Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe: Historischer Dreiteiler um die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen dem Habsburger Prinzen Maximilian und Maria, Herzogin von Burgund.
Der aufwändige Dreiteiler ist vorzügliches historisches Fernsehen mit vielen Bezügen zur Gegenwart.
Hollywood hätte die Geschichte des „letzten Ritters“ Maximilian, der 1477 durch seine Heirat mit Maria das Weltreich der Habsburger begründete, vermutlich ganz anders erzählt. Die österreichisch-deutsche Koproduktion ist ein sehr europäischer Film, aber nicht minder sehenswert: weil die Handlung viele Rückschlüsse zur heutigen Verquickung von Politik und Wirtschaft zulässt; weil der Dreiteiler von einer großen Liebesgeschichte handelt, obwohl sich das Liebespaar am Ende von Teil zwei zum ersten Mal begegnet; weil die Darsteller keine Weltstars sein mögen, aber sehenswerter sind als viele Hollywoodgesichter; weil der Film auf eine kunstvolle Weise fotografiert ist, die höchsten Maßstäben gerecht wird. Außerdem stehen die beiden wichtigsten Verantwortlichen für herausragende Qualität: Das deutschsprachige Fernsehen hat den Österreichern Martin Ambrosch (Buch) und Andreas Prochaska (Regie) mit „Spuren des Bösen“ eine der besten Krimireihen zu verdanken. Dass das Duo in der Lage ist, historischen Stoffen überraschende Seiten abzugewinnen, hat es mit „
Das Attentat - Sarajevo 1914“ (2014) bewiesen.
Damit erst gar keine Zweifel aufkommen, worum es bei „Maximilian“ geht, trägt der Dreiteiler den Zusatz „Das Spiel von Macht und Liebe“. Das ist als Signal zwar etwas schlicht, aber nicht verkehrt, schließlich erzählt der Film, wie „
Game of Thrones“ im europäischen Mittelalter funktionierte: Die Herrscher verheirateten ihre Kinder untereinander, um auf diese Weise Allianzen zu schließen. Maria von Burgund (Christa Théret), Tochter von Karl dem Kühnen, ist nach dessen Tod 1477 die mächtigste Frau in Europa, doch sie hat ein Problem, und das ist ihr Geschlecht: Das Herzogtum ist ein französisches Lehen und darf nur von einem Mann regiert werden. Zur gleichen Zeit muss der Habsburger Friedrich III. (Tobias Moretti), bettelarmer Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, im fernen Wien machtlos mit ansehen, wie die Ungarn immer öfter ins Land einfallen. Er ist überzeugt, dass nur eine Chance gibt, sein Reich zu retten: Sein Sohn Maximilian (Jannis Niewöhner) muss Maria heiraten. Die beiden sind jedoch viel zu stolz, um eine arrangierte Vernunftehe einzugehen. Die Vorzeichen ändern sich allerdings, als der angeschlagene Ludwig XI. (Jean-Hugues Anglade), Friedrichs großer Kontrahent, Maria als Gattin für seinen Sohn auserwählt.
Diese Geschichte ist es fraglos wert, erzählt zu werden, zumal sich die Frage, was das alles mit uns zu tun hat, rasch erübrigt. Ambrosch und Prochaska haben die Handlung zwar nicht als Allegorie auf die Gegenwart konzipiert, weshalb sich die Parallelen eher implizit ergeben; dennoch lässt sich „Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe“ dank des ausschließlich strategischen Kalküls der Herrschenden und der daraus resultierenden wechselnden Allianzen als Spiegel der heutigen Weltpolitik betrachten. Ein Ereignis ist der Dreiteiler jedoch wegen der Umsetzung. Schon der Vorspann und die wuchtige Musik (Matthias Weber) signalisieren großes Fernsehen. Auch die Bildgestaltung ist ein Genuss. Kameramann Thomas Kiennast hat allem Anschein nach auf künstliche Lichtquellen verzichtet. Diese Ästhetik lässt viele Aufnahmen wie Gemälde wirken und verleiht dem Film eine ganz spezielle Atmosphäre. Nicht minder sehenswert sind die beiden Hauptdarsteller: Die Französin Christa Théret verkörpert die Herzogin als moderne Frau mit sympathisch subtiler Ironie, Niewöhner spielt Maximilian als Ritter ohne Furcht und Tadel, sorgt aber auch für die nötigen Zwischentöne, die nachvollziehen lassen, warum sich Maria in ihn verliebt. tpg.