Disney+ hat eine überraschend blutige Teen-Fantasy-Serie an den Start gebracht, die einst für Netflix geplant war. Jetzt erobert der Titel die Streaming-Charts.
Eigentlich sollte „Pauline“ nach „How to Sell Drugs Online (Fast)“ und „King of Stonks“ die nächste Produktion der bildundtonfabrik für Netflix werden. Der Streamingdienst legte das Projekt allerdings auf Eis – und Disney+ erkannte das Potenzial der Serie (via DWDL). Auf den ersten Blick scheint die Coming-of-Age-Geschichte um Abiturientin Pauline (Sira-Anna Faal) perfekt ins Konzept des zum Großteil kinderfreundlichen Anbieters zu passen. Dieser Eindruck ändert sich aber im Verlauf der insgesamt sechs Episoden…
– Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen. –
Einen ersten Einblick liefert euch der offizielle Trailer:
„Pauline“ erobert Streaming-Charts: Innovative Serie wirbelt Teen-Genre auf
Disney+ weitet das Programm an deutschen Produktionen aus: Mit „Pauline“ feierte am 22. Mai 2024 eine Coming-of-Age-Geschichte Premiere, die mit Fantasy-Elementen zu begeistern weiß. Den innovativen Ansatz belohnt das Publikum direkt mit einem Platz in den Streaming-Charts von Disney+ (via FlixPatrol). Bereits seit dem 24. Mai hält sich der Titel dort stets zwischen Platz 8 und 10. Damit hat Netflix einen potenziellen Top-10-Hit abgewiesen, denn ursprünglich sollte der Anbieter die Produktion von „Pauline“ übernehmen.
Aber worum geht’s eigentlich? Die Titelheldin steht kurz vor dem Abitur. Ein Stipendium für das ersehnte Medizinstudium im Ausland hat sie eigentlich so gut wie sicher, wäre da nicht Konkurrentin Britta (Johanna Hens) – und eine ungeplante Schwangerschaft, die Paulines Leben auf den Kopf stellt. Da sich der Vater als Sohn des Teufels (Ludger Bökelmann) entpuppt, muss die Schülerin am eigenen Leib erfahren, mit welchen Mitteln Dämonen und Engel versuchen, die übernatürlichen Mysterien zwischen Himmel und Hölle vor den Augen der Menschheit zu verbergen.
Klingt für euch nach einer Teen-Story mit Mystery-Charakter? Genau das ist „Pauline“ auch – und irgendwie doch ganz anders. Positiv möchte ich definitiv hervorheben, dass die Serie einen erfrischenden Blick auf den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse wirft. Dem Cast rund um Sira-Anna Faal („Druck“), Ludger Bökelmann („Die Discounter“), Nikeata Thompson („Chantal im Märchenland“) und Lukas von Horbatschewsky („Liebesdings“) gelingt es, Themen wie Erwachsenwerden, Identitätskrise sowie die Irrungen und Wirrungen von Liebe und Freundschaft eindrucksvoll auf die Bildschirme zu bringen. Gleichzeitig ergänzen Dimitrij Schaad („Kleo“), Andrea Sawitzki („Tatort“) und Amira Ghazalla („My Brother the Devil“) die übernatürliche Ebene, die der Serie einen ganz besonderen Charme verleiht.
Nicht nur düster, sondern auch brutal: Disney+ schließt junges Publikum aus
Allerdings zieht sich meiner Meinung nach zu Anfang das Erzähltempo unnötig in die Länge. Bis zur Hälfte der dritten Folge schleppt sich die Handlung nur langsam und träge vorwärts. Hat man diese Spanne überstanden, geht es aber wirklich gut zur Sache: Ein Desaster jagt das nächste, während Pauline immer tiefer in die Welt zwischen Licht und Dunkelheit gezogen wird. Dass sich Disney+ beim ganzen Projekt nicht zu ernst nimmt, beweisen zahlreiche Anspielungen zum Marvel Cinematic Universe (MCU), mit denen die Hauptfigur sich und ihre Situation immer wieder auf den Arm nimmt.
Alles in allem also eine stimmige Teen-Serie, die aktuelle Themen aufgreift und junge Zuschauende nebenbei in die Welt der Mythologie einführt? Na ja, leider nicht ganz. Während Handlung, Tempo und Erzählweise meiner Meinung nach gut und gern für Heranwachsende ab zwölf Jahren geeignet wären, durchlebt Pauline im Verlauf der insgesamt sechs Episoden einige Vorfälle, die mit reichlich Brutalität einhergehen. Es spritzt nicht gerade wenig Blut, Knochen werden gebrochen und Körperteile derart verdreht, dass es nur beim Hinschauen weh tut. Solche Szenen zeigen sich meist derart überraschend, dass Zuschauenden, die das eher ungern sehen, quasi keine Möglichkeit bleibt, sich vom Geschehen abzuwenden.
Damit lässt sich zumindest die FSK 16 erklären. Stellt sich nur die Frage: Ist es das wert? Zwar macht Disney+ „Pauline“ damit etwas interessanter für junge Erwachsene, die das Jugendalter bereits hinter sich gelassen haben, dem Publikum zwischen zwölf und 15 Jahren enthält der Streamingdienst durch das Maß an Gewaltexzessen aber eine spannende Serie vor, die rein von der Thematik bestens für diese Altersgruppe geeignet gewesen wäre. Schade eigentlich, denn „Pauline“ hätte definitiv Potenzial, der nächste Fantasy-Teen-Hit Deutschlands zu werden.
Im Fantasy-Genre fühlt ihr euch heimisch? Dann ist dieses Quiz für euch vermutlich kein Problem: