Die deutsche Mini-Serie „Liebes Kind“ behandelt wahrlich keine einfachen Themen. Doch wie wurde sichergestellt, dass man die Kinderdarsteller*innen beim Dreh nicht überfordert?
Seit dem Netflix-Start am 7. September 2023 erfreut sich die sechsteilige Serie „Liebes Kind“ enormer Beliebtheit. Das lässt sich allein schon daran erkennen, dass der deutsche Titel den internationalen Hit „One Piece“ in den hiesigen Netflix-Charts von Platz 1 verdrängte und sich dort weiterhin wacker hält. Beeindruckend ist das auch, weil „Liebes Kind“ wahrlich keine einfache Unterhaltungsserie ist. Es geht schließlich um eine Frau und zwei Kinder, die sich jahrelang in der Gewalt eines Entführers befanden, was besonders für die Frau ein Trip durch die Hölle war, dessen schreckliche Ausmaße man kaum in Worte fassen kann.
Genau wie bei etlichen Horrorfilmen, in denen Kinderdarsteller*innen zu sehen sind, stellt sich aufgrund dieser thematischen Schwere auch bei „Liebes Kind“ die Frage, inwieweit die jungen Schauspieler*innen von Hannah (Naila Schuberth) und Jonathan (Sammy Schrein) wussten, in was für einer Geschichte sie da eigentlich mitspielen. Die Verantwortlichen der Netflix-Serie können alle besorgten Zuschauer*innen zum Glück beruhigen, denn es wurden extra Maßnahmen ergriffen, um die beiden zu schützen.
So verriet Regisseurin Isabel Kleefeld im Gespräch mit Kleine Zeitung:
„Wir haben mit der Kindercoachin und der medienpädagogischen Fachkraft ein Konzept entwickelt, wie wir uns bei einem Psychothriller, der ja überhaupt kein Sujet für Kinder ist, der Arbeit mit den Kindern annähern. So kam die Idee zustande, ein zusätzliches Kinderdrehbuch zu schreiben, in dem alle Kinder-Szenen vorkommen, aber kindgerecht aufbereitet und mit einer eigenen, inneren Logik.“
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„Liebes Kind“-Dreh und -Casting wurden extra auf Kinder zugeschnitten
Inwiefern sich dieses eigene Drehbuch für die jungen Darsteller*innen unterschied, verriet „Liebes Kind“-Produzent Tom Spieß der BILD: „Im Drehbuch stand etwa, dass der Entführer besorgt ist um die Kinder, eher der ängstliche Typ.“ Das übertrug sich entsprechend auf die Wirkung einzelner Szenen, da die Kinder der Manipulation zum Opfer gefallen sind und wirklich dachten, er wolle nur das Beste für sie. Auch bei den Dreharbeiten nahm man natürlich Rücksicht. Als beispielsweise ein Junge mit einer Leiche in einem Raum zu sehen war, wurden der Junge und die Leiche getrennt voneinander gefilmt.
Auch auf die Bedürfnisse der kleinsten Schauspieler*innen achtete man bei der Produktion von „Liebes Kind“, wie Regisseurin Kleefeld versicherte. So fand beispielsweise ein umfangreicher Castingprozess statt, bei dem man die Kinder extra an mehreren Tagen einlud, um mögliche Stimmungsschwankungen zu erfassen. Laut Kleefeld hatten sie aber das Glück, dass Naila Schuberth und Sammy Schrein bereits vor der Netflix-Serie der Kamera standen, die Abläufe also durchaus kannten – und laut ihrer Aussage „einfach immer Bock zu spielen“ hatten. Zudem betonte sie, dass es in Deutschland klare Vorgaben für das Drehen mit Minderjährigen gibt, was sie als Vorteil wahrnahm. Zusätzlich war neben der Kindercoachin und der medienpädagogischen Fachkraft stets ein Elternteil am Set anwesend.
Ob dieser ganze Prozess für Staffel 2 von „Liebes Kind“ wiederholt wird, ist noch unklar. Netflix hat (bislang) keine weitere Season bestätigt, das Projekt wurde klar als Mini-Serie deklariert, wirkt auch inhaltlich abgeschlossen und eine Fortsetzung der gleichnamigen Romanvorlage (hier bei Amazon erhältlich) gibt es ebenfalls nicht. Angesichts der Beliebtheit des Titels dürfte der Streamingdienst aber natürlich durchaus versucht sein, für Nachschub zu sorgen. Womöglich entscheidet man sich ja dann dazu, eine Anthologieserie daraus zu machen, also mit inhaltlich voneinander losgelösten, eigenständigen Staffeln. Dann müsste man neue Kinderdarsteller*innen finden, aber da man jetzt einen Prozess offenbar erfolgreich erproben konnte, dürfte es daran sicherlich nicht scheitern.
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