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„Polizeiruf 110: Schweine“ (Episode 411): Kritik

„Polizeiruf 110: Schweine“ (Episode 411): Kritik
© rbb / Christoph Assmann

Kaum hat sich Vincent Ross als Kommissar zwischen Słubice und Frankfurt an der Oder etabliert, schon müssen wir auf den sanftmütigen Kajal-Träger verzichten. Warum die ungewöhnliche personelle Rochade aber nicht das größte Problem des neusten Brandenburger „Polizeirufs 110“ ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Schweine“.

Welche Kommissare ermittelten im „Polizeiruf 110: Schweine“?

Der Brandenburger „Polizeiruf 110“ hat eine bewegte Geschichte hinter sich und musste sich nach den Abgängen von Maria Simon und Lucas Gregorowicz zuletzt immer wieder neu aufstellen, was allerdings überraschend mühelos gelang. Das liegt zum einen am charismatischen André Kaczmarczyk, der vor zwei Jahren als Kommissar Vincent Ross auf Anhieb überzeugen konnte, zum anderen an seinem neuen Team, bestehend aus Gisa Flake und Frank Leo Schröder. Letztgenannte sind nun auf sich allein gestellt, denn das neue Konzept des rbb beruht darin, dass die drei künftig unterschiedlich große Rollen spielen oder auch gänzlich rotieren sollen.

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Dass es zum Auftakt mit André Kaczmarczyk den prominentesten Vertreter des Trios erwischt, der den Ermittlungen komplett fern bleibt, ist zwar konsequent, beraubt den „Polizeiruf 110“ aber seiner gerade erst eingespielten Dynamik, die besonders im letzten Fall „Cottbus Kopflos“ hervorragend funktionierte. Das größte Problem des Krimis ist diese letztlich überflüssige Spielerei allerdings nicht, dafür erledigt besonders Frank Leo Schröder seine Aufgabe viel zu gut. Nein, vielmehr ist es die Handlungsarmut der vorhersehbaren Kriminalgeschichte, die dem deutsch-polnischen „Polizeiruf 110“ eine unerwartete Delle verpasst.

Spannende Fakten über die Konkurrenz vom „Tatort“ erfahrt ihr im Video.

Worum geht es im „Polizeiruf 110: Schweine“?

Treffen sich drei Jäger im Wald, einer tot. Opfer des filmgewordenen Flachwitzes ist Leo Herne, der mit seinen Kollegen einen Jagdausflug an der Oder unternahm und nun tot an ihrem Ufer liegt. Verdächtig sind natürlich seine beiden Begleiter, zumal sie sich am Abend zuvor nicht nur lautstark stritten, sondern auch mächtig einen hinter die Binde kippten. Dass einer von ihnen am nächsten Morgen mitten im Wald neben seiner Waffe aufwacht und sich an nichts mehr erinnert, macht die Lage für die Berliner Anwälte natürlich nicht besser. Doch auch der polnische Jagdleiter Marek spielt nicht mit offenen Karten.

Kommissar Karl Rogow und seine Kollegin Alexandra Luschke müssen nicht nur erstmals auf sich gestellt ermitteln, sondern auch die Ereignisse einer benebelten Nacht rekonstruieren, in der zwei Welten aufeinanderprallten. Auf der einen Seite die ignoranten Berliner Jagdtouristen, die auf alle Regeln pfeifen, auf der anderen die gebeutelte Bevölkerung auf der polnischen Seite der Oder, die ihre landwirtschaftlichen Betriebe im Zeiten von Schweinepest und EU-Regularien kaum noch aufrecht erhalten kann.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Grandios bebilderte Bestandsaufnahme, der als Krimi die Luft ausgeht

Als Parabel auf zwei Völker, die einander trotz Grenzöffnung nicht näher kommen, funktioniert die Inszenierung von Tomasz E. Rudzik bestens. Von Kameramann Namche Okon herausragend fotografiert steht die Oder als Symbol der Trennlinie im Vordergrund eines „Polizeirufs 110“, der zwar visuell und schauspielerisch überzeugen kann, als reiner Krimi aber recht dürftig geraten ist. Die vorhersehbare Geschichte mit ihren wenigen in Frage kommenden Verdächtigen vermag die 90 Minuten schlichtweg nicht zu füllen, da helfen auch die schönsten Landschaftsaufnahmen nicht.

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Da sich der parallel erzählte Handlungsstrang um einen omnipräsenten Vater, der seinem Sohn eine drastische Kindheit bereitete und ihn auch als jungen Erwachsenen seine ganze Macht und Kälte spüren lässt, ebenfalls nicht gerade einen Originalitätspreis verdient, bleibt unterm Strich nur ein atmosphärisch gelungenes Portrait deutsch-polnischer Befindlichkeiten, das seinen mitreißenden Vorgängern nicht das Wasser reichen kann. Von Frank Leo Schröder möchten wir in Zukunft aber unbedingt mehr sehen. Seinen angenehm zurückhaltend agierenden Kommissar umgibt eine ganz besondere Aura, die ein wenig an seine Vorgänger aus den Anfängen des „Polizeirufs 110“ erinnert, als die Mauer noch stand und der Alltag in der DDR porträtiert wurde.

Der „Polizeiruf 110: Schweine“ wurde am Sonntag, dem 24. März 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es wieder in den Wald, und zwar beim weitaus rasanteren Bremer „Tatort: Angst im Dunkeln“.

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