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„Stranger Things“: Die Tode sind das große Problem des Netflix-Hits

„Stranger Things“: Die Tode sind das große Problem des Netflix-Hits
© Netflix

Die neuen Folgen von „Stranger Things“ Staffel 4 Teil 2 sind da und es hat wieder Tote gegeben. Aber genau das ist das große Problem der Netflix-Hitserie.

– Achtung: Es folgen große Spoiler zu „Stranger Things“ Staffel 4 –

Netflix und die Schöpfer Matt und Ross Duffer haben es wieder einmal geschafft: Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen (via The Hollywood Reporter) wurde „Stranger Things“ seit dem Start der neuen Episoden von Staffel 4 Teil 1 vom 23. Mai bis zum 5. Juni 2022 innerhalb von zwei Wochen ab Streamingstart rund 12,34 Milliarden Minuten gestreamt – absoluter Mega-Rekord! In der zweiten Woche gelang es der Mystery-Horrorserie, 7,2 Milliarden Minuten gestreamt zu werden. Noch nie zuvor, so Nielsen, sei es einer Streamingserie gelungen, auch nur 6 Milliarden Streaming-Minuten in diesem Zeitraum zu erreichen.

Diese neuen Bestmarken dürften mit der Veröffentlichung von „Stranger Things“ Staffel 4 Teil 2 nur noch getoppt werden. Wie Variety meldet, hatten nicht wenige Abonnent*innen in den USA um circa 3 Uhr in der Früh am 1. Juli 2022 Verbindungsprobleme mit dem Streamingdienst. Das war genau der Zeitpunkt, an dem eben die finalen zwei Episoden von Staffel 4 veröffentlicht wurden.

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Netflix selbst heizte in einer gewieften Aktion die Erwartungshaltung der ohnehin bis zum Anschlag gespannten Fangemeinde noch einmal richtig an, etwa durch Werbetafeln, die andeuteten, dass der beliebten Figur Steve Harrington(Joe Keery) etwas zustoßen könnte:

„Beschützt Steve“, steht auf der großen Tafel zwei Tage vor dem Start der finalen zwei Folgen. „Koste es, was es wolle“, kommentiert das Unternehmen das Ganze, um es noch dramatischer wirken zu lassen.

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Und genau darin liegt das ganz große Problem, das die Serie spätestens seit Staffel 2 aufzeigt: Die Macher*innen trauen sich nicht, wichtige Hauptcharaktere zu opfern. Regelmäßig dürfen unwichtigere oder komplett bedeutungslose Charaktere über die Klinge springen, um ein Gefühl der Bedrohung zu erzeugen. Aber die Hauptcharaktere bleiben völlig unangetastet. Das hat mittlerweile ein Ausmaß in „Stranger Things“ Staffel 4 erreicht, dass man sich als Fan durchaus betrogen fühlen kann.

Welche Fragen in der 5. Staffel unbedingt beantwortet werden müssen, verraten wir euch im Video.

„Stranger Things“: Die wichtigeren Tode auf einen Blick

Um in den Kern der Sache vorzudringen, gehen wir hier noch einmal die größeren Tode seit der ersten Staffel durch, wobei die komplett unbedeutenden Opfer und die rein als Antagonist*innen eingeführten Charaktere ausgelassen werden.

Staffel 1: Die beiden prominentesten Tode in „Stranger Things“ Staffel 1 sind Barbara Holland (Shannon Purser), Nancy Wheelers (Natalie Dyer) beste Freundin, und scheinbar Dr. Martin Brenner (Matthew Modine), was sich jedoch letztlich als Trugschluss entpuppte. Barbs Tod als erste wichtigere Person erschütterte nicht nur ihre Freund*innen, sondern auch die Fangemeinde. Obwohl Barbs Tod einen großen Einfluss vor allem auf die Entwicklung von Nancy Wheeler hat und später für die Bewohner*innen Hawkins den Beginn unheimlicher Ereignisse darstellt, wurde ihr Schicksal im Schatten von Will Byers (Noah Schnapp) fast vergessen. Daraufhin reagierten die Fans mit #JusticeforBarb.

Staffel 2: Während auf Barbara Hollands Tod noch mit Entsetzen und Trauer reagiert wurde, zeigten sich beim einzig relevanten Tod in „Stranger Things“ Staffel 2 die Probleme, die schon in der ersten Staffel existierten und fortan jede Staffel plagen sollten. Bob Newby (Sean Astin) war als Filialleiter von Radio Shack, einem Elektronikfachhandel, und neuer Freund von Joyce Byers (Winona Ryder) eingeführt worden – nur um dann im Finale von einem Demodog getötet zu werden.

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Staffel 3: Der nächste Tod, an den sich Fans mit Sicherheit noch am meisten neben Barbara Holland erinnern, dürfte der von Billy Hargrove (Dacre Montgomery) aus „Stranger Things“ Staffel 3 sein. Billy ist der herrische und brutale Stiefbruder von Max Mayfield und nutzt sein Aussehen und seine Position als Bademeister im Hawkins-Freibad, um schnelle Abenteuer zu ergattern. Billy wurde vom Gedankenschinder teilweise übernommen, konnte sich mit Hilfe von Elf (Millie Bobby Brown) am Ende befreien und opferte sich, um die anderen zu retten. Seine letzten Worte an Max waren „Es tut mir leid“.

Staffel 4: Es geht langsam aber sicher auf die letzte Staffel zu. Das schlägt sich auch auf die Zahl der Opfer nieder. Neben zahllosen und teils komplett gesichtslosen Nebenfiguren sterben gleich drei größere Charaktere, darunter der erste wichtige Hauptcharakter. Und genau hier zeigt sich nun das Problem von „Stranger Things“ in vollem Ausmaß. Neben Dr. Martin Brenner, der erschossen wird, stirbt Eddie Munson (Joseph Quinn), Anführer des Höllenfeuer-Clubs, den Heldentod beim Angriff auf Vecna alias Henry Creel/Eins (Jamie Campbell Bower). Den größten Schock stellt der Tod von Max Mayfield (Sadie Sink) dar. Durch ihr Opfer kann Vecna die natürliche Barriere zwischen Hawkins und der Schattenwelt einreißen und das Unheil nimmt seinen Lauf. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch Jason Carver (Mason Dye) den Tod findet.

„Stranger Things“ hat ein Problem mit unantastbaren Held*innen

Drei große Tode in einer Staffel – unfassbar. Und dazu auch noch Charaktere, die entweder schon mehrere Staffeln dabei sind und zum engeren Kreis um Elfi zählen oder durch ihr Wesen besonders sympathisch gewirkt haben. Der Tod von Eddie Munson war quasi unausweichlich, denn er füllte die Lücke, die zuvor Barbara Holland, Bob Newby und Billy Hargrove mit unterschiedlicher Charakteristika ausgefüllt haben: Munson hat die Geschichte vorangetrieben – und zwar ganz spezifisch im Sinne der Ereignisse der bestehenden Staffel. Will heißen, Munson hat sein Aufgabe erfüllt, sein Ziel erreicht. Ihn zu opfern, verschafft dem Publikum einen kurzen Moment der Betroffenheit, ohne es vor den Kopf zu stoßen. Denn Munson war stets entbehrlich, egal wie sympathisch er auch rüberkam.

Der Tod von Dr. Brenner ist im Grunde eine Mogelpackung. Für das Publikum war er bereits tot, auch wenn er im Off, also nicht sichtbar getötet wurde. Lange Zeit bestand kein Zweifel daran, dass der Wissenschaftler den Tod gefunden hatte, den er verdiente. Und so hatte sein nun endgültiges Ableben trotz der neuen Wesenszüge, die ihm verpasst wurden, kaum emotionalen Einschlag – weder bei den Fans noch bei Elf selbst.

Und dann Max Mayfield. Die erste Hauptfigur ist tot. Was bedeutet das für den Rest der Gruppe? Ist niemand mehr sicher? Wer muss noch alles sterben, damit Hawkins und die Welt wieder Frieden finden können? Damit hätten die Macher*innen dem Genre Rechnung getragen, in dem sich ihre Netflix-Serie bewegt. Stattdessen holt Elf Max zurück ins Leben, wenn auch im Koma, und deutet damit an, dass sie jede ihr nahestehende Person jederzeit wiederbeleben kann. Alles ist gut, alle sind sicher – komme, was wolle. Die perfekte Antithese zum Spannungsaufbau.

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Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass Matt und Ross Duffer ein großes Problem damit haben, Hauptcharaktere zu opfern. Um ein Gefühl von Gefahr und Risiko zu erzeugen, müssen stattdessen regelmäßig neu eingeführte und selten näher beleuchtete Charaktere den Tod finden. Im Falle von Dr. Brenner wurde gar ein bereits toter Charakter einfach noch einmal getötet. Haben sie Angst vor aufgebrachten Fans? Hängen sie selbst zu sehr an den Charakteren? Ist es eine Forderung von Netflix? Schon in Staffel 3 haben sie ihr Zögern offenbart, als der vermeintliche Tod von Jim Hopper (David Harbour) sogleich wieder revidiert wurde.

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Ob sich das mit der finalen Staffel 5 ändern wird, ist fraglich. Denn es wurden ja schon einige Charaktere sorgfältig eingeführt, die man ohne Weiteres ins Jenseits befördern kann, Figuren wie Murray Bauman (Brett Gelman), Dmitri Antonov (Tom Wlaschiha), Dr. Sam Owens (Paul Reiser) oder Lieutenant Colonel Jack Sullivan (Sherman Augustus). Aber vielleicht werden die Duffer-Brüder das ultimative Opfer in Form von Elf bringen, um das große Finale umso dramatischer zu gestalten – und alle Kritiker*innen verstummen zu lassen. Wir werden sehen.

Jetzt seid ihr dran: Wie gut kennt ihr euch mit den 80er-Anspielungen in „Stranger Things“ aus?

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