Trotz vielversprechender Atmosphäre und spannender Ansätze bleibt die Serie „Mayfair Witches“ hinter ihren Möglichkeiten.
Anne Rice Fans aufgepasst: Nach „Interview mit einem Vampir“ kommt nun eine weitere Romanverfilmung der bekannten Schriftstellerin nach Deutschland. Basierend auf der Mayfair-Hexen-Trilogie erkunden wir gemeinsam mit der Neurochirurgin Rowan Fielding (Alexandra Daddario) aus San Francisco ihre düstere und übernatürliche Familiengeschichte in New Orleans. Die Reise reicht weit bis ins Mittelalter zurück und nimmt uns mit in die tiefen Abgründe einer wohlhabenden und geheimnisvollen Familie. Wir zeigen euch spoilerfrei, ob sich die Reise in das Reich der Mayfair-Hexen lohnt.
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Der Trailer zur Romanadaption von Anne Rice liefert euch erste Einblicke in das düstere Schicksal der Mayfair-Familie:
Die Hauptfigur in „Mayfair Witches“ bleibt unnahbar
Die Hauptprotagonistin Rowan bleibt undurchsichtig und unnahbar und das nicht nur für die Figuren in der Serie, sondern auch für mich als Zuschauerin. Dabei lag es nicht daran, dass sie den Profilen gängiger weiblicher Hauptprotagonistinnen trotzte. Im Gegenteil, ihr fast schon unscheinbares, einfaches Äußeres empfand ich als erfrischend und auch ihre Ansichten, Werte und ihr Streben nach Unabhängigkeit sind nachvollziehbar. Es musste also an was anderem liegen, weswegen ich nicht mit der Figur der Ärztin warm wurde.
Im Laufe der Serie wurde es mir dann klar: Die Unnahbarkeit und die Ungewissheit, die Rowan stets mit sich herumtrug, übertrug sich nicht nur auf die Figuren der Serie, es übertrug sich auch auf mich als Zuschauende. Ein Grund dafür lag in dem unermüdlichen Versuch, aus so gut wie allen Beziehungen und Figuren ein Geheimnis zu kreieren. Es gibt keine wirklichen Anker, bis auf Ciprien (Tongayi Chirisa), an denen man sich als Außenstehende festhalten kann. Alles ist darauf ausgelegt, das Publikum im Ungewissen zu lassen. In dieser ständigen Geheimniskrämerei liegt die Krux und spiegelt sich für mich in der Hauptfigur wider. Außerdem erfahren wir kaum etwas über das Innenleben und die daraus resultierenden Beweggründe ihrer Handlungen, was es ebenfalls erschwert, eine Beziehung zu Rowan aufzubauen und sie zu verstehen.
Einen eigenen Einblick gibt es bei MagentaTV
„Mayfair Witches“: Verstörende Familiengeheimnisse
Die Frage nach Gut und Böse wird meiner Meinung nach viel zu spät aufgelöst und hinterlässt einen sehr unangenehmen Nachgeschmack. Dreht sich die Serie viel um Lust, Begierde und natürlich Sex, offenbart die Geschichte rund um die Mayfair-Familie aus New Orleans ein so dunkles Geheimnis, dass ich irritiert zurückgelassen wurde. Lasher (Jack Huston) und seine Verbindung zu den Mayfair Hexen ist nicht nur unangenehm, sondern bis zum großen Finale absichtlich kaum durchschaubar – weswegen er für mich nur eine merkwürdige und kaum ernstzunehmende Figur bleibt.
Wenn ihr nicht nur bei MagentaTV eintauchen wollt, könnt ihr euch die englische Buch-Trilogie von Anna Rice nach Hause holen:
Das Matriarchat in „Mayfair Witches“
Das Matriarchat wird ganz klar großgeschrieben in der Serienadaption. Das Prinzip ist einfach, die Umsetzung ist es ebenso - so weit so gut. Allerdings zu welchem Zweck? Deidre Mayfair (Annabeth Gish) wird unterdrückt, leidet unter ihrer eigenen Familie und ist somit im Grunde genommen machtlos. Also scheint diese Form als Gegenstück zum Patriarchart eine ganze Weile lang keine Lösung zu sein. Im Laufe der Staffel werden einige Beziehungen zwischen den weiblichen Familienmitgliedern etwas stärker, allerdings ohne den wohlwollenden freundschaftlichen Charakter.
Hexerei als gesellschaftliche Provokation
Die generelle Positionierung von Frauen innerhalb der Gesellschaft ist eine sehr präsente Thematik durch die Serie hinweg. Starke und wissende Frauen wurden in der Vergangenheit der Hexerei bezichtigt und das überträgt sich bis in die Neuzeit – zumindest in „Mayfair Witches“. Das bringt einen sehr interessanten Aspekt auf: Wie werden unabhängige und selbstbestimmte Frauen in der Gesellschaft wahrgenommen? Sie werden verteufelt und an den Pranger gestellt. Dieses hin- und hergerissen sein zwischen gesellschaftlichen Normen und dem Willen nach weiblicher Selbstbestimmung, ist ein zentrales Thema dieser Staffel und wird durch das Haus der Familie und auch durch den weiblichen Körper symbolisiert. Das macht die Serie, trotz ihrer narrativen Schwächen, für mich zu einer interessanten Serie bei MagentaTV. Wer allerdings nur auf die wohlverdiente Hexen-Unterhaltung aus ist, könnte unter Umständen von „Wayfair Witches“ enttäuscht werden.
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