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„Polizeiruf 110: Ronny“ (Episode 404): Kritik

„Polizeiruf 110: Ronny“ (Episode 404): Kritik
© MDR / Stefan Erhard

Nach der launigen Hexenschau im vergangenen Herbst schlägt der Magdeburger „Polizeiruf 110“ wieder deutlich ernstere Töne an. Warum Doreen Braschs neuester Einsatz vor allem als realitätsnahes Drama überzeugt, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Ronny“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110“„Ronny“?

Manche Entscheidungen im Leben werden aus der Not geboren und erweisen sich dann als goldrichtig, etwa Hansi Flicks Beförderung zum Cheftrainer des FC Bayern oder Clint Eastwoods Besetzung als „Dirty Harry“, nachdem er eigentlich nur fünfte Wahl war. In diese Kategorie fällt auch der Entschluss, Claudia Michelsen nach den Abgängen von Sylvester Groth und Matthias Matschke allein im „Polizeiruf 110“ ermitteln zu lassen.

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Der Erfolg dieser vermeintlichen Notlösung ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem Schlag wirkte die von Anfang an als Einzelkämpferin konzipierte Figur der bisweilen schroffen Kommissarin viel glaubwürdiger und auch die eigentlichen Kriminalfälle profitierten von der neu gewonnenen Klarheit. Herausragende Episoden wie der packende „Polizeiruf 110: Der Verurteilte“ waren die Folge, in denen kaum noch etwas an die rumpeligen Anfänge erinnerte. Von denen ist auch in Doreen Braschs mittlerweile 17. Einsatz nichts zu spüren. Die raue Provinzballade „Ronny“ reiht sich mit ihren präzise gezeichneten Charakteren und dem ungeschönten Blick auf menschliche Abgründe im strukturschwachen Nirgendwo bestens in das mittlerweile hochwertige Magdeburger Portfolio ein und geht an die Nieren.

Ihr vermisst dennoch den Tatort“ ? Dann schaut doch mal in unser Video rein.

Worum geht es im „Polizeiruf 110“„Ronny“?

„Schön für Dich“. Mehr fällt dem aktuellen Freund von Ronnys Mutter nicht ein, als das Heimkind zum Geburtstag für ein paar Stunden nach Hause darf und ihm von seinem Feiertag berichtet. Doch dabei bleibt es nicht. Als es der Junge wagt, die Freizeitplanung des selbsternannten Hausherren zu stören, kommt es zu Handgreiflichkeiten, die dazu führen, dass Ronny mit seinem neuen Fahrrad davonbraust und nicht wieder auftaucht. Kommissarin Brasch will von seiner Mutter natürlich wissen, warum sie ihrem Sohn nicht geholfen hat, erntet aber nur benebeltes Schweigen.

Bei eisigen Temperaturen beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, zumal der erst zehn Jahre alte Junge noch nicht einmal eine Jacke anhatte, als er vor der Kälte seines kurzzeitigen Zuhauses floh. Die Hoffnung, ihn lebend zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde, auch weil Spuren auftauchen, die direkt in die Elbe führen. Ist Ronny etwa ertrunken oder wurde er doch Opfer eines Gewaltverbrechens?

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Überragende Vorlage trifft auf famoses Ensemble

Ein verschwundenes Kind, seine überforderte Mutter und schließlich der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen einen Erzieher im Kinderheim. In der Tristesse des Magdeburger Hinterlandes tun sich Abgründe auf, die am Ende des „Polizeirufs 110“ sogar noch tiefer werden. Für skurrile Späße, die im komödienhaften Vorgänger für gute Laune sorgten, ist entsprechend kein Platz. Stattdessen fühlt sich der mit ruhiger Hand inszenierte Krimi streckenweise fast wie ein Dokumentarfilm an, so lebensnah muten die von Drehbuchautor Jan Braren präzise gezeichneten Figuren an.

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Das famose Ensemble um Ceci Chuh als Ronnys derangierte Mutter sowie Valentin Oppermann als undurchsichtiger Sohn der Heimleiterin tut sein Übriges, um den erschreckenden Ereignissen ein alltägliches Gesicht zu geben. Eindrucksvoll gelingt damit der Beweis, dass es weder wilder Verfolgungsjagden noch besonders blutüberströmter Leichen braucht, um eine fesselnde Geschichte zu erzählen, der man sich kaum entziehen kann.

Leichte Kost für einen entspannten Sonntagabend auf dem Sofa ist das alles natürlich nicht, aber dafür gibt es ja bekanntlich zwei Streithähne aus Münster, die regelmäßig die Massen belustigen. Bleibt nur zu hoffen, dass der neuste Magdeburger „Polizeiruf 110“ ebenfalls ein breites Publikum erreicht, zu wünschen wäre es dem herausragenden Krimi allemal.

Die „Polizeiruf 110“-Episode „Ronny“ wurde am Sonntag, dem 19. März 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Kommende Woche geht es wieder zum „Tatort“ und der herausragenden Kölner Episode „Abbruchkante“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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