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„Polizeiruf 110: Der Ort, von dem die Wolken kommen“ (Episode 379): Kritik

„Polizeiruf 110: Der Ort, von dem die Wolken kommen“ (Episode 379): Kritik
© BR / Roxy Film GmbH / Hendrik Heiden

Der „Tatort“ legte am Sonntag eine Pause ein und gab dem „Polizeiruf 110“ die Gelegenheit, eine neue Ermittlerin zu etablieren. Am 15. August 2019 strahlte die ARD zur gewohnten Sendezeit um 20:15 Uhr die Münchner Episode „Der Ort, von dem die Wolken kommen“ aus. Dass sich auch „Tatort“-Fans über den ersten Fall von Elisabeth Eyckhoff freuen dürfen, verrät Mareks „Polizeiruf 110“-Check.

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Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110“ aus München?

Einst installierte die DDR den „Polizeiruf 110“ als Antwort auf den westdeutschen „Tatort“, mittlerweile wechseln sich die Krimi-Formate am Sonntagabend bei der ARD ab. Doch wer glaubt, dass alle „Polizeiruf 110“-Kommissare ausschließlich in den neuen Bundesländern ermitteln, der irrt. Schon seit 1997 dreht der Bayerische Rundfunk eigene „Polizeiruf 110“-Episoden, zuletzt sehr überzeugend mit dem großartigen Matthias Brandt als melancholischem Ermittler Hanns von Meuffels, der angenehm aus der Zeit gefallen schien.

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Nach dem Ausstieg des Schauspielers feiert nun seine Kollegin Verena Altenberger ihr Debüt als Ermittlerin an der Isar und das hat es in sich. Die Österreicherin übernimmt die Rolle der Polizistin Elisabeth Eyckhoff, die gemeinsam mit ihrem Halbbruder Cem (Lukas Yeginer) und Luftikus Wolfgang (Andreas Bittl) in einen abgründigen Fall hineingezogen wird, der die Sehgewohnheiten des Krimi-Publikums vor eine Herausforderung stellt. Dabei ist schon ihre Figur an sich ungewöhnlich. Bessie, wie sich die Polizistin am liebsten ansprechen lässt, ist im Gegensatz zu ihren TV-Kollegen gar keine Kriminalkommissarin, sondern Uniformträgerin. Zumindest in ihrem ersten Fall zeigt sie sich empathisch, hartnäckig und risikofreudig. Die Voraussetzung für eine baldige Beförderung sind genauso vorhanden wie der Nährboden für ein berufliches Scheitern. Zu wünschen wäre ihr letzeres nach der furiosen Episode „Der Ort, von dem die Wolken kommen“ nicht.

Worum geht es im „Polizeiruf 110“„Der Ort, von dem die Wolken kommen“?

Ein verwahrloster Junge, der sich Polou nennt (stark: Dennis Doms) wird an der Isar gefunden. Sein Körper ist von Wunden gezeichnet, die auf jahrelange Misshandlungen hinweisen. Nur zaghaft nimmt er Kontakt zu Bessie auf, die sich als einzige traut, dem traumatisierten Kind nahe zu kommen. Sie ist es auch, die sich ein Herz fasst und gegen den ausdrücklichen Willen des Jugendamtes veranlasst, dass Psychologin Dr. Kutay (Katja Bürkle) den verstörten Jungen unter Hypnose setzt. Bei der Behandlung treten Abgründe ans Licht, die darauf schließen lassen, dass irgendwo noch weitere Kinder gefangen gehalten und missbraucht werden. Es sieht danach aus, dass Polou die Flucht vor jemandem gelungen ist, den er als Wolf bezeichnet. Dann taucht im Krankenhaus eine Dame auf, die einen auffälligen Pelzmantel trägt.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Bizarrer Horror-Trip auf David Lynchs Spuren

In dieser Krimi-Saison sorgt bislang nicht der „Tatort“ für die Höhepunkte, sondern der „Polizeiruf 110“. Schon die Brandenburger Episode „Heimatliebe“ war ein Volltreffer, jetzt setzt Regisseur Florian Schwarz noch einen drauf. Einst spaltete er mit der Wiesbadener Leichen-Orgie „Im Schmerz geboren“ das „Tatort“-Publikum, jetzt knüpft er sich den „Polizeiruf 110“ vor und wird sicherlich auch hier mit einigem Gegenwind zu kämpfen haben. Das harte Thema Kindesmisshandlung wird in einer außergewöhnlichen Bildsprache in Szene gesetzt, die sonst eher im Kino eines David Lynch zu verorten ist und nicht im sonntäglichen Krimi-Kosmos der ARD. Entsprechend werden manche Traditionalisten die Nase rümpfen, doch das kann dem Filmemacher herzlich egal sein. Schließlich gelingt ihm und seinem Kameramann Julian Krubasik ein beinahe unmögliches Kunststück, an dem selbst der große Michael Haneke in seinem oscarprämierten Drama „Liebe“ gescheitert ist.

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Florian Schwarz wagt sich auf das gefährliche Eis der Traumsequenz und schafft es, dass die verzerrten Bilder seiner hypnotisierten Protagonisten nicht ins unfreiwillig Komische abdriften, sondern originell und frisch wirken. Dass er obendrein noch einen trockenen Seitenhieb in Richtung „Großstadtrevier“ aus dem Ärmel schüttelt, macht seinen „Polizeiruf 110“ umso erstaunlicher und lässt darüber hinwegsehen, dass der Mittelteil nicht ganz frei von Längen ist. Die Messlatte für die kommenden Fälle aus München ist jedenfalls gesetzt und sie ist hoch. Bleibt nur zu hoffen, dass sie in Zukunft nicht einstürzt.

Die „Polizeiruf 110“-Episode „Der Ort, von dem die Wolken kommen“ wurde  am Sonntag, dem 15. September 2019, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. In dieser Woche übernimmt dann wieder der „Tatort“. In der Episode „Die harte Kern“ geht es nach Weimar zu den Kommissaren Dorn und Lessing. Entsprechend erwarten wir deutlich leichtere Kost als beim aktuellen „Polizeiruf 110“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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