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„Polizeiruf 110: Nur Gespenster“ (Episode 409): Kritik

„Polizeiruf 110: Nur Gespenster“ (Episode 409): Kritik
© NDR / Christine Schroeder

In einer durchwachsenen „Tatort“-Saison sorgt der „Polizeiruf 110“ seit Monaten für die Glanzlichter am Sonntagabend. Daran ändert sich auch diesmal nichts, wenn Anneke Kim Sarnau und Lina Beckmann ihren bislang besten gemeinsamen Auftritt absolvieren, wie ihr in Mareks Kritik zur Episode „Nur Gespenster“ erfahrt.

Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110: Nur Gespenster“?

12 Jahre lang bildeten Sascha Bukow und Katrin König das explosivste Paar der hiesigen TV-Landschaft. Selbst die wildesten Räuberpistolen nahm man ihnen ab, auch weil ihre unnachahmliche Chemie so gut wie jedes „Tatort“-Gespann in den Schatten stellte. Doch kurz nachdem sich die beiden ihre Liebe gestehen durften, stieg Charly Hübner aus dem „Polizeiruf 110“ aus. Wie die titelgebenden Gespenster geistert der bullige Kommissar aber weiterhin durch Rostock, zu groß ist die Lücke, die der Gemütsberserker in den seit Anbeginn fortlaufend erzählten Krimis hinterlassen hat. Dass die ausgerechnet von seiner Halbschwester gefüllt wird, ist besonders Kommissar Volker Thiesler ein Dorn im Auge, der sich um seine Beförderung betrogen fühlt.

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Die zurückgelassene Fallanalytikerin Katrin König hat sich hingegen wieder gefangen. Nachdem sie zuletzt voller Wut um sich schlug, gewöhnt sie sich allmählich an die Warmherzigkeit ihrer Kollegin, was bei der Brisanz ihres neusten Falls auch dringend nötig ist. Der brutale Foltermord an einem Arzt entpuppt sich als Tor zu einem noch weitaus tieferen Abgrund, der nicht nur die Polizistinnen an den Rand ihrer Kräfte bringt. Auch uns vor den Fernsehapparaten erwartet beim neusten Rostocker „Polizeiruf 110“ nicht gerade ein vergnüglicher Abend.

Hätten Bukow und König beim „Tatort“ ermittelt, wären sie in folgendem Video natürlich vertreten.

Worum geht es im „Polizeiruf 110: Nur Gespenster“?

Die Leiche des gefolterten Arztes Kai Wülker bietet den Ermittlerinnen König und Böwe ein Bild des Grauens. Ihr Chef tippt auf Sadismus als Mordmotiv und tatsächlich führen erste Spuren in die SM-Szene von Rostock. Dann allerdings findet die Polizei am Tatort die DNA von Jessica Sonntag, die vor 15 Jahren als junges Mädchen spurlos verschwand und die ihr Vater mittlerweile für tot erklären ließ.

König und Böwe nehmen das Umfeld der Vermissten näher unter die Lupe und stoßen auf Ungereimtheiten, die in einem schweren Vorwurf münden. Wurde Jessica Sonntag als Kind sexuell missbraucht und befindet sie sich nun auf einem Rachefeldzug? Stück für Stück fügen sich die Erinnerungen ihres Bruders Henrik und ihrer Schulfreundin Michelle zu einem kaum zu ertragenden Puzzle, in dem Jessicas Eltern eine Schlüsselrolle einnehmen. Dann geschieht ein weiterer Mord…

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Einer der stärksten Krimis des Jahres

Neben seiner turbulenten Beziehung zu Katrin König stand Sascha Bukows Verbindung zur Unterwelt stets im Mittelpunkt des Rostocker „Polizeirufs 110“, ein Tanz auf der Rasierklinge, der ihn schlussendlich alles kostete. Dass auch seine Partnerin, die als Kind bei der Flucht aus der DDR ihre Mutter verlor, eine bewegte Vergangenheit verarbeiten muss, kehrt nach Bukows Abgang nun als Erzählstrang zurück in den Fokus. Katrin Königs schicksalshafte Begegnung lenkt im perfekt ausbalancierten Drehbuch von Astrid Ströher aber niemals von der Wucht des eigentlichen Kriminalfalls ab, dessen bedrückend realistisches Szenario niemanden kalt lassen dürfte.

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Judith Engel liefert als verhuscht monströse Mutter eine beängstigende Vorstellung ab, die sich am Ende in einem erschreckenden Bekenntnis entlädt, das auch im echten Leben oftmals als Alibi einer stummen Mittäterschaft herangezogen werden dürfte, was den Krimi in all seiner Härte lange nachwirken lässt. Leichte Kost ist der neuste „Polizeiruf 110“ beileibe nicht, handwerklich allerdings erstklassig umgesetzt. Jede noch so kleine Nebenrolle ist stimmig besetzt, dazu überzeugen die herausragende Kameraarbeit von Marcus Kanter sowie der stimmungsvolle Soundtrack von Chris Bremus. „Nur Gespenster“ ist der endgültige Beweis, dass Rostock auch nach dem Abschied von Charly Hübner nichts von seiner Faszination als Krimi-Hochburg eingebüßt hat, auch wenn es diesmal weh tut, wenn der Abspann einsetzt.

Der „Polizeiruf 110: Nur Gespenster“ wurde am Sonntag, dem 17. Dezember 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. An Weihnachten übernimmt wieder der „Tatort“, allerdings nur mit einer durchwachsenen Folge, wie ihr hier in der ausführlichen Kritik zur Episode „Kontrollverlust“ erfahrt.

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