Fans hatten es lange befürchtet, jetzt ist es endgültig Gewissheit: Trotz nahezu frenetischer Reaktionen geht die wohl beste Serienkiller-Serie bei Netflix nicht weiter.
„Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ trat im vergangenen Jahr erneut den Beweis an, dass Serienkiller eine enorme (für manche schon bedenkliche) Faszination auf das Netflix-Publikum ausüben. Die Geschichte über einen der bekanntesten Serienmörder der Geschichte ist immerhin aktuell auf Platz 3 der meistgestreamten englischsprachigen Netflix-Serien. Doch schon zuvor gab es ein Serienkiller-Format, dass ohne die „Dahmer“-Kontroversen auskam und weitaus bessere Kritiken einstreichen konnte. Die Rede ist natürlich von David Finchers „Mindhunter“.
Nachdem der Meisterregisseur mit „Sieben“ und „Zodiac – Die Spur des Killers“ bereits bewiesen hatte, dass er fesselnde Serienkiller-Geschichten inszenieren kann, legte er mit der Netflix-Serie eindrucksvoll nach. Darin geht es um die FBI-Agenten Holden Ford (Jonathan Groff) und Bill Tench (Holt McCallany), die zusammen mit der Psychologin Wendy Carr (Anna Torv) in den 70er-Jahren mit dem beginnen, was man heutzutage gemeinhin als Profiling kennt. Systematisch studieren sie die Psychologie von verurteilten Serienkillern – und versuchen in Staffel 2 gar, das Gelernte in der Praxis anzuwenden, um einen Serienkiller zu identifizieren und zu verhaften.
Diese zweite Staffel erschien 2019 und seitdem fragten sich Fans, ob die herbeigesehnte Staffel 3 von „Mindhunter“ noch erscheinen wird. Nachdem Netflix die Serie zunächst 2020 auf unbestimmte Zeit auf Eis legte, verkündete David Fincher jetzt offiziell, dass der Streamingdienst seinem Projekt den Stecker gezogen hat. Im Interview mit Le Journal du Dimanche (via TV Line) erklärte der Filmemacher den Grund dafür:
„Ich bin sehr stolz auf die ersten beiden Staffeln. Es ist eine sehr teure Serie und nach Netflix‘ Sicht der Dinge haben wir kein Publikum gewinnen können, das groß genug ist, um solch eine Investition [in Staffel 3] zu rechtfertigen.“
Mit Blick auf die Netflix-Verantwortlichen stellte Fincher aber zugleich klar:
„Ich mache ihnen keinen Vorwurf; sie gingen das Risiko ein, die Serie überhaupt zu machen… Es ist fantastisch, mit Leuten arbeiten zu können, die zu mutigen Aktionen fähig sind. Wenn unsere Absichten nicht mehr übereinstimmen, müssen wir ehrlich darüber sein, getrennte Wege zu gehen.“
David Finchers neuer Film erscheint 2023 bei Netflix
David Fincher konzentriert sich also offenbar auf den positiven Aspekt und ist schlicht dankbar dafür, dass es ihm Netflix ermöglicht hat, überhaupt zwei Staffeln seines ambitionierten Projektes umzusetzen. Dass die Fans angesichts dieser Nachricht ebenso verständnisvoll reagieren, darf bezweifelt werden. Immerhin erfreute sich „Mindhunter“ einer enormen Beliebtheit bei denen, die die Serie gesehen haben. Bei Rotten Tomatoes kommen beide Staffeln im Schnitt bei den Kritiker*innen auf 97 %, beim Publikum auf ebenso sagenhafte 95 % Zustimmung. Wer sie noch nicht gesehen hat, sollte das definitiv nachholen. Das Ende von Staffel 2 deutet zwar an, was uns in einer dritten Staffel erwartet hätte, ein riesiger Cliffhanger ist es jedoch nicht und entsprechend kann man die insgesamt 19 Folgen auch ohne großen Abschluss genießen. Falls ihr noch kein Netflix-Abonnement habt oder eure bestehende Mitgliedschaft aufwerten wollt, könnte Sky Q eine verlockende Alternative sein, denn dort erhaltet ihr Zugriff auf etliche weitere Streamingdienste.
Hoffnungen, dass ein anderer Streamingdienst oder Sender „Mindhunter“ aufgreifen und fortführen wird, sollten sich Fans lieber nicht machen. Die öffentliche Aussage von Fincher, dass die Serie kein lohnendes Investment war, dürfte eher abschreckend wirken. Wer mehr vom hochgeschätzten Filmemacher sehen will, muss sich noch ein wenig gedulden, bis sein neuer Film startet – und das ausgerechnet bei Netflix. Am 10. November 2023 startet dort „The Killer“, wobei es dort nicht um Serienmörder geht. Michael Fassbender spielt hier stattdessen einen Auftragsmörder, den plötzlich sein Gewissen plagt. In der großen Netflix-Vorschau könnt ihr auch einen ersten Eindruck von diesem kommenden Film erhaschen:
