Valerie Jarrett, Ex-Beraterin von Ex-Präsident Obama und afroamerikanischer Herkunft, wurde von Roseanne Barr in einem Twitter-Post auf üble Weise rassistisch angegriffen. Die Konsequenzen muss sie trotz aller halbseidenen Entschuldigungen tragen: Absetzung der Serie „Roseanne“ und Rauswurf aus ihrer Künstler-Agentur.
Als die zehnte Staffel in den Startlöchern steckte, gab es für die ABC-Präsidentin Channing Dungey keine bessere Option, das moderne Amerika zu kommentieren als „Roseanne“. Die Quoten waren prima und die Sitcom wurde um eine elfte Staffel verlängert.
Wenige Stunden nach den rassistischen Tweets der titelgebenden Hauptdarstellerin Roseanne Barr, gehört diese Begeisterung der Vergangenheit an: „Roseannes Twitter-Statement ist abscheulich, abstoßend und unvereinbar mit unseren Werten, und wir haben beschlossen, ihre Show abzusagen.“
Eine bessere Option, die unsäglichen Äußerungen Barrs, die selbst für ihre Standards unterirdisch geschmacklos waren, zu kommentieren, gab es nicht.
Der Alptraum jeder PR-Abteilung: Roseanne Barr & Donald Trump
Roseanne und Trump haben viele Gemeinsamkeiten und teilen auch die Leidenschaft für unqualifizierte Twitter-Nachrichten von minderer Qualität und teilweise menschenverachtendem Inhalt. Der große Unterschied ist, dass „Roseanne“ einfach abgesetzt werden kann.
Dieser „Zusammenhang“ beider Personen ist an dieser Stelle witzig gemeint, aber unter konservativen US-Amerikanern wird er bereits ernsthaft diskutiert. „Roseanne“ sei demnach von Anfang an als Stellvertreter für Trump, unter der Prämisse der unweigerlichen Absetzung, ins Programm genommen worden. Eine Sitcom als Machtdemonstration gegen den US-amerikanischen Präsidenten und die Werte, für die er steht. Wäre dies alles nicht so ungemein deprimierend und absurd, könnte man sich ungestört am Boden rollen vor Lachen.
Roseanne & „Roseanne“: Es ist kompliziert?
Aber ja: Schon von Anbeginn der Reunion des Sitcom-Ensembles war für alle Beteiligten klar, dass die Privatperson Barr ein PR-Pulverfass ist. Nicht zum ersten Mal hat sie sich rassistisch geäußert und Menschen öffentlich diffamiert. Nicht umsonst bat Co-Showrunner Bruce Helford das Publikum, zwischen der fiktiven Sitcom-Roseanne und der realen Privatperson Barr, die wie die fiktive Unterschichts-Mutter bekennender Trump-Fan ist, zu unterscheiden. Trump outete sich im Gegenzug dann auch als Fan von Roseanne.
Was ist Ambien? Roseanne will nicht verteidigt werden
Die Schauspielerin entschuldigt ihre „schlechten Witze“ und rassistischen Ausfälle mit der Einnahme des populären Sedativums Ambien, auch bekannt als Zolpidem, und einer Memorial-Day-Sauferei.
Ambien soll Menschen mit Schlafstörungen kurzfristige Erleichterung bringen. Das Medikament ist nicht für eine längerfristige Einnahme gemacht, da es zahlreiche Nebenwirkungen, insbesondere in Kombination mit Alkohol mit sich bringt. Dazu gehören Halluzinationen und kurzzeitiger Gedächtnisverlust. Es ist durchaus häufig, dass Menschen davon berichten, nach der Einnahme ihre Selbstkontrolle verloren zu haben und nicht mehr zu wissen, was sie getan haben.
Zu Recht bemerken aber andere Betroffene in den Sozialen Netzwerken, dass sie ebenfalls schräge Dinge unter dem Einfluss von Ambien getan haben, keinesfalls aber rassistische Ausfälle hatten – weder Alkohol, noch andere Drogen und Medikamente können einem Menschen rassistisches Gedankengut einpflanzen. Sie können nur dafür sorgen, dass an die Öffentlichkeit dringt, was sonst – aus Angst vor sozialer Sanktion – im Kopf geblieben wäre.
Roseanne hat mit wenigen Tweets nicht nur ihre eigene Karriere, sondern auch Hunderte Jobs, die an der Sitcom hingen, vernichtet.
Abgesetzt: Keine deutsche Ausstrahlung bei Disney Channel
In Deutschland sollte die zehnte Staffel „Roseanne“ bei Disney Channel gezeigt werden. Der Sender hat aber analog zur Absetzung in den Vereinigten Staaten schon bekannt gegeben, die Sitcom jetzt nicht mehr ins Programm zu nehmen.
Auch in den USA wird die Serie aus dem Programm vollständig gestrichen. Hulu, Paramount Network, TV Land und CMT verzichten auf weitere Ausstrahlungen. Der Cast und die Showrunner haben sich ebenfalls schon über die Sozialen Medien entsetzt gezeigt und Barrs Verhalten aufs Schärfste verurteilt.
Was sagt Valerie Jarrett?
Die Ex-Obama-Beraterin wünscht sich, dass dieser Vorfall als Lehrstück gesehen wird. Denn in ihren Augen spiegelt er den Alltagsrassismus wieder, der für Millionen Menschen Teil ihres Alltags ist. Das können wir nur unterstützen!