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„Polizeiruf 110: Unsterblich“ (Episode 413): Kritik

„Polizeiruf 110: Unsterblich“ (Episode 413): Kritik
© MDR / filmpool fiction / Stefan Erhard

Mit einem überragenden Krimi eröffneten Claudia Michelsen und Felix Vörtler im vergangenen Herbst die laufende Krimi-Saison und können auch diesmal vollends überzeugen. Für die eigentliche Kriminalgeschichte gilt das allerdings nicht, wie ihr in Mareks Kritik zum „Polizeiruf 110: Unsterblich“ erfahrt.

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Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110: Unsterblich“?

Das Phänomen der wundersamen Genesung zieht sich wie ein roter Faden durch viele „Tatorte“ und dürfte mindestens in den besonders gravierenden Fällen für Stirnrunzeln auf der heimischen Couch sorgen, denken wir etwa an den Dresdner Revierleiter Peter Schnabel. Der wurde von einem geisteskranken Entführer fast zu Tode gequält und selbst als der Abspann einsetzte, stand nicht fest, ob er die Tortur überlebte. Doch schon bei seinem nächsten Fall erinnerte noch nicht einmal eine kleine Blessur an die dramatischen Ereignisse seines vergangenen Einsatzes. Das ist in diesem „Polizeiruf 110“ anders.

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Von einer Krücke gestützt steht der der traurige Riese Uwe Kemp vor der Tür seines Wohnhauses und zögert, den Schlüssel umzudrehen. Der einsetzende Flashback mit Bildern aus dem perfiden „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ wären an dieser Stelle gar nicht nötig gewesen, der traurige Blick seiner Kollegin Brasch, die der bitteren Szenerie aus ihrem Fahrzeug folgt, hätte völlig ausgereicht, um bei allen das Kopfkino anzuknipsen, die sich an die grausame „Misery“-Variante erinnern, mit der ihr Chef im vergangenen Herbst konfrontiert wurde. Die schönste, wenn auch traurigste Szene des gesamten Krimis ist jedoch zugleich sein Höhepunkt, da die diesmal arg konstruiert wirkende Kriminalgeschichte mit ihrem exzellenten Vorgänger nicht mithalten kann.

Dank Claudia Michelsen und Felix Vörtler muss dennoch niemand den „Tatort“ vermissen, der an Pfingstmontag wieder auf Sendung geht. Die beliebtesten Teams findet ihr im Video.

Worum geht es im „Polizeiruf 110: Unsterblich“?

Die Karriere der Influencerin Aalisha geriet zuletzt ins Stocken, nun liegt ihre Leiche auf dem Boden eines Magdeburger Einkaufszentrums. Vieles spricht dafür, dass sich die junge Frau vom Dach gestürzt hat, doch Kommissarin Brasch mag nicht an einen Selbstmord glauben. Sie nimmt die Familie der Toten ins Visier und findet heraus, dass Aalishas Bruder mit den freizügigen Auftritten seiner Schwestern nicht nur haderte, sondern sie auch im Internet bedrohte. Eine weitere Spur führt die Polizistin zu Alishas Freundin Leonie, bei der die Tote zuletzt wohnte. Dann nimmt der Fall eine so ungeahnte wie abstruse Wendung, die zwar zu einem halbwegs spannenden Finale führt, der Klasse seines groß aufspielenden Ensembles aber nicht gerecht wird.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Tolles Ensemble hätte besseren Krimi verdient

Seit sich Kommissarin Doreen Brasch vor vier Jahren als Einzelkämpferin neu erfinden durfte und nur mit ihrem Chef Uwe Klemp ermittelt, läuft es im Magdeburger „Polizeiruf 110“ wie am Schnürchen. Bestes Beispiel ist der fast schon horrorhafte Vorgänger, auf dessen Ereignisse hier immerhin treffend und berührend eingegangen wird. Claudia Michelsen und Felix Vörtler präsentieren sich einmal mehr auf der Höhe ihrer Kunst, gleiches gilt auch für ihre jüngst leider verstorbenen Kollegen Pablo Grant und Hendrik Arnst. Besonders Letzterer versprüht noch einmal seinen ganz eigenen, irgendwo zwischen Ruppigkeit und Sanftmut hin- und herpendelnden Charme, den wir in Zukunft schwer vermissen werden.

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Umso enttäuschender ist es, dass die Geschichte um eine manipulative Influencerin am Ende doch recht platt geraten ist. Die türkischstämmige Familie der Toten wirkt wie aus einem Klischeebuch abgepaust, die Einblicke in die Abgründe von Hass und Hetze im Netz bleiben oberflächlich und fühlen sich wie eine Gebrauchsanweisung für diejenigen an, für die das Internet tatsächlich noch Neuland ist. Der entscheidende Bruch passiert allerdings erst nach einer guten halben Stunde, wenn es zwar zu einem wirklich äußerst unerwarteten Wendepunkt kommt, gleichzeitig aber die Glaubwürdigkeit des gesamten Krimikonstrukts ernsthafte Risse erleidet. Bleiben am Ende also fast nur die tollen schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles, in das sich auch Hannah Gharib als Aalisha Mansour sowie Katharina Stark als ihre Freundin Leonie überzeugend einreihen können. Hoffen wir also, dass beim nächsten Mal wieder der Krimi an sich zu einer stimmigen Angelegenheit wird. Die Chancen stehen nach den Glanztaten der jüngeren Vergangenheit zum Glück gut.

Der „Polizeiruf 110: Unsterblich“ wurde am Sonntag, den 12. Mai 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es an Pfingstmontag in den Schwarzwald und zum bislang besten „Tatort“ mit Tobler und Berg. Eine ausführliche Kritik zur Episode „Letzter Ausflug Schauinsland“ findet ihr hier

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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