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„Polizeiruf 110: Hermann“ (Episode 394): Kritik

„Polizeiruf 110: Hermann“ (Episode 394): Kritik
© rbb / Maor Waisburd

Nach dem Abschied von Olga Lenski ist der deutsch-polnische Kommissar Adam Raczek für einen „Polizeiruf 110“ auf sich allein gestellt. Warum sein Solo-Abenteuer nur bedingt überzeugt, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Hermann“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110“„Hermann“?

Vor sechs Jahren salutierte der bräsige Dorfsheriff Horst Krause ein letztes Mal in Richtung Brandenburger Pampa und knatterte auf seinem Dreirad davon. Während sein K9 nochmal übers Feld knurrte, brauste bereits sein ungleich dynamischerer Nachfolger aus dem polnischen Slubice herbei und veränderte den ländlichsten aller „Polizeirufe 110“ von Grund auf. Als erstes bilaterales Gespann ermittelte der stets etwas undurchsichtige Polizist an der Seite der deutlich emotionaler auftretenden Olga Lenski, die vor einem halben Jahr allerdings sang und klanglos ihren Dienst quittierte.

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Bevor er 2022 einen neuen Partner zur Seite gestellt bekommt, darf sich der Kommissar nun einmalig als Alleinunterhalter präsentieren. Doch wer dachte, dass sich die Handlung des Krimis nun komplett in seine polnische Heimat verschieben würde, der irrt. Selbst die grenznahe Wache in Frankfurt an der Oder wird diesmal nur per Telefon zugeschaltet, denn es geht etwas überraschend nach Cottbus. Dort erfahren wir dann doch etwas mehr über die Vergangenheit des vermeintlichen Einzelgängers, der an seinem temporären Einsatzort einst viel verbrannte Erde hinterließ, die ihm nun recht ungelenk zurück ins Gesicht gepustet wird. Dabei hätte der eigentliche Fall dieses eher bemüht wirkende Konstrukt gar nicht nötig gehabt.

Mehr Informationen über die Konkurrenz vom „Tatort“ findet ihr im Video.

Worum geht es im „Polizeiruf 110“„Hermann“?

Bei einem Autounfall kurz hinter der Grenze fällt eine hastig verschacherte Leiche aus einem LKW, weshalb Kommissar Adam Raczek die Ermittlungen fortan leiten darf. Die führen ihn nach Cottbus, wo das Opfer bei einer Baufirma arbeitete und wohl in den Besitz einiger brisanter Papiere kam, die für das neuste Geschäft seines Arbeitgebers von entscheidender Bedeutung gewesen wären.

Die ungeklärten Besitzverhältnisse eines eigentlich zum Abriss freigegebenen Hauses rufen auch seinen früheren Bewohner Zvi Spielmann auf den Plan, der sich als Kind in dessen Gemäuern erfolglos vor der Deportation durch die Nazis versteckte. Stück für Stück fasst der Holocaustüberlebende Vertrauen zu Adam Raczek und lässt ihn an seiner grausamen Familiengeschichte teilhaben.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Licht und Schatten sorgen letztlich nur für Stückwerk

Selten wurde der Blick auf das dunkelste Kapitel unserer Geschichte am Sonntagabend berührender in Szene gesetzt als in diesem „Polizeiruf 110“. Die israelische Schauspiellegende Dov Glickmann braucht nur wenige Gesten, um den Schrecken des Naziterrors zumindest im Ansatz vorstellbar zu machen. Gemeinsam mit seiner von Theaterstar Orit Nahimas ebenfalls eindringlich verkörperten Filmtochter bilden beide das Herzstück eines ansonsten recht grobschlächtig zusammengeschusterten Krimis, der im Angesicht dieser Glanzleistung absurd viele Baustellen aufweist.

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Dass die eigentlich recht clever erdachte Geschichte um Zwangsverschenkung, Verrat und Restitution relativ sinnfrei an den eigentlichen Einsatzort von Adam Raczek heranmontiert wurde, ist dabei noch ein verhältnismäßig kleines Problem. Viel ärgerlicher ist da schon die klischeetriefende Darstellung des verdächtigen Immobilienhais samt Gelfriese und gelacktem Knecht, die sich in den „Polizeiruf 110“ in etwa so einfügt, als würde man im Ritz das teuerste Menü bestellen und dann genussvoll eine Flasche Ketchup darüber schütten. Wenn sich der lokale Revierleiter dann noch benimmt wie ein Dreijähriger, dem permanent der Lolli aus der Hand geschnipst wird, herrscht am östlichen Rand der Republik zunehmend Ratlosigkeit.

Sollten Adam Raczek und sein neuer Partner in Zukunft wieder hohen Besuch erwarten, ist allen Beteiligten ein insgesamt stimmigeres Gesamtbild zu wünschen, schließlich reicht es nicht aus, wenn sich nur die Gäste wie Könige benehmen.

Die „Polizeiruf 110“-Episode „Hermann“ wurde am Sonntag, dem 5. Dezember 2021 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es zurück zum „Tatort“ nach Bremen und dem zweiten Fall des neuen Teams um Luise Wolfram mit dem Titel „Und immer gewinnt die Nacht“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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