Am Ostersonntag strahlte die ARD zur gewohnten Sendezeit um 20:15 Uhr traditionell keinen neuen „Tatort“ aus. So auch 2020. Stattdessen feierten die neuen Saarländer Kommissare ihre Premiere am Ostermontag. Ob ihr Debüt gelungen ist, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Das fleißige Lieschen“.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Das fleißige Lieschen“?
Am Ostermontag feierte der „Tatort“ seine erste Team-Premiere in der laufenden Saison. Darin traten die Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) im Saarland ihren Dienst an und beerbten den eher glücklos agierenden Jens Stellbrink (Devid Striesow), dessen aufgesetzt wirkende Kauzigkeit besonders zu Beginn seiner kurzen Laufbahn für verhaltene Reaktionen bei Publikum und Kritikern sorgte.
Mit dem neuen Duo soll nun alles anders werden, was sich unmittelbar in der Grundkostruktion seines Debüts wiederspiegelt. Statt verhuschtem Vespafahrer mit Dauerlächeln bekommen wir es nun mit streng dreinblickenden jungen Männern zu tun, die ein düsteres Geheimnis aus Kindheitstagen für immer miteinander verbindet. Dabei haben sich die beiden Kommissare seit 15 Jahren nicht mehr gesehen.
Die problematische Vergangenheit der neuen Saarländer Kommissare wird ähnlich wie im Dortmunder „Tatort“ dauerhaft eine Rolle spielen. Dass der eigentliche Kriminalfall zumindest heute in ihrem Debüt nicht zu kurz kommt, ist die größte Stärke von „Das fleißige Lieschen“, auf das wir gern einen Tag länger als gewohnt gewartet haben.
Ob es das neue Team in eine künftige Liste der beliebtesten „Tatort“-Kommissare schafft, bleibt abzuwarten. Unsere aktuellen Favoriten findet ihr im Video:
Worum geht es im „Tatort“„Das fleißige Lieschen“?
Patriarch Bernhard Hofer ist ein ein Ekelpaket mit finsterer Vergangenheit, der despotisch über sein Unternehmen und seine Familie herrscht. Als er seinem Enkel Erik bei einer denkwürdig frostigen Familienfeier die Leitung der Firma überträgt, kommt es zum Eklat. Eriks Bruder Konrad fühlt sich betrogen und verlässt das prunkvolle Anwesen im Streit. Erik rennt ihm nach und es kommt zum Kampf.
Am nächsten Morgen findet die Polizei die Leiche von Erik, der mit 60 Hieben erschlagen wurde. Verdächtiger Nummer Eins ist natürlich sein Bruder, doch ist dem labilen Biedermann eine solche Tat zuzutrauen? Die Kommissare haben ihre Zweifel und beginnen, in der Firmengschichte nach Spuren zu suchen. Stück für Stück bekommen sie Einblick in einen Abgrund, dessen Ausmaße nur schwer zu ertragen sind.
Mareks „Tatort“-Kritik: Packende Story rettet überladene Konstruktion
Drehbuchautor Hendrick Hölzemann hat für die neuen Saarländer Kommissare ein bleischweres Päckchen geschnürt, unter dem sie eigentlich schon in ihrem ersten Fall zusammenbrechen müssten. Angst vor der eigenen Waffe, ein sadistischer Vater und eine traumatisierende Lebenslüge lassen selbst die emotional völlig überladenen Leipziger Kommissare Saalfeld und Keppler wie gesittete Spießbürger aussehen.
Zum Glück verfügt der eigentliche Kriminalfall über so viel Substanz, dass der ganze Ballast ihn nicht unter sich begraben kann. Das Portrait einer zerstrittenen Familie entpuppt sich als Chronik eines weitaus größeren Verbrechens, das uns in das finsterste Kapitel der deutschen Geschichte führt. Die Demaskierung des eigentlichen Monsters ist packend in Szene gesetzt und überragend vorgetragen, was alle Schwächen des „Tatorts“ letztlich mühelos wegwischt.
Es bleibt zu hoffen, dass die Saarländer Kommissare auch weiterhin mit solchen Geschichten versorgt werden, dann muss man sich um ihre Zukunft trotz aller Widrigkeiten keine Sorgen machen. „Das fleißige Lieschen“ ist für dieses Unterfangen ab jetzt die Messlatte.
Die „Tatort“-Episode „Das fleißige Lieschen“ wurde am Montag, dem 13. April 2020 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Kommende Woche geht es nach Frankfurt zu den Kommissaren Jannecke und Brix und der Episode „Die Guten und die Bösen“.