„Loki“ überrascht nicht nur mit einer weiteren Loki-Version, sondern auch mit einem versteckten Outing des gewieften Magiers. Eine wichtige Aussage, die aber noch nicht ausreicht.
Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht notwendigerweise die aller kino.de-Redakteur*innen.
Alle Jahre wieder hissen Unternehmen, Organisationen – und in manchen Fällen Stadien – im Juni zu Ehren der Pride-Bewegung ihre Regenbogenflaggen. Auch Disney versucht, sich regelmäßig als Ally (zu deutsch Verbündete*r) der LGBTQ+-Community zu positionieren. In Filmen wie „Findet Dorie“, „Thor: Tag der Entscheidung“, „Onward“ und zuletzt „Cruella“ hat es bereits lesbische und schwule Charaktere gegeben, diese waren jedoch stets in kleinen, weniger relevanten Rollen besetzt. Mit der Serie „Loki“ aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU) hat sich jetzt erstmals eine wichtige Hauptfigur geoutet.
– Achtung es folgen Spoiler zu „Loki“ Folge 3 –
„Eternals“ soll den ersten schwulen Superhelden vorstellen. Im Video erhaltet ihr Einblicke in das MCU-Abenteuer:
Während Loki (Tom Hiddleston) mit Sylvie (Sophie Di Martino) ins Gespräch kommt, unterhalten sich die beiden über das wichtigste Thema der Welt – die Liebe. Als die flüchtige Variante Loki fragt, ob es in seinem Leben als Prinz eine Möchtegern-Prinzessin oder einen Möchtegern-Prinzen an seiner Seite gab, antwortet der Gott des Schabernacks mit: „Von beidem ein wenig“. Dass eine so wichtige Figur wie Loki bi- oder pansexuell ist und somit der LGBTQ+-Community angehört, war für viele Fans eine große, positive Überraschung.
„Loki war die erste MCU-Figur, die sich als bisexuell geoutet hat. Das macht mich so glücklich.“
Aussagen wie diese beweisen, dass Repräsentation wichtig ist und den Zuschauer*innen viel bedeutet. Doch das MCU und Disney darf sich auf Lokis kleinem Bekenntnis nicht ausruhen.
„Loki“-Szene doch nur ein Lippenbekenntnis?
Dass dieser Moment für Fans des MCU, die der LGBTQ+-Community angehören, viel bedeutet hat, möchte ich in keiner Weise schlechtreden, zumal meine Meinung als „nicht Betroffene“ wenig zählt. Und trotzdem stellt sich mir die Frage, ist es wirklich so bedeutsam?
Als große Befürworterin des beliebten Franchise glaube ich gerne daran, dass es den Macher*innen hinter den zahlreichen Projekten und Chef Kevin Feige wichtig ist, jeden Menschen auf gekonnte und organische Art zu repräsentieren. Nichtsdestotrotz fühlt sich Lokis Outing in meinen Augen nach genau durchdachtem Marketing an. Sein Statement war kurz genug, um eine Gruppe von Fans damit glücklich zu machen, eine andere damit jedoch nicht zu vergraulen. Schließlich kann man so einen Satz schnell überhören oder in gewissen Ländern auch einfach rausschneiden. Trotzdem greift man den „Regenbogen-Trend“ auf und alle sind glücklich.
„Loki“ exklusiv auf Disney+ streamen
Meine Hoffnung ist nicht, dass das nächste Outing mit Fanfarenzug und einem Meer aus Regenbogen vollzogen wird – auch wenn es ein Outing wäre, das Starlord verdient hat – aber anstatt lediglich darüber zu sprechen, kann man eine solche Beziehung abseits der Heteronormativität auch einfach darstellen. In der Szene im Zug hätte Loki sich auch einen kleinen Flirt mit einem Mann erlauben können. Doch ist das für Disneys familienfreundliches Image vielleicht schon zu viel?
Denkt man mal ein bisschen mehr darüber nach, ist es sowieso vollkommen absurd, davon auszugehen, dass magische Aliens dasselbe Sexualverhalten haben wie wir Menschen. Sie reisen durch fremde Galaxien und lernen alle möglichen Arten von Lebewesen kennen. Da ist es doch eigentlich nur logisch, dass Figuren wie Loki, Valkyrie, Thor (Chris Hemsworth) und Co. nicht auf ein Geschlecht fixiert sind. Zumal es nicht mal sicher ist, ob Eisriesen, Asen und alle anderen MCU-Charaktere, die nicht von der Erde abstammen, überhaupt dieselben Geschlechtsorgane haben wie die Menschen.
Mit diesem Kopfkino lasse ich euch zurück und freue mich darauf, wenn in „Eternals“ ab 4. November 2021 das erste schwule Paar im MCU gezeigt wird. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Szene in der Zukunft kein besonderer Einzelfall mehr bleibt und ganz einfach zur Normalität wird.
Im Artikel sind schon einige Namen gefallen, ob ihr noch mehr wisst, könnt ihr in unserem Quiz testen: