Das „Bridgerton“-Spin-off könnte der nächste große Netflix-Hit werden. Alles zur wahren Geschichte hinter „Queen Charlotte“ erfahrt ihr hier.
In Anbetracht des Riesenerfolgs der Netflix-Historienromanze „Bridgerton“ war die Spannung groß, ob das Prequel über Königin Charlotte ebenso gut bei den Zuschauenden ankommen würde. Bisher sieht es ganz danach aus: Seit dem Start am 4. Mai steht die Serie auf Platz 1 der deutschen Netflix-Charts (via Flixpatrol). Der längerfristige Erfolg, der vielleicht zu einer zweiten Staffel führen könnte, muss sich natürlich in den nächsten Wochen noch einstellen. Doch steckt eine wahre Geschichte hinter „Queen Charlotte“? Und wie historisch akkurat ist die Serie? Alle Hintergründe erklären wir euch hier!
Ihr kriegt nich genug von „Queen Charlotte“? Kein Problem, Julia Quinn, die Autorin der „Bridgerton“-Romane, hat gemeinsam mit Showrunner Shonda Rhimes auch zu „Queen Charlotte“ einen Roman verfasst, den ihr euch bei Amazon bestellen könnt:
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Die echte Queen Charlotte
Die Serie basiert auf der echten Königin von England, die von 1761 bis zu ihrem Tod im Jahr 1818 den Titel „Königin von Großbritannien und von Irland“ trug. Die Frau, die später Queen Charlotte (gespielt von India Amarteifio) werden sollte, wurde am 19. Mai 1744 als Sophie Charlotte Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz in Mirow (Teil des späteren Deutschlands) geboren, wie in der Serie korrekt dargestellt wird. Wie es sich für eine adelige junge Frau gehörte, war sie gebildet, beherrschte Französisch und war musikalisch und naturwissenschaftlich bewandert (via Historical Royal Palaces).
Charakterlich soll sie ausgeglichen, belesen und von intellektueller und wissenschaftlicher Neugier getrieben gewesen sein – ein gutes Match für einen König also (via Vogue). Auch als Königin umgab sie sich mit Intellektuellen und Schriftsteller*innen und prägte so, nicht unähnlich der Darstellung in der Serie, die High Society („The Ton“) ihrer Zeit (via Historical Royal Palaces.
King George und Queen Charlotte: Eine wahre Liebesgeschichte
Große Freude für die Romantiker*innen unter uns: Im Gegensatz zu den in dieser Zeit häufig geschlossenen Zweckehen ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die arrangierte Ehe zwischen Queen Charlotte und King George (Corey Mylchreest) sich, ebenso wie in der Serie, rasch zu einer echten Liebesgeschichte auf Basis gemeinsamer Interessen entwickelte (via Vogue). Und das obwohl die beiden – auch das wird in „Queen Charlotte“ richtig dargestellt – sich erst am Tag der Hochzeit kennenlernten. Aber hey, spätestens seit „Love is Blind“ wissen wir ja, dass so etwas sogar heute noch durchaus funktionieren kann. Wie in der Serie zeugten die beiden auch tatsächlich 15 Kinder miteinander.
Welche Krankheit hatte King George?
Eine Diagnose im heutigen medizinischen Sinne gab es zu der Zeit noch nicht, denn die Medizin war im 18. Jahrhundert noch lange nicht entsprechend vorangeschritten. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es sich bei King Georges Krankheit um eine psychiatrische Erkrankung handelte. Entsprechend des zeittypischen Standes der „Forschung“ bezeichnete man die Krankheit schlicht als „Irrsinn“ („madness“) (via Vogue).
Heutige Forscher*innen gehen von einer bipolaren Störung mit chronischer Manie aus, die sich, wie in der Serie gezeigt, durch stark exzentrisches Verhalten, Psychosen und Halluzinationen äußern kann (via Vogue). Die Serie zeigt sehr eindrücklich die brutalen Methoden der „Psychiatrie“ dieser Zeit, die oft durch den entstandenen Stress die Krankheit noch deutlich verschlimmerten, statt sie zu heilen (via History1700s).
War Queen Charlotte Schwarz*?
Dass Queen Charlotte von einer Schwarzen Frau gespielt wurde, erregte bereits in der Mutterserie „Bridgerton“ einige Aufmerksamkeit. Tatsächlich ist diese Darstellung aber nicht völlig aus der Luft gegriffen: Der Historiker Mario de Valdes y Cocom vertritt die These, dass Charlotte von der Schwarzen portugiesischen Adeligen Margarita de Castro y Sousa abstamme. Allerdings ist diese Annahme laut Smithsonian umstritten und wird von den meisten Historiker*innen für eher unwahrscheinlich gehalten. Schöpferin und Showrunner Shonda Rhimes hält jedoch an der These fest (via Vulture):
„Ich glaube, es ist mehr als nur Hörensagen und Gerüchte. Ich weiß, dass viele Leute absolut überzeugt sind, dass sie von Schwarzen portugiesischen Adeligen abstammt, und es gibt manche, die das einfach nicht akzeptieren können. Die Vorstellung, dass sie dadurch das erste Schwarze Mitglied des britischen Königshauses wäre, war für mich sehr interessant.“
* Hinweis: Wir verwenden hier das Wort „Schwarz“ großgeschrieben, so wie es von vielen Expert*innen für diskriminierungssensible Sprache verwendet und verstanden wird, beispielsweise von Autorin Tupoka Ogette (via BR) und Amnesty Deutschland. Die Großschreibung soll die soziale Konstruiertheit dieses Begriffs verdeutlichen. Außerdem wurde der Begriff von Schwarzen Menschen als Selbstbezeichnung gewählt, um auf Rassismuserfahrungen aufmerksam zu machen.
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