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„Polizeiruf 110: Funkensommer“ (Episode 414): Kritik

„Polizeiruf 110: Funkensommer“ (Episode 414): Kritik
© BR / Sappralot Productions GmbH / Alexander Fischerkoesen

Nachdem Johanna Wokalek im vergangenen Herbst einen furiosen Einstand feiern konnte, ermittelt sie nun zum zweiten Mal an der Seite von Stephan Zinner in München. Warum die beiden einmal mehr eine starke Vorstellung abgeben, die eigentliche Kriminalgeschichte aber flacher als das scharfzüngige Debüt ausfällt, erfahrt ihr in Mareks Kritik zum „Polizeiruf 110: Funkensommer“.

Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110: Funkensommer“?

Mit einem treffsicheren Angriff auf alle, die ihre politische Korrektheit wie eine Monstranz vor sich hertragen und und sämtliche Deutungshoheit an sich reißen, gelang Johanna Wokalek ein famoses „Polizeiruf 110“-Debüt, das bis zu seinem bitteren Finale fast schon wie eine Komödie daherkam. Auch ihr zweiter Einsatz verfügt über einen denkwürdigen Schluss, ansonsten ist die Tonalität von Alexander Adolphs Krimi eine völlig andere und auch vom herrlich exzentrischen Kommissar Otto Ikwuakwu fehlt jede Spur.

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Stattdessen lernen wir diesmal viel über die Charaktere Cris Blohm und Dennis Eden, was speziell an ihrem Umgang mit dem Brandermittler Hanno Senoner deutlich wird. Während Kommissar Eden seine Abneigung gegenüber dem Sprengstoffexperten geradezu zelebriert, gibt seine Chefin dessen Avancen nach und landet mit ihm im siebten Pyro-Himmel. Dass ihre Affäre zwangsläufig ein ähnliches Ende nehmen muss wie Max Ballaufs zweiter Frühling im wenige Wochen alten Kölner „Tatort: Diesmal ist es anders“ dürfte Krimi-Fans schnell klar sein und ist der entscheidende Schwachpunkt seiner viel zu vorhersehbaren Geschichte, die aber immerhin famos vorgetragen wird. Letzteres ist dann auch der Grund, warum niemand den „Tatort“  an diesem Sonntag vermissen muss. Spannende Fakten zu Deutschlands beliebtester Krimireihe findet ihr im Video.

Worum geht es im „Polizeiruf 110: Funkensommer“?

Warme Sanierung mit Todesopfer: Brandermittler Hanno Senoner hat keinen Zweifel daran, dass es sich beim Feuer in einem leer stehenden Verwaltungsgebäude um Brandstiftung handelt und bietet der Münchner Polizei fast schon penetrant seine Mithilfe an. Die muss zunächst die Identität der Toten klären, die zur falschen Zeit am falschen Ort war und den Flammen zum Opfer fiel.

Dass die einflussreiche Familie Hechtle, der das marode Gebäude gehört, den Brand in Auftrag gegeben hat, um sich der ungeliebten Immobilie zu entledigen, liegt auf der Hand, doch wer hat den Plan wirklich in die Tat umgesetzt und warum macht der Wachmann, der das Feuer gemeldet hat, so einen verzweifelten Eindruck? Cris Blohm und Dennis Eden haben eine Vermutung, doch schon bald finden sie eine weitere Leiche.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Johanna Wokalek und Stephan Zinner bleiben eine Bank

Dass Stephan Zinner nicht nur als Kabarettist und Niederkaltenkirchner Metzger Simmerl eine gute Figur abgibt, ist nichts Neues, wird in diesem „Polizeiruf 110“ aber einmal mehr mit dickstem Edding unterstrichen. Die vollkommen natürlich daherkommende Glaubwürdigkeit, die er seinem Kommissar Eden verleiht, sucht in der aktuellen TV-Landschaft ihresgleichen und ist sogar mit der von Manfred Krug in seiner Paraderolle als Rechtsanwalt Liebling zu vergleichen. Sein Verbleib nach dem Abgang der ebenfalls famosen Verena Altenberger ist schon jetzt eine der besten Entscheidungen, die der Bayerische Rundfunk in den letzten Jahren getroffen hat, zusammen mit der Verpflichtung von Johanna Wokalek.

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Die darf ihrer Kommissarin diesmal viele verschiedene Facetten entlocken und bedankt sich mit einem feinen, nuancierten Spiel, in dem wenige Blicke ausreichen, um mehr zu erzählen, als es anderswo ganze Drehbuchseiten vermögen. Entsprechend schade ist es, dass die eigentliche Kriminalgeschichte leserlich auf einen Bierdeckel geschrieben werden könnte und nur die allerletzten Szenen für eine Überraschung sorgen, die dafür aber immerhin in Zukunft noch eine Rolle spielen dürften. Dann wäre ein echter Spannungsbogen dringend zu empfehlen, ein paar reiche Schnösel aus der Klischeekammer als geringfügig Verdächtige und eine Täterschaft der offensichtlichen Art sind für die Klasse von Johanna Wokalek und Stephan Zinner doch zu wenig. Dank ihrer Schauspielkunst ist der Abschluss der diesjährigen Krimisaison aber trotzdem gelungen.

Der „Polizeiruf 110: Funkensommer“ wurde am Sonntag, den 26. Mai 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek im Stream zu sehen. Damit endet die aktuelle Krimi-Saison im Ersten, frische Folgen von „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ erreichen uns im August. Am kommenden Sonntag wiederholt die ARD den sehenswerten Münchner „Tatort: Wunder gibt es immer wieder“.

„Polizeiruf 110“-Quiz: Wie gut kennst du die ARD-Krimiserie?

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