Ab sofort könnt ihr „How I Met Your Father“ im Free-TV sehen. Ob sich das Einschalten für eingefleischte Fans lohnt, erfahrt ihr hier.
Wir leben im Zeitalter der Reboots, Neuauflagen und späten Fortsetzungen. Gibt es böse Zungen, die solchen neuen Serien und Filmen nachsagen, sich auf den vermeintlichen Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen, kommen ab und an auch jene Serien und Filme daher, die mit eigenständigen Ideen den Kanon erweitern. Mit „How I Met Your Father“ wird eine späte, aber auf eigenen Beinen stehende Fortsetzung zu „How I Met Your Mother“ produziert, die sich in der zweiten Kategorie verorten lässt.
Inwiefern sich das Einschalten für eingefleischte Fans des Originals lohnt und warum es der neuen Serie gar gelingt, den größten Fehler von „How I Met Your Mother“ zu umgehen, verraten wir euch in unserer Serienkritik, die auf den ersten beiden Folgen basiert. Der Trailer gibt euch einen ersten Eindruck:
Alle Folgen von „How I Met Your Father“ findet ihr auf Disney+.
Worum geht es?
Im Jahr 2050 will die ältere Sophie (Kim Cattrall) ihrem Sohn bei einem guten Glas Wein erklären, wie sie einst dessen Vater kennengelernt hat. Alles begann an einem Abend im Jahr 2022. Die junge Sophie (Hillary Duff) hat schon zu viele nichtssagende Dates über Tinder hinter sich gebracht, glaubt jedoch, dass sie nun endlich den Mann ihrer Träume in Ian (Daniel Augustin) gefunden haben könnte.
Auf dem Weg zum ersten Date macht sie auf einer Uber-Fahrt Bekanntschaft mit den beiden besten Freunden Jesse (Chris Lowell) und Sid (Suraj Sharma). Im Laufe des Abends wird sie ihrer besten Freundin Valentina (Francia Raisa) ihr Herz ausschütten, erfahren, dass diese ihre Affäre Charlie (Tom Ainsley) aus Großbritannien in die gemeinsame WG hat einziehen lassen und mit Jesses Schwester Ellen (Tien Tran) Bekanntschaft machen. Es ist der Grundstein für eine neue Freundesclique, die sich noch nicht kennt, jedoch von der ersten Sekunde an hervorragend miteinander harmoniert.
Der größte Fehler ist behoben: Die Zukunft steht den Charakteren offen
Die Parallelen zur Originalserie sind vorhanden, doch in einem entscheidenden Punkt macht die neue Sitcom „How I Met Your Father“ alles richtig und merzt gar den größten Fehler von „How I Met Your Mother“ von Beginn an aus.
Waren die Fans von „How I Met Your Mother“ neun Staffeln lang gespannt, wie Ted auf die Mutter seiner beiden Kinder (Lyndsy Fonseca und David Henrie) treffen würde, sieht man im Jahr 2050, wie die ältere Sophie (Kim Cattrall) bei einem guten Glas Wein ihrem Sohn erzählt, wie sie ihren Vater traf. Wo ist der Unterschied? Sah man in „HIMYM“ die Kinder von der ersten Sekunde, lernt man in den Zukunftsblenden bei der älteren Sophie den Sohn eben noch nicht kennen. Es ist der wohl beste Schachzug der „für sich stehenden Fortsetzungsserie“ (O-Ton Co-Schöpfer Isaac Aptaker). Was heißt das nun genau für die Serie und warum birgt die „geheime“ Identität des Sohnes einen entscheidenden Vorteil?
Da Ted seinen Kindern nur an einem Tag im Jahr 2030 von den Abenteuern seiner Freundesclique berichtet, mussten die Aufnahmen mit Lyndsy Fonseca und David Henrie allesamt in den Jahren 2005 bis 2006 entstehen – dem Beginn der Serie. Selbst das Finale, das erst 2014 ausgestrahlt werden sollte, wurde schon während der zweiten Staffel aufgenommen. Die Entwicklungen, die die Charaktere – allen voran Barney und Robin – zwischen den Staffeln zwei bis neun durchliefen, waren für das bereits gedrehte Ende mehr oder weniger nichtig, da die Mutter in dieser Fassung stets sterben würde und Ted seine Kinder darum bittet, Robin erneut für sich gewinnen zu dürfen.
„How I Met Your Father“ lässt sich diesen Raum zur Entwicklung offen. Schon nach der ersten Folge weiß man, dass einige Männer der diversen Freundesgruppe für die Vaterrolle ihres Sohnes infrage kommen könnten. Möglichkeiten für charakterliche Entwicklungen werden hier jedoch nicht bereits im Keim zerstört. Könnte es Mr-Perfect-First-Date-Ian sein? Verdreht ihr Jesse den Kopf, der von Sekunde eins an ein Auge auf sie geworfen hat? Sollte der frisch Verlobte Sid etwa der Vater ihres Kindes sein? Oder wie wäre es mit dem charmanten, wenn auch etwas unbeholfenen Briten Charlie? Mit dem Fokus auf eine witzige Kim Cattrall als ältere Sophie bleiben somit gleich zwei Mysterien offen: Wer und wie ist der Vater? Und wie sieht ihr Sohn eigentlich aus?
„How I Met Your Father“ spielt in der Welt von „How I Met Your Mother“
Neue Charaktere, Freundschaften und Probleme warten auf die Truppe – doch einige Orte werden die Fans frohlocken lassen. „How I Met Your Father“ will keinesfalls „How I Met Your Mother“ kopieren oder eine Neuauflage der beliebten Serie sein. Vielmehr werden nun weitere Geschichten ab dem Jahr 2022 über eine neue New Yorker Clique präsentiert, die in der gleichen Welt spielen, in der auch Ted, Barney, Robin, Lily, Marshall und Tracy herumlaufen.
Obwohl die ersten beiden Folgen bereits einige Anspielungen auf die Original-Serie bereithalten, bleiben die großen Überraschungen noch im Verborgenen. Wir wollen euch nicht allzu viel vorwegnehmen, aber – Achtung, Spoiler! – ihr dürft euch auf einige spannende Auftritte von (Neben-)Charakteren aus „HIMYM“ freuen.
Titelfigur Sophie beweist mehr Herz als Ted Mosby
Mit Ted Mosby präsentierte „How I Met Your Mother“ einst einen auf den ersten Blick recht romantisch veranlagten Mann, der niemandem etwas Böses wollte. Doch statt als Romantiker durch und durch zu agieren, zeigte Ted in neun Staffeln, gerade in seiner Beziehung zu Robin, immer wieder, wie egoistisch und unüberlegt er handelte. Das Finale der Sendung wurde durch das vorbestimmte Finale seit Staffel 2 geschmälert, als Ted einmal mehr versuchte, Robin von sich zu überzeugen.
Mit Sophie wird uns in „How I Met Your Father“ zwar ebenso eine Romantikerin präsentiert, die scheinbar keiner Fliege etwas zuleide tun will, ihr Weg sollte sich jedoch gänzlich von Ted Mosbys unterscheiden. Zugegeben, beide scheinen in ihren Geschichten von einst gern einmal auszuufern, doch hier macht es NICHT den Eindruck, als ob der Vater ihres Sohnes bereits seit mehreren Jahren verstorben ist und sie nun um Erlaubnis bei ihrem erwachsenen (?) Sohn fragt, einen Mann um ein Date zu bitten. Viel mehr steht sie bereits von Sekunde eins an ihre Frau und weiß genau, was sie vom Leben erwartet. Ihre Anekdoten berichten vom Leben selbst, das ihr einige Steine in den Weg legte.
Der Anzugträger stiehlt seinen Co-Stars erneut die Show
Keine Angst, „How I Met Your Father“ hat keinen zweiten Barney Stinson in die neue Serie hineingeschrieben, dennoch gibt es einen Charakter, dessen Anzüge schon nach zwei Folgen zu seinem Markenzeichen gehören und der seinen Co-Stars ein ums andere Mal die Show stiehlt. Gemeint ist Charlie (Tom Ainsley), der britische Lover von Sophies bester Freundin Valentina. Frisch von London nach New York übergesiedelt, zog er prompt in die WG von Valentina und Sophie ein und wünscht sich in Folge 1 etwa nichts sehnlicher, als mit der New Yorker U-Bahn zu fahren.
Zugegeben, die „Fish-out-of-Water“-Thematik hat bereits eine lange Tradition für eingefahrene Witze. Tom Ainsley schafft es jedoch aufgrund seiner charmanten und zuweilen etwas tollpatschigen Art zu überzeugen und sorgt in den ersten beiden Folgen für die größten Lacher. Er ist so liebenswürdig wie Marshall, gut gekleidet wie Barney, bietet Angriffsfläche für kulturfremde Witze wie Robin und kommt mit dem Akzent von Lily in ihrer „James Bond“-Phase daher.
Fazit: Fans des Originals sollten „How I Met Your Father“ eine Chance geben
Statt wie „How I Met Your Mother“ ein Rätsel darum zu machen, wie man die Mutter seiner Träume kennenlernt, hinterlassen die Pilotfolge und zweite Folge von „How I Met Your Father“ die Zuschauer*innen mit dem Gedanken, dass nun der Weg das Ziel ist. Mit Pamela Fryman als ausführender Produzentin und Regisseurin wird für Kontinuität hinter der Kamera gesorgt, die beiden neuen Showrunner Isaac Aptaker und Elizabeth Berger verleihen der Sendung eine eigene Note, die sich von dem Original abhebt, ohne es zu kopieren.
Schon nach zwei Folgen möchte man den neu gefundenen Freundeskreis von Sophie, Jesse und Co. sofort ins Herz schließen und lässt sich auch gern bis zu neun Staffeln darauf vertrösten, das titelgebende Mysterium zu lösen. Vielmehr fragt man sich, wie viele Weinflaschen die ältere Sophie wohl in ihrem Keller bereitstellt und wie viel sie an einem Abend verträgt, ohne den berühmten roten Faden zu verlieren.
Der Weg ist hier das Ziel. Fans des Originals sollten den neuen Charakteren zumindest eine Chance geben und werden schnell merken: Das Herz ist hier am rechten Fleck und die Lacher kommen von ganz allein.
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