Die erste Folge ist erfolgreich gestartet, doch was es zu sehen gab, hat viele Menschen schockiert. Jetzt musste Sat.1 noch einmal nachdenken, ob das Material überhaupt sendefähig ist.
Wer die erste Folge von „Promis unter Palmen“ verpasst hat und sie jetzt online wiederholen will, stößt auf eine Botschaft von Sat.1:
„Prinz Marcus von Anhalt hat sich in der 1. Folge der 2. Staffel inakzeptabel homophob geäußert. SAT.1 hat entschieden, die Folge zu entfernen. Aktuell werden alle Folgen geprüft, daher gibt es derzeit keine Preview.“
Da kann man nun grübeln, warum das dem Sender nicht schon vor der Ausstrahlung aufgefallen ist. Zumal er schon in der ersten Staffel mit einem ähnlichen Problem konfrontiert war. Im letzten Jahr wurde nämlich gezeigt, wie Claudia Obert von den anderen Kandidat*innen bis zum Zusammenbruch gemoppt wurde. Das fand Sat.1 auch erst schrecklich und nicht hinzunehmen, nachdem sich massenhaft Zuschauer*innen darüber beschwerten, dass solcherlei Verhalten im TV quasi vorbildhaft gezeigt wurde.
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Inakzeptabel erst nach der TV-Ausstrahlung
Wer die Szenen gesehen hat, in denen sich Prinz Marcus gegenüber Katy Bähm völlig haltlos in homophoben Gesprächsbeiträgen ergeht, war sicherlich fassungslos. Während sich Willi Herren und Kate Merlan immerhin klar positionierten und der Travestie-Künstlerin beistanden, ließen sich andere dazu hinreißen, den Prinzen zu verteidigen, denn er sei ja betrunken. Dass seine Äußerungen aber keine Promille-Entgleisungen waren, sondern völlig ernsthaft auch im nüchternen Zustand vorgetragen wurden, sah man am nächsten Tag, als er sich bei Katy Bähm „entschuldigte“.
Dass Sat.1 all dies sendete, um zwei Tage nach der Ausstrahlung festzustellen, die Äußerungen des Prinzen seien inakzeptabel, muss man nicht verstehen. Wären die Proteste nach der Sendung geringer ausgefallen, wären die homophoben Prinzen-Statements akzeptabler gewesen? Oder war das von Anfang an der Plan, weil sowas das Interesse an der Sendung pusht, wie man in der letzten Staffel schon feststellen konnte?
Drahtseilakt Reality-TV: Wo sind die Grenzen?
Ein Format wie „Promis unter Palmen“ sollte vorher festlegen, was noch sendefähig und was schlicht menschenverachtend und nichts für die Primetime ist. Bezüglich des Prinzen wurde zunächst die Haltung vertreten, die auch Katy Bähm unterstützte, dass Homophobie ein gesellschaftliches Problem ist, welches eben auch in der Reality-Community existiert und dies wurde nun deutlich dargestellt. Deutlich dargestellt wurde aber eben auch, mit wieviel Toleranz Menschen noch rechnen können, wenn sie sich derart verachtend über Homosexuelle äußern. Statt eines rührenden Abschieds durch knappe Rauswahl, hätte der Prinz direkt im Anschluss hochkant rausgeworfen werden müssen – vom Sender und nicht von den anderen Kandidat*innen. Fehler: Er hätte gar nicht eingeladen werden dürfen, denn die Haltung des Prinzen ist nicht unbekannt, unter anderem ist er auch ein AfD-Unterstützer.
Wer ist in diesem Jahr alles dabei? Diese Galerie stellt euch alle „PuP“-Kandidat*innen vor:
Nicht nur Sat.1 prüft die Folgen: Staatsanwaltschaft prüft den Prinzen
Wie die BILD schon weiß, wurde nach der Sendung Anzeige gegen Prinz Marcus von Anhalt gestellt. Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Hamburg wohl schon, ob Ermittlungen eingeleitet werden. Gegebenenfalls kommt also auf den Prinzen auch noch ein Strafverfahren zu.
Gerade wegen guter Quoten: Verantwortung ist gefragt
Die erste Folge der zweiten Staffel von „Promis unter Palmen“ erzielte 15,5 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern. Mit 10,3 Prozent erreichte SAT.1 den bisher besten Tagesmarktanteil in 2021. Es wird spannend, ob der Prinz-Marcus-Skandal der letzte in der Staffel bleibt und was bei der erneuten Sichtung und Bewertung vielleicht aus der Show fliegt. Immerhin will die BILD schon herausgefunden haben, dass Chris Töpperwien sich auch so daneben benahm, dass der Sender ihn rausschmiss.
Die (geprüfte) zweite Folge erscheint heute ab 20:15 Uhr auf Sat.1.
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