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Sherlock: Staffelfinale - Die letzte Kritik: Warum Sherrinford?

Sherlock: Staffelfinale - Die letzte Kritik: Warum Sherrinford?

Die vierte Staffel „Sherlock“, vor allem die finale Folge, lässt einen unentschieden zurück. Rotbart und Eurus definieren das Trauma von Sherlock. Aber wollten wir wirklich nach Sherrinford?

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Die Autorin mag die Ostwind-Schwester, aber auf die impliziten Enthüllungen und Neudeutungen über die frühkindliche, psychische Entwicklung des geliebten Genies hätte sie eigentlich lieber verzichtet.

Der Ostwind bläst den kalten Hauch des Todes: Sherlock Staffel 4 - Das letzte Staffelfinale? (Härteste Spoiler)

Da seit der Ausstrahlung im Free-TV in der ARD nun wirklich jeder die finale Folge gesehen haben kann, wird nun hemmungslos gespoilert. Wer noch auf den Netflix-Start von „Sherlock“ wartet: Kehret um und wendet euch entsetzt ab! Für alle anderen: Die vierte Staffel lässt ganz eindeutig die Option offen, dass es keine fünfte Staffel „Sherlock“ mehr geben könnte. Irgendwie haben sich - unterm Strich - die ungleichen Freunde auf einem wahrhaft steinigen Weg wiedergefunden und können fortan ermitteln bis an ihr Lebensende - mit uns und ohne uns.

Folge Eins und Folge Zwei: Ziemlich brillant geschrieben, oder nicht?

Mary tot nach Folge Eins: Sehr guter Zug und alles andere wäre auch gar nicht gegangen. Aber natürlich dennoch extrem traurig. Das macht es aber nur noch besser. Auch sehr fein verknüpft mit den literarischen Vorlagen von Arthur Conan-Doyle. Norbury, einer von Sherlocks größten Fehlschlägen aus der Geschichte „Das gelbe Gesicht“, ist nur eine der zahlreichen Anspielungen. Sherlock bittet Watson dort darum, ihm den (Orts-)Namen „Norbury“ zuzuflüstern, wenn er sich mit zuviel Hybris einem Fall nähert. Und genau das erleben wir. Den größten Fehlschlag aller Folgen: Mary stirbt (auch) durch Sherlocks Überheblichkeit, durch die Hand von Vivian Norbury. Dass ihm Watson dann für diesen Fehlschlag in der zweiten Folge die Fresse poliert, ist konsequent und auf tragische Weise lustig.

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Culverton Smith: Großes Lob für Folge 2

Culverton Smith ist ebenfalls eine hervorragende Idee: „The Dying Detective“ - „Der Detektiv auf dem Sterbebett“ wird zu „The Lying Detective“ / „Der lügende Detektiv“. Auf eigentümliche Weise ganz nah an der Original-Geschichte, aber doch so weit in die Neuzeit geholt, wird Culverton zum Serienkiller, was durchaus seine sadistisch-sozipoathische Charakterbeschreibung in der Originalgeschichte konsequent in die Gegenwart überführt. Der Serienkiller ist wohl bekanntermaßen heute ein Symbol dafür geworden, was es bedeutet, einen Mord rundum zu genießen und nur deshalb zu begehen. Und genau dies tut der Culverton Smith in der Conan-Doyle-Geschichte auch.

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Besonders hervorzuheben auch die zauberhafte Einbindung der Tatsache, dass Mrs Hudson auch in der Literaturvorlage Dr. Watson mit der Droscke abholt, damit dieser, ahnungslos ob der Täuschung, dem kranken Sherlock hilft. Der Stunt, den die Nicht-Haushälterin auf ihrem Weg zu Watson durchzieht, haben übrigens „Bond“-Stuntmen gefahren. Nur einer der zahlreichen und teuren Special-Effects der Serie und nicht die einzige Querverbindung zur „James-Bond-Reihe“. Würde es hier nicht um das Finale gehen, man könnte sich stundenlang über die erste und zweite Folge äußern und sich in eine steigende Begeisterung hineinschreiben.

…doch dann kommt: Das letzte Problem - Danke immerhin für Moriarty!

Zumindest die Autorin versteht nicht ganz, warum man die letzte Folge der Staffel - das eventuell sogar letzte Finale, also das mögliche Ende der Serie - anmuten lassen muss wie eine Mischung aus einem Spin-Off von „Saw“ & „Schweigen der Lämmer“? Und warum sagt Eurus nie „Ich möchte ein Spiel spielen?“ Dann wäre es lustig, so ist es nur platt.

Wie auch immer: Sherlock trifft seine schlaue Schwester. Die zuvor schon Moriarty, seinen Erzfeind getroffen hat. Und Mycroft weiß das alles und noch viel mehr. Andeutungen gab es - nun ist es Gewissheit: Die Holmes-Geschwister sind zu dritt. Und Sherlock hat plötzlich vor allem ein Problem: Ein verdrängtes Trauma vom Feinsten: „Rotbart! Ich erinnere mich an Rotbart“. Das war sein Hund. Aber: „Der Mann, der alles durchschaut, ist genau der Mann, der nichts entdeckt“. Die Familie Holmes hatte nämlich nie einen Hund. Sherlocks Kinderfreund Victor Trevor aber einen Piratennamen: Rotbart! Eurus hatte keine Kumpels, also hat sie den Knaben im Brunnen versenkt. „Das letzte Problem“ ist übrigens die einzige Folge, die exakt den gleichen Titel bekommen hat, wie eine der Originalgeschichten von Conan-Doyle. Die Haupthandlung der Folge hat allerdings keine direkte Entsprechung in der Literaturvorlage. Ideengeber waren aber die Geschichten „Die Gloria Scott“ und „Das Musgrave-Ritual“. Wesentliche Elemente der finale Folge von Staffel 4 sind uns schon in den Episoden „Das große Spiel“ und „Der Reichenbachfall“ begegnet. In letzterer hat Moriarty „Das letzte Problem“ bereits angekündigt und Sherlock gefragt, ob er sich vorstellen könne, worin es besteht.

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I want to break free! Moriarty for christmas! Tick-Tack…

Perfekt! Mycroft schenkt der Trauma-Schwester den Erzfeind zu Weihnachten. Will aber kein Blut an seinen Händen - im ersten Spiel, das Eurus so liebevoll für Watson, Sherlock, Mycroft und den manipulierten Gefängnisdirektor gestaltet hat. Vermutlich gemeinsam mit dem Weihnachtsgeschenk - in fünf Minuten Gesprächszeit ohne Überwachung. Die hyperintelligente Schwester erteilt den drei Schlaumeiern dann eine Lebenslehre nach der anderen und tötet dafür zunächst die Direktorenfrau. Begleitet wird das Spektakel von kurzen Moriarty-Audio- & Video-Samples und den spannenden Zuschaltungen eines kleinen Mädchens, das in einem Flugzeug mit ausschließlich schlafenden Passagieren befindlich ist.

Eurus reichert das gesamte Geschehen mit überaus scharfen Analysen an - sie ist die intelligenteste Holmes und das merkt man deutlich. Spiel für Spiel. Außerdem gab es ja auch Input von Moriarty. Aber: „Heute sind wir Soldaten!“ John und Sherlock lassen sich nicht irritieren! Sie wollen vor allem das kleine Mädchen retten. Dazu müssen sie sich fortlaufend von der schlauen Schwester erdachten Psychospielchen hingeben: „Fünf Minuten - sie hat nur fünf Minuten gebraucht, um uns all dies anzutun.“ Sherlock zeigt sich sehr beeindruckt. Ist ja auch sein Trauma, um das es die ganze Zeit im Eigentlichen geht. Der Name der Festung „Sherrinford“ geht übrigens zurück auf den Namen, den der Meister der Deduktion von Conan-Doyle erhalten sollte, bevor er sich doch für Sherlock entschied.

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Was macht man jetzt mit Eurus?

Unterm Strich sind die Spiele von Eurus langweilig und ihr Handeln eigentlich nicht logisch genug für die schlaue Schwester zweier extrem intelligenter Brüder. Der Schluss der Folge mit Marys pathetischen Worten ist kitschig, zumindest sehr süßlich. Aber immerhin hat Sherlock jetzt eine Partnerin zum Geige spielen. Vielleicht avanciert sie auch zu seiner Ratgeberin. Jedenfalls ist sie jetzt da und wir werden sie nicht mehr los, ebenso wenig wie die Erkenntnisse über Sherlocks und natürlich auch Eurus‘ frühe Kindheitstraumata. Welche Entwicklung kann die Serie von hier aus nehmen? Aber bis es weitergeht, wird auf jeden Fall viel Zeit verstreichen und eventuell gibt es dann auch nur ein Special und keine Staffel. Außerdem haben die Autoren alle Freiheiten und können auch an einer ganz anderen Stelle wieder einsetzen. Am liebsten.

 

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