Marvel-Netflix-Serien: Die richtige Reihenfolge

Mit der ersten Staffel von „Daredevil“ begann der große Erfolg der Marvel-Serien auf Netflix und die Geschichte einer Handvoll Superhelden, die in New York auf Verbrecherjagd gehen. Matt Murdock, ein seit seiner Erblindung übermenschlich begabter Rechtsanwalt, verprügelt nachts Kriminelle und macht bald sein Hobby zum (zweiten) Beruf.

Als nächste Serienstaffel des Marvel-Netflix-Kosmos folgte Staffel 1 von „Jessica Jones“. Die übermenschlich starke Privatdetektivin muss sich ihrem schlimmsten Trauma stellen: Der mächtige Kilgrave hatte Jessica vor Jahren versklavt und sie zu Taten gezwungen, die sie am liebsten – mit Hilfe einer gehörigen Menge an Whiskey – vergessen möchte. Im Kampf gegen Kilgrave findet sie unerwartete Freunde und in Luke Cage einen weiteren Verbündeten aus dem Superheldenlager.

Nachdem es Daredevil in der ersten Staffel gelungen war, den mächtigen Wilson Fisk hinter Gitter zu bringen, geht es in Staffel 2 um die Rückkehr von alten Bekannten in Matts Leben: seine alte Liebe Elektra und sein Mentor Stick verwickeln Daredevil in einen jahrhundertealten Kampf gegen die finstere Organisation Die Hand. Und dann wäre da noch ein in seiner Mordlust unkontrollierbarer Mann namens Frank Castle, den alle den Punisher nennen.

Luke Cage kommt durch illegale Experimente an Häftlingen zu unzerstörbarer Haut und beschließt, seine Unverwundbarkeit in den Dienst Harlems zu stellen. Dort ist das „Harlem’s Paradise“, der Nachtclub des Unterweltbosses Cottonmouth, zum Zentrum aller kriminellen Machenschaften geworden. Luke macht es sich zur Aufgabe, dem ein Ende zu bereiten.

Das Debüt des unsterblichen Iron Fist folgt dem milliardenschweren Vermissten Danny Rand, der nach jahrelangem Training im mystischen K’un-Lun nach New York zurückkehrt, um sich sein Erbstück der Rand Enterprises gegen den Widerstand finsterer Machenschaften zu erkämpfen.

Nachdem Jessica Jones, Iron Fist, Daredevil und Luke Cage in ihren eigenen Marvel-Netflix-Serien eingeführt sind, ist es an der Zeit, das Verbrechen in New York gemeinsam als „The Defenders“ zu bekämpfen. Mit vereinten Kräften trotzen sie der scheinbar unauslöschlichen Organisation Die Hand, die man bereits aus der zweiten Staffel „Daredevil“ kennt. Für „The Defenders“ wurde nie eine zweite Staffel angekündigt, weshalb es für die Superheldentruppe bei den existierenden acht Episoden geblieben ist.

Auch Frank Castle kennen Fans bereits aus „Daredevil“ Staffel 2. „The Punisher“ Staffel 1 taucht tiefer in die tragische Geschichte des Antihelden ein, dessen blutiger Rachefeldzug gegen die Mörder seiner Familie immer weitere Kreise zieht. Anders als bei den gewohnten Skrupeln, die fast alle Superhelden mit dem Töten haben, ist das Ermorden seiner Feinde für den Punisher eine Notwendigkeit.

Über die mysteriöse Herkunft der Kräfte von Jessica Jones erfuhr man in der ersten Staffel kaum etwas. In Staffel 2 ändert sich das: Die Protagonistin stellt sich ihrer Vergangenheit und bekommt es auf der Suche nach der Wahrheit unerwartet mit ihrer (noch stärkeren) Mutter zu tun.

In „Luke Cage“ Staffel 2 findet eine bemerkenswerte Wandlung des Protagonisten statt – vom moralisch integren Beschützer hin zu einem, der sich die Hände im Zentrum der Kriminalität schmutzig macht, um Herr der Lage im krisengebeutelten Harlem zu bleiben. Wo Luke Cage am Ende der zweiten Staffel steht, ist ein aufregender und damit leider umso ernüchternder Cliffhanger, denn auch für diesen Marvel-Helden wird es bei Netflix keine weitere Staffel geben.

Aus den vernichtenden Reaktionen auf die erste Staffel von „Iron Fist“ folgten beharrliche Anstrengungen bei Marvel und Netflix, die Serie zurück in die Gunst der Fans zu holen. Mit Erfolg: Staffel 2 wartete mit deutlich besseren Kampfszenen, einem (endlich) überzeugenden Danny Rand und vor allem einem überraschenden Ende samt vogelwilder Post-Credit-Szene auf. Schade drum, denn „Iron Fist“ Staffel 3 wird es nicht geben.

In der fulminanten dritten Staffel von „Daredevil“ feiert Wilson Fisk sein Comeback als Matt Murdocks schlimmster Feind, während Daredevil sich entscheiden muss, ob er für immer der Teufel von Hell’s Kitchen bleiben will. Auch wenn Staffel 3 zunächst die letzte der erfolgreichsten Marvel-Serie auf Netflix war: Fans dürfen sich freuen, denn Staffel 4 von „Daredevil“ ist beschlossene Sache.

Franks Geschichte hängt am Ende der Staffel lange nicht so unfertig in der Luft wie bei „Iron Fist“ oder „Luke Cage“. Allerdings ist die Sache noch nicht ganz vom Tisch: Disney hat sich die Rechte an „The Punisher“ gesichert, sodass vielleicht doch noch Hoffnung für eine dritte Staffel besteht.

In der dritten und letzten Staffel muss sich Jessica Bösewicht Gregory Sallinger stellen und die komplizierte Beziehung zu ihrer Schwester Trish ausloten. Staffel drei von „Jessica Jones“ beendet die Ära der Marvel-Serien bei Netflix – da Marvel mittlerweile Serien nur noch für den eigenen Streamingdienst Disney+ produzieren will, ist es so gut wie ausgeschlossen, dass es weitere Marvel-Serien bei Netflix geben wird.

Bleibt nur zu hoffen, dass Disney sich vorbehält, den weniger kindgerechten Storylines einiger Superhelden aus den Marvel Comics weiterhin eine Chance zu geben, wie sie es in Kooperation mit Netflix über dreizehn Staffeln bereits taten und bei anderen Marvel-Serien wie „Legion“ momentan noch tun.