Im Netz wird aktuell viel über die angeblich wahre Geschichte hinter „Squid Game“ spekuliert. Wir erklären euch die reale Inspiration hinter der Netflix-Serie.
Seit dem Start von „Squid Game“ Staffel 2 ist die koreanische Erfolgsserie wieder in aller Munde. Angesichts der nahbaren Charakterentwicklungen und erschreckend authentischen Grausamkeiten in der Netflix-Serie fragen sich vermutlich viele Fans, woher die Idee für die Geschichte stammt. Auf Social Media wird aktuell erneut die Frage diskutiert, ob „Squid Game“ auf einer wahren Geschichte beruht oder doch alles nur Fiktion ist. Dabei sorgen vermeintlich enthüllte echte „Squid Games“ in der Vergangenheit, die mit dem sogenannten „Brothers Home“ verknüpft werden, auf TikTok & Co. für Aufsehen. Wir haben für euch recherchiert, was es damit auf sich hat, ob wahre Begebenheiten hinter „Squid Game“ stecken und wodurch der Serienschöpfer Hwang Dong-hyuk wirklich inspiriert wurde.
Wie die Geschichte in „Squid Game“ Staffel 3 weitergehen könnte, erfahrt ihr im Video:
Ist „Squid Game“ eine wahre Geschichte?
Kurz gesagt ist „Squid Game“ ist eine fiktive Serie, die keine direkte wahre Begebenheit nacherzählt. Allerdings ließ sich der Schöpfer, Hwang Dong-hyuk, von realen gesellschaftlichen Problemen wie sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten und persönlichen Erfahrungen inspirieren. Auch wenn aktuell viel zu angeblich „realen Squid Games“ in der Vergangenheit Südkoreas (mehr dazu im Folgenden) spekuliert wird, sind die tödlichen Spiele sowie die teilnehmenden Personen und dahinterstehende Geheimorganisation, die das Elend der Menschen ausnutzt, fiktiv. Das „Squid Game“ an sich ist also keine wahre Geschichte.
Einige der Spiele in der Serie existieren in abgewandelter Form natürlich wirklich, allerdings als harmlose koreanische Kinder- beziehungsweise Gesellschaftsspiele. Diesen alltäglichen und eigentlich unterhaltsamen Spielen verlieh Hwang Dong-hyuk einen grausamen und tödlichen Twist, der Fans auf der ganzen Welt fasziniert und sicherlich einen großen Anteil am Kultstatus der Netflix-Serie ausmacht.
TikTok-Theorie: Was hat „Brothers Home“ mit „Squid Game“ zu tun?
Unter der Bezeichnung „Squid Game 1986“ oder „das erste Squid Game“ kursieren aktuell einige virale Social-Media-Beiträg, die eine Verbindung zwischen der Serie „Squid Game“ und einem privaten Internierungslager namens „Brothers Home“ her, das von 1960 bis 1988 in Busan, Südkorea existierte und für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich war. Das „Brothers Home“ war ein privates Internierungslager in Busan, Südkorea, das von 1960 bis 1988 betrieben wurde. Ursprünglich als „Wohlfahrtszentrum“ deklariert, diente das „Brothers Home“ unter dem Vorwand der „sozialen Säuberung“ im Vorfeld der Olympischen Spiele 1988, obdachlose Menschen, Waisen, Behinderte und andere marginalisierte Gruppen festzuhalten. Diese wurden unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten, zu Zwangsarbeit gezwungen und systematisch misshandelt. Berichten zufolge wurden hunderte Menschen getötet, und sexuelle sowie körperliche Gewalt waren weit verbreitet. Obwohl die grausamen Zustände des Lagers bekannt wurden, sind die Verbrechen bis heute nicht vollständig aufgearbeitet (via BBC).
Unter anderem auf TikTok kursieren aktuell zahlreiche Videos, in denen „Brothers Home“ als reale Vorlage für das Konzept von „Squid Game“ beschrieben wird. Als Basis dafür dienen augenscheinlich KI-generierte Bildern, die Aufnahmen von verfallenen Innenräumen mit „Squid Game“-ähnlicher Architektur in Form von pastellfarbenen Treppen, Kabinen und Sammelwaschräumen zeigen (via Watson), und Überreste des „Brothers Home“ zeigen sollen. Es gibt jedoch keine authentischen Belege für die Bilder oder irgendeine Verbindung zur Netflix-Serie, auch wenn die grausamen Zustände im „Brothers Home“ in gewisser Weise an die perfide Geschichte von „Squid Game“ erinnern mögen.
Die wahre Inspiration des „Squid Game“-Schöpfers
Laut Serienschöpfer Hwang Dong-hyuk erzählt die Serie keine realen Ereignisse nach, sondern soll vielmehr eine gesellschaftskritische Reflexion zur wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und den Schattenseiten des Kapitalismus sein. Dennoch beeinflussten persönliche Erfahrungen mit wirtschaftlichen Problemen und soziale Ungerechtigkeiten in Südkorea wie Überschuldung, Altersarmut und extreme Wettbewerbsbedingungen die Ideenfindung.
Maßgeblich beeinflusste ihn auch der reale Streik bei SsangYong Motors im Jahr 2009. Der südkoreanische Automobilhersteller entließ 43 % seiner Beleghaft und mehr als 2500 Menschen auf einen Schlag, woraufhin die Betroffenen einen der längsten Streiks in der Geschichte Südkoreas einlegten. Dieses reale Ereignis lässt sich als Inspiration für die Geschichte von Seong Gi-hun, der zu Anfang der Serie ebenfalls von einem Autohersteller entlassen wird, wiedererkennen. Hwang erklärte, inwiefern der Streik ihn inspirierte:
„Durch den Verweis auf die Entlassungen bei SsangYong Motors wollte ich zeigen, dass jeder normale Mittelklassemensch in der heutigen Welt über Nacht am unteren Ende der wirtschaftlichen Leiter landen kann.“ (via The Tab)
Außerdem erlebte Hwang während der Entwicklung des Serienkonzepts selbst finanzielle Schwierigkeiten. Hwang Dong-hyuk ließ laut Variety sich zudem von japanischen Manga und Anime beziehungsweise Filmen mit ähnlichen Überlebensgeschichten inspirieren, wie zum Beispiel „Battle Royale“.
Zumindest ein Teil von Gi-huns Geschichte ist durch reale Ereignisse inspiriert, auch wenn „Squid Game“ zum Glück keine wahre Geschichte ist. In unseren Quiz könnt ihr herausfinden, ob euch Gi-hun oder ein anderer Seriencharakter ähnelt: