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„Sabrina“ Kritik: Netflix verzaubert mit schaurigem Halloween-Vergnügen

„Sabrina“ Kritik: Netflix verzaubert mit schaurigem Halloween-Vergnügen

Pünktlich zu Halloween sorgt Netflix mit der düsteren Teenieserie „Sabrina“ für okkulte Unterhaltung.

Als Spin-off von „Riverdale“ wird „Chilling Adventures of Sabrina“ kurz „Sabrina“ ohnehin neugierige Zuschauer anlocken. Allzu sehr sollte man die Serien jedoch nicht vergleichen. Das fängt damit an, dass „Sabrina“ ab 16 Jahren und nicht ab 12 freigegeben ist und hört damit auf, dass Roberto Aguirre-Sacasa seine eigene Comic-Reihe von 2014 aus dem eigenständigen Archie-Horror-Universum verfilmt.

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Der Reiz von „Riverdale“ liegt ja gerade darin, dass die kindlichen Archie-Comics in eine Welt voller Sex, Gewalt und Mysterien verwandelt werden. Die Geschichte von „Sabrina“ ist an sich schon unheimlich und fällt eine Ecke härter und expliziter als „Riverdale“ aus. Wer rein gar nichts mit dem Vorgänger anfangen konnte, kann getrost bei „Sabrina“ einschalten.

Lobet Satan! Sabrina wird erwachsen

Mit der bonbonfarbenen Sitcom aus den 90ern hat „Sabrina“ nur noch wenig zu tun. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich über die harmlosen Zaubertricks ohne ernsthafte Konsequenzen amüsieren konnte. In „Sabrina“ ist jeder Fluch, jeder Fehler potentiell tödlich. Dunkle Mächte kontrollieren das Schicksal des nebelverhangenen Städtchens Greendale, in dem laut Titelheldin „immer Halloween ist“. Dementsprechend düster ist der Look der Serie, der wie „Riverdale“ auf Schauwerte setzt. Ausstattung, Kostüme und Effekte sind top! Als Filmliebhaber freuen uns vorallem über die handgemachten Effekte. Einzig der exzessiv eingesetzte Weichzeichnereffekt beginnt die Augen auf Dauer zu ermüden.

Das „Buffy“ der neuen Generation

Als Netflix ankündigte, dass sich „Sabrina“ am Horror-Genre orientiert, waren wir zuerst skeptisch. Zu sehr hatten wir noch Melissa Joan Harts optimistische Version im Kopf. Doch Netflix hat uns eines Besseren belehrt. Genre-Kenner werden sich an den vielen Zitaten aus Klassikern wie „Der Exorzist“ und „Friedhof der Kuscheltiere“ erfreuen, während blutige Splatter-Einlagen für überraschende Ekelmomente sorgen. Auch sonst scheut sich „Sabrina“ nicht vor heiklen Szenen. Wer hätte es gedacht, aber die Hexen frönen dem Sex, Drugs und Rock-n-Roll!

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Archaische Rituale und ausschweifende Orgien lassen nicht nur Sabrinas Kinnlade ein ums andere mal runterklappen. Damit steht „Sabrina“ ganz in der Tradtion von Kultserie „Buffy: Im Bann der Dämonen“, die sich durch kontroverse Einfälle vom Teenie-Einheitsbrei abhob. So richtige Angst jagt einem „Sabrina“ trotz unheimlicher Atmosphäre zwar nicht ein, doch dafür präsentiert sie uns eine höchst interessante Coming-of-Age-Geschichte mit viel Herz und schwarzem Humor.

It feels good to be bad

Die Serie beginnt damit, dass Sabrina (Kiernan Shipka) nervös auf ihren 16. Geburtstag wartet, der nicht zufällig auf den 31. Oktober fällt. Am Hexensabbat soll die Junghexe in die Gemeinschaft der Nacht aufgenommen werden. Dafür muss sie sich nur mit Leib und Seele dem Teufel verschreiben, um im Gegenzug unendliche Macht und ewige Jugend zu erlangen. Laut ihrer herrischen Tante Zelda (Miranda Otto) ist das ihre einzige Option. Doch Sabrina hat Zweifel. Als Halbsterbliche hängt sie an der Welt der Menschen. Sie liebt ihren ahnungslosen Freund Harvey (Ross Lynchen) und möchte ihre besten Freundinnen Susie (Lachlan Watson) und Rosie (Jaz Sinclair) nicht im Stich lassen. Um eine vollwertige Hexe zu werden, muss sie jedoch genau das tun.

Das Dilemma zieht sich die gesamte Serie über fort, denn Sabrina kann und will sich nicht für eine Seite entscheiden. Dadurch kommt Kiernan Shipkas Talent für aufrührerische Rollen voll zur Geltung. Sabrina ist in einem Moment stark und dickköpfig und im nächsten gefühlvoll und zerbrechlich. Ein innerer Konflikt, der sie trotz aller Hexenkräfte sympatisch macht. Man muss Netflix hoch anrechnen, dass sie schwarz-weiß Zeichnungen vermeiden wollen. Menschen sind in „Sabrina“ nicht automatisch gut. Und Hexen nicht automatisch böse. Selbst Sabrina, die sich unermüdlich für Gerechtigkeit einsetzt, missbraucht irgendwann ihre Kräfte.

Auch sonst sind die Rollen großartig besetzt. Tante Zeldas und Tante Hildas (Lucy Davis) Streiterein sind herrlich unterhaltsam. Chance Perdomo sprüht als Sabrinas pansexueller Cousin vor Charisma und Sex-Appeal. Und Sabrinas Mentorin Ms. Wardell (Michelle Gomez) verströmt eine wahrlich satanische Präsenz. Und damit kommen wir zum größten Schwachpunkt der Serie. Im Vergleich zur faszinierenden Hexenwelt bleiben die politischen Querelen an der High-School blass. Wir hätten uns gewünscht, dass Harvey, Susie und Rosie schon früher mehr Tiefe bekommen hätten, statt zu politischen Sprechblasen zu verkommen. Das hat „Stranger Things“ seinerzeit besser hinbekommen. Die Geschichte braucht außerdem recht lange, um in Fahrt zu kommen.

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Fazit: Nicht nur für „Riverdale“-Fans sehenswert

Netflix ist mit „Sabrina“ ein sehenswertes Spin-off gelungen, das „Riverdale“ qualitativ das Wasser reichen kann - auch wenn sie für die ganz große Popularität zu nischig ist. Für Horror-Fanatiker werden die Gruselpassagen zu lasch sein. „Buffy“-Fans wollen wir „Sabrina“ dagegen ans Herz legen. Netflix ist vom Hitpotential der neuen Serie überzeugt und hat schon vorher eine 2. Staffel in Auftrag gegeben. Wir sind schon gespannt, ob sie den Auftakt toppen wird. Potential ist auf jeden Fall da.

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