail, wie die Zusammenarbeit mit den Showrunnern aussah, was er gut fand – und was er anders gemacht hätte.

„Ich gucke mir die Leute vorher an“

kino.de: Andere Autoren zeigen sich eher kritisch, wenn ihre Bücher für Film- und Serienadaptionen umgearbeitet werden. Auch bei „Der Greif“ wurde viel Neues hinzugefügt. Wie ist deine Meinung zur Umsetzung?

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Wolfgang Hohlbein: Ich bin da ein bisschen anders vorgegangen als viele meiner Kollegen, die sich dann hinterher bemüßigt fühlen, über das Ergebnis zu meckern. Ich gucke mir die Leute vorher an. Ich habe Sebastian (Marka, Showrunner und Hauptregisseur von “Hohlbeins – Der Greif“) kennengelernt, lange bevor wir angefangen haben, ernsthaft über den Film zu sprechen. Ich habe gesehen, die Chemie stimmt. Wir haben die gleiche Art, wir mögen dieselben Geschichten, wir haben dieselbe Bildersprache im Kopf. Und bei Erol (Yesilkaya, zweiter Showrunner und Drehbuch-Chef der Serie) war es ähnlich. Das Ergebnis gibt mir recht. Sie haben etwas gefunden, was so nahe an meinen „Greif“ herangeht, wie ich es mir nur wünschen kann – hundertprozentig geht nicht. Wir haben alle andere Bilder im Kopf, aber das ist ja auch gut so! Ich wollte ja auch wissen, wie andere die gleiche Geschichte sehen und wie sie sie umsetzen. Und insofern kann ich mir selbst auf die Schulter klopfen, auch wenn man das nicht tut (lacht) und sagen: Alles richtig gemacht. Ich habe mir die Leute ausgeguckt und hatte die richtige Wahl und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Inwiefern warst du eingebunden in die Entwicklung? Auch in das Drehbuch?

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In Details weniger. Ich habe natürlich das Drehbuch gelesen, aber auch erst, als die Dreharbeiten schon fast im Gange waren. In Kleinigkeiten haben wir viel miteinander gesprochen. Die große Tendenz haben wir im Grunde in den ersten ein, zwei Gesprächen festgelegt. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die ich anders gemacht hätte, aber sie haben bei mir offene Türen eingerannt und ich bedauere keine Sekunde, dass ich sie habe machen lassen.

Pünktlich zum Start der Serie gibt es auch eine neue Kurzgeschichtensammlung aus der Welt des „Greif“, kostenlos für Amazon-Prime-Mitglieder:

Geschichten aus dem Schwarzen Turm

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Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 21.11.2024 09:27 Uhr

„Das hätte ich damals besser auch so machen sollen“

Was wäre etwas, wo du gedacht hast: Das ist eine gute Idee, das hätte ich mir auch selbst ausdenken können?

Es war eine gute Idee, den Held älter zu machen. Als ich Mitte 20 war, waren alle meine Helden 13. Ich fand das ein tolles Alter, weil es genau zwischen Kind und Erwachsenem ist. Das heißt, man darf eigentlich noch alles, was ein Kind darf, kann aber schon fast alles, was ein Erwachsener darf, es ist das ideale Alter für eine Abenteuergeschichte. Aber im Film ist eine 12-jährige Identifikationsfigur schwierig, „Stand by Me“ ist das beste Beispiel, oder auch „Stranger Things“. Ich habe dann doch Probleme, mich mit einem 12-jährigen Helden zu identifizieren – mit 15- bis 16-Jährigen geht das schon eher. Ich fand es auch richtig gut, dass sie mehr Hauptpersonen hinzugenommen haben, dass es nicht nur eine Person ist, durch deren Filter man das mitkriegt, sondern zwei oder drei. Das hätte ich damals besser auch machen sollen – aber habe ich halt nicht.

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Gibt es auch etwas an der Serie, wo du gesagt hättest: Ah, das hätte ich gerne anders gemacht?

Ja, zum Beispiel die Gehörnten, die sind toll gemacht, super geschauspielert, super Masken, aber bei mir sind sie eher kleiner und witzig. Es sind eher kleine, witzige Trolle, die durch die Gegend flattern und auch mal einen Klodeckel auf dem Kopf kriegen, weil sie sich verflogen haben. Das sind aber Kleinigkeiten – die sind nicht schlechter, nicht besser, sie sind anders. Aber da ist nichts, wo ich sage: um Himmels willen. Es ist gut, dass andere ihre Kreativität auch mit einbringen.

Mehr: Die besten aktuellen Fantasy-Serien

„Wenn ich wüsste, woher die Faszination für den „Greif“ kommt, könnte ich Bestseller am laufenden Band produzieren“

Hättest du erwartet, dass ausgerechnet “Der Greif“ das erste deiner frühen Bücher ist, das als Film oder Serie umgesetzt wird?

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Im Nachhinein muss ich sagen, ich hätte es mir denken müssen, aber eigentlich habe ich es nicht erwartet. Es gab viele Projekte, die vorher schon intensiver im Gespräch waren und aus verschiedenen Gründen entweder noch nicht geklappt haben oder gerade noch im Entstehen begriffen sind. Aber es war jetzt nicht so, dass das der Favorit ist, wo ich gesagt hätte: Das wird ganz bestimmt der erste Film.

Woher kommt die Faszination ganz besonders für den „Greif“?

Ich weiß es nicht. Wenn ich das wüsste, könnte ich Bestseller am laufenden Band produzieren.

„Früher gab es eben die Fantasy-Nerds, heute ist das ganz normal“

An wen richtet sich aus deiner Sicht die Serien-Adaption – an die Generation von damals, oder eher an ein junges Publikum von heute?

Ich hoffe doch an beide, und ich glaube auch an beide. Meine Generation – ich werde jetzt 70 dieses Jahr – war die erste, die wirklich mit der Phantastik im weitesten Sinn großgeworden ist. Als ich Anfang 20 war, wurde man belächelt, wenn man sowas gelesen hat – und Filme gab es ja kaum. Für die, die jetzt 50, 40 etc. sind, ist das dagegen schon normal. Ich glaube, dass sich auch ein 50-Jähriger den „Greif“ anschauen wird, genau wie ein 20-Jähriger. Früher gab es eben die Fantasy-Nerds, und heute ist das ganz normal geworden. Ich glaube auch, dass sich eine Serie wie „Der Greif“ oder auch „Die Ringe der Macht“ an ein allgemeines, sehr breites Publikum richtet – außer an alte Knacker wie mich, sozusagen. Aber wir sterben ja langsam aus.

Die erste Staffel von „Hohlbeins – Der Greif“ ist bei Amazon Prime verfügbar. Für eine zweite Staffel gibt es bereits Pläne.

Euer Wissen über gruselige Film-Monster könnt ihr im Quiz unter Beweis stellen:

Horrorfilm-Quiz: Teste dein Filmwissen! Aus welchem Horrorfilm stammen die Monster?

 

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