Die besten neuen Serien 2017
Es ist wieder so weit. Ein höchst ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. 2017 stand im Zeichen von starken Frauen, historischen Stoffen und politischen Botschaften. Unsere Redaktion hat ihre persönlichen Tops und Flops zusammengefasst.
„Alias Grace“
Engelhafte Unschuld oder mörderische Schlange? Die Miniserie von Netflix erzählt die Geschichte des irischen Dienstmädchens Grace Marks (Sarah Gadon), die ihre Herren ermordet haben soll und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der charmante Dr. Jordan (Edward Holcroft) wird damit beauftragt, ihre geistige Gesundheit zu prüfen. Doch die naiv anmutende Grace ist intelligenter, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Schon bald spinnt die Schönheit wie einst Scheherazade aus „Tausendundeiner Nacht“ einen narrativen Faden, der den Zuschauer fesselt. Das Netflix Original liefert ein Meisterstück des unzuverlässigen Erzählens ab, wodurch wir Wahrheit und Fiktion nicht mehr unterscheiden können. Am Ende müssen wir uns fragen, ob es überhaupt eine Wahrheit gibt. Und kann eine unterprivilegierte Frau wie Grace sie überhaupt aussprechen? Oder wird sie von der puritanischen Gesellschaft des viktorianischen Zeitalters von vornherein verurteilt? Die Handlung basiert auf einem Roman der feministischen Autorin Margaret Atwood, die sich von einem wahren Mordfall inspirieren ließ.
„The Handmaid’s Tale“
Und noch eine Adaption von Margaret Atwood. Diesmal geht es um eine dystopische Zukunft, in der ein Teil Amerikas von einer christlich-fundamentalistischen Diktatur beherrscht wird. Im Zentrum steht die junge Offred (Elisabeth Moss), die als eine der wenigen fruchtbaren Frauen einem hohen Parteizugehörigen (Joseph Fiennes) zugeteilt wird. Fortan muss sie sich als Konkubine im Haushalt seiner strengen Ehefrau Serena Joy (Yvonne Strahovski) behaupten. Offreds einziger Zweck ist es, ein Baby zu gebähren. Doch die rebellische „Dienerin“ wehrt sich so gut sie kann gegen das Regime, das ihre Familie und Freiheit geraubt hat. Die kleine Hulu-Produktion überraschte mit einem Erdrutsch-Triumph bei den Emmys 2017, wo sie fast acht Trophäen abräumte. Infos zur 2. Staffel von „The Handmaid’s Tale“ bekommt ihr in unserem Artikel.
„Ozark“
„Breaking Bad“ meets „Bloodline“: In dem düsteren Netflix-Thriller geht es um den unscheinbaren Buchhalter Martin Byrde (Jason Bateman), der sich bei einem krummen Geschäft mit dem falschen Drogenbaron einlässt. Er muss mit seiner Familie in das gottverlassene Nest Ozark ziehen, um eine unmögliche Geldsumme zu waschen. Dabei schlägt er sich mit einheimischen Kleinkriminellen, Eheproblemen und seiner pubertierenden Tochter herum. „Ozark“ bietet wahrlich nichts Neues. Dafür sorgt der fantastische Cast (Laura Kinney, Julia Garner) und die düstere Szenerie für solide Genrekost. Für alle Fans der etwas härteren Gangart empfehlenswert. Ob ihr eine 2. Staffel von „Ozark“ zu sehen bekommt, erfahrt ihr hier.
„Big Little Lies“
Die gefeierte Miniserie erzählt die Geschichte von drei ungleichen Müttern in einer wohlhabenden Küstenstadt in Kalifornien. Die drei werden bald in einen Mordfall verwickelt, der die Geheimnisse der Stadt sowie ihre eigenen dunklen Seiten zum Vorschein bringt. Die HBO-Produktion überzeugt mit hochwertiger Besetzung. Reese Witherspoon, Nicole Kidman und Shailene Woodley geben ihr bestes als Übermütter, die durch ihren eigenen Perfektionismus in die Enge getrieben werden, während Alexander Skarsgård einen gewalttätigen Ehemann mimt. „Big Little Lies“ basiert auf dem Bestseller von Liane Moriarty „Tausend kleine Lügen“ und sollte ursprünglich nur eine Staffel lang werden. Nach den Erfolgen bei den Emmys und Golden Globes hat HBO doch noch eine 2. Staffel in Auftrag gegeben. Ob das eine gute Entscheidung war?
„Mindhunter“
David Fincher hat durch „House of Cards“ Netflix erst ins kollektive Bewusstsein katapultiert. Ihre zweite Zusammenarbeit ist von keinem ähnlichen Erfolg gekrönt. Das heißt aber nicht, dass „Mindhunter“ nicht lohnenswert wäre. Im Netflix-Original geht es um den jungen FBI-Agenten Holden Ford (Jonathan Groff), der von den Methoden der Kriminologie enttäuscht ist. In den Siebzigerjahren beginnt Ford berühmte Serienkiller wie Edmund Kemper zu interviewen. Dadurch verspricht er sich Erkenntnisse, mit denen er Täter früher finden kann. Doch nach dem Motto „Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ beginnt sich Fords Wesen bald zu verändern. Wird er etwa selbst zum Versuchskaninchen seiner intelligenten Studienobbjekte? Die Geschichte basiert auf einem gleichnamigen Sachbuch, in dem die Geburtsstunde des Profiling nachgezeichnet wird. Auch wenn die Serie ihre Längen hat, hält die Serienkiller-Thematik noch viel Potential bereit. Eine 2. Staffel ist bereits sicher.
„Taboo“
Die historische Serie von und mit Tom Hardy stellt den undurchsichtigen Abenteurer James Delaney (Hardy) ins Zentrum, der nach einer Afrikaexpedition als verschollen galt. Nun kehrt er nach dem Tod seines Vaters überraschend nach London um 1812 zurück, um sein Erbe einzufordern. Doch nicht das Geld lockt ihn, sondern ein düsteres Geheimnis. Delany hat noch eine alte Rechnung zu begleichen. Die Serie ist ein Starvehikel für Tom Hardy, der seine Rolle als brummbäriger Außenseiter bravourös meistert. Auch wenn die Geschichte zuweilen ihre Längen hat, lohnt es sich dran zu bleiben. Die dreckig düstere Amtosphäre und das aufwendig inszenierte Setting machen „Taboo“ allemal sehenswert. Eine 2. Staffel ist bereits im Anmarsch.
„Legion“
Wer sich auf eine abgefahrene Seherfahrung einlassen möchte, sollte sich unbedingt „Legion“ anschauen. Die FX-Serie zeigt, dass Superheldengeschichten sehr wohl originell sein können. David Haller (Dan Stevens) leidet an Schizophrenie und lebt in der Psychiatrie. Doch dann erwachen Kräfte in ihm, die sein Leben für immer verändern könnten. „Legion“ ist ein wahnwitziger Drogentrip, der uns in eine fantastische Welt voller schräger Charaktere und Settings entführt. Unvorhersehbar, cool und teilweise anstrengend, doch nie langweilig. Eine 2. Staffel ist bereits sicher und wird die verspielte Inszenierung hoffentlich weiter auf die Spitze treiben.
„The Deuce“
Die Drama-Serie von „The Wire“-Mastermind David Simon lässt uns ins New York der 1970er Jahre eintauchen. Dabei zeichnet HBO nur vordergründig die Geburtsstunde der Porno-Industrie nach. Es geht vielmehr wie schon in „The Wire“ um die Brutalität eines kapitalistischen Systems, das mit den Sehnsüchten der Menschen spielt. Die minutiöse Millieustudie glänzt mit überzeugenden Charakteren und messerscharfen Dialogen. Besonders Maggie Gyllenhaal sticht hier als abgebrüht naive Prostituierte hervor, während James Franco in einer Doppelrolle glänzt. Für alle Fans der anspruchsvollen TV-Unterhaltung empfehlenswert.
„4 Blocks“
Endlich mal eine deutsche Serie, die es zu den Highlights des Jahres geschafft hat. „4 Blocks“ erzählt die Geschichte von rivalisierenden Mafia-Clans, die in eine gewalttätige Abwärtsspirale geraten. Dabei glänzt die TNT-Produktion mit gut gezeichneten Figuren und viel Authentizität. Man hat das Gefühl, dass es genau dort genau so zugeht. Dafür wurde an Originalschauplätzen in Neukölln und Kreuzberg gedreht und der Slang der Szene studiert. Die deutsche Antwort auf „Gomorrha“ bekommt 2018 eine 2. Staffel.
Die besten neuen Staffeln
Neben den neuen Serien hat 2017 auch einige gelungene Staffelverlängerungen zu bieten. Wir haben unsere persönlichen Highlights zusammengefasst.
- „Master of None“ Staffel 2 - Die subtile Komödie konnte ihren Charme auch in der 2. Staffel halten und verbirgt viele neue Wahrheiten über das Leben und Leiden der Millennials.
- „Better Call Saul“ Staffel 3 - Die Gerichtsszene zwischen Jimmy und Chuck gehört zu den absoluten Highlights des Serienjahres. Obwohl „Better Call Saul“ immer mehr Verbindungen zur Vorlage knüpft, hat sie ihre eigenständige Stellung unter den besten Serien mehr als bewiesen.
- „Stranger Things“ Staffel 2 - Gelungene Erweiterung des Serien-Universums. Kinderdarsteller wie immer charmant. Und auch wenn viele Ideen wiederholt werden, sind wir schon jetzt gespannt auf Staffel 3.
- „The Leftovers“ Staffel 3 - „The Leftovers“ gehört zu den am meisten unterschätzten Serien überhaupt. Auch wenn die 3. Staffel die letzte sein wird, endete die Show auf HBO wenigstens mit einem Knall.
- „Narcos“ Staffel 3 - Trotz des Besetzungskarussells ist „Narcos“ sich selbst treu geblieben. Die neuen Protagonisten sind genauso interessant, wenn nicht sogar interessanter als die alten. Wir sind schon gespannt auf weitere Geschichten aus der brutalen Welt des Drogenhandels.
Das sind die größten Flops
Auch wenn Netflix 2017 viele Hits beigetragen hat, kann der Streaming-Dienst genau so viele Flops bieten. Wir haben unsere größten Nieten zusammengefasst.
- „Santa Clarita Diet“ - Humor ist bekanntlich Geschmackssache. Trotzdem hat der hochkarätig besetzten Serie das gewisse Etwas gefehlt. Wenn man sich trotz Kannibalen-Humors langweilt, dann ist eindeutig etwas schief gelaufen.
- „Gypsy“ - Auch hier versuchte man mit einem Star wie Naomi Watts zu locken. Doch die Geschichte war so dröge, dass Netflix die Absetzung gar nicht schnell genug ging. Richtig so!
- „Disjointed“ - Die gescheiterte Sitcom von „Big Bang Theory“-Schöpfer Chuck Lorre verließ sich viel zu sehr auf flache THC-Klischees, die wenig zum Lachen anregen. Sogar Oscar-Preisträgerin Kathy Bates konnte das Projekt nicht retten.
- „Marvels Iron Fist“ - Marvels Glücksträhne neigt sich langsam dem Ende zu. „Marvels Iron Fist“ war in den Kampfszenen so lieblos inszeniert, dass nur Geldmacherei im Spiel sein kann. Wir hoffen, dass die 2. Staffel besser wird. Bei den ganzen tollen oder zumindest soliden Serien aus dem Hause Marvel muss man sich das aber nicht geben.
- „The Walking Dead“ Staffel 8 - Man kann es drehen und wenden wie man will: „The Walking Dead“ ist einfach schlecht geworden. Das Midseason-Finale hat erneut bewiesen, dass Showrunner Scott Gimple keine Vision hat und nur auf billige Cliffhanger setzt. Wenn man ehrlich ist, schalten die meisten sowieso nur noch deswegen ein.
- „House of Cards“ Staffel 5 - Und noch ein langjähriger Favorit, dem die Luft ausgegangen ist. Nach dem Skandal mit Kevin Spacey dürfte sich die Polit-Serie sowieso erledigt haben. Hoffen wir mal, dass die sechste und letzte Staffel mit Robin Wright das angekratzte Image kitten kann.