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„Polizeiruf 110: Bis Mitternacht“ (Episode 393): Kritik

„Polizeiruf 110: Bis Mitternacht“ (Episode 393): Kritik
© BR / Provobis Gesellschaft für Film und Fernsehen / Hendrik Heiden

Nachdem der „Tatort“ den Einstand in die neue Krimi-Saison verstolperte, übernahm der „Polizeiruf 110“ das Zepter. Warum der Münchner Krimi seine Konkurrenz dabei mühelos in den Schatten stellte, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Bis Mitternacht“ .

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Welche Kommissarin ermittelt im „Polizeiruf 110“„Bis Mitternacht“?

Vor zwei Jahren trat die Münchner Kommissarin Elisabeth Eyckhoff das Erbe des eleganten Melancholikers Hanns von Meuffels an und krempelte die Polizeiarbeit an der Isar kräftig um. Mit wilden Angriffen auf unsere Sehgewohnheiten entwickelten ihre ersten Einsätze erstaunlich schnell eine ganz eigene, soghafte Handschrift, der erst vor wenigen Wochen mit der überraschend ruhigen Vorstadtballade „Frau Schrödingers Katze“ ein wenig die Tinte ausging.

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Nun darf die letzte Uniformträgerin der sonntäglichen Krimiunterhaltung ihr Markenzeichen im Spint lassen und endlich zur Mordkommission wechseln. Doch auch in ihrem neuen Umfeld muss sich die couragierte Polizistin ihren Platz in der ersten Reihe erkämpfen. Nachdem ihr Verhör mit einem vermeintlichen Schwerverbrecher ins Leere läuft, will sie ihr neuer Chef gleich wieder aus dem Verkehr ziehen. Ans Aufgeben denkt Elisabeth Eyckhoff aber auch an ihrer neuen Wirkungsstätte nicht, was den straff erzählten Thriller von Dominik Graf um einen sehenswerten Handlungsstrang reicher macht.

Während sich die Münchner Kommissarin immer mehr zur Speerspitze ihrer Zunft entwickelt, werfen wir im Video einen Blick auf ihre stärkste Konkurrenz aus dem „Tatort“.

Worum geht es im „Polizeiruf 110“ „Bis Mitternacht“?

Déjà-vus im Verhörraum: Vor zwei Jahren biss sich der damalige Chefermittler Josef Murnau an dem mutmaßlichen Mörder einer Joggerin die Zähne aus, nun sitzt Elisabeth Eyckhoff dem offensichtlich geistesgestörten Studenten Jonas Borutta gegenüber. Der brutale Überfall auf eine junge Frau ähnelt der ungesühnten Tat von damals und auch das beängstigende Gebaren des Verdächtigen hat sich nicht verändert.

Alle Indizien sprechen erneut gegen den hochintelligenten Psychopathen, doch genau wie damals fehlen eindeutige Beweise. Als sich Elisabeth Eyckhoff kurz vorm Durchbruch wähnt, ändert ihr Vorgesetzter plötzlich die Strategie und reaktiviert seinen Vorgänger. Die Uhr tickt hingegen erbarmungslos weiter. Nur noch wenige Augenblicke, und Jonas Borutta ist wieder ein freier Mann.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Überragend vorgetragene Nervenschlacht

Nachdem sich der Frankfurter „Tatort“ vor einer Woche an seiner schlichten Vorlage die Zähne ausbiss, nimmt das Drehbuch von Tobias Kniebe keine Gefangenen und katapultiert uns ohne Umschweife ins Herzstück einer von allen Seiten glänzend dargebotenen Nervenschlacht, die nur in ihren letzten Minuten ein wenig an Wucht einbüßt.

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Bis dahin punktet der erste „Polizeiruf 110“ des neuen Krimi-Jahres mit einer stimmig in Szene gesetzten Geschichte, die trotz einiger blutiger Rückblicke auf jeglichen Firlefanz verzichtet und nah an der Wirklichkeit bleibt. Das mag daran liegen, dass der Krimi auf einem wahren Fall basiert, den der echte Mordermittler Josef Wilfling in seinem True-Crime-Bestseller „Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden“ zu Papier brachte.

Während sich ein getschillerter „Tatort“-Kommissar wohl kaum um die Verweildauer eines Verdächtigen in der Zelle kümmern dürfte, ist der korrekte Umgang mit ihm in diesem „Polizeiruf 110“ nicht nur Pflicht, sondern auch die stets eingeblendete Quelle sämtlicher Spannungskurven. Dass die zu keiner Zeit in sich zusammenfallen, liegt vornehmlich an der einmal mehr groß aufspielenden Verena Altenberger, ihrem Pendant Thomas Schubert und nicht zuletzt an Michael Roll, der als graue Eminenz dem späten Clint Eastwood alle Ehre macht. Die etwas aufgesetzte Suggestion, Elisabeth Eyckhoffs zwischenzeitliche Degradierung läge an ihrem Geschlecht und nicht an ihrer mangelnden Erfahrung, fällt bei so viel Klasse zum Glück nicht weiter ins Gewicht.

Die „Polizeiruf 110“-Episode „Bis Mitternacht“ wurde am Sonntag, dem 5. September 2021 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek als Wiederholung im Stream zu sehen. 

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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