Beim 1225. „Tatort“ braucht ihr ein sonniges Gemüt, damit euch die Dunkelheit nicht fest umschließt. Das Schwarzwälder Team rollt einen alten Fall neu auf. Was euch erwartet, lest ihr hier.
Welche Kommissar*innen ermitteln im „Tatort: Unten im Tal“?
Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) ermitteln nicht, wie in der ARD-Reihe sonst üblich, in einer bestimmten Stadt, sondern sie sind für eine ganze Region tätig. Ihre Dienststelle ist in Freiburg, aber die Fälle, die sie ermitteln, verteilen sich in der gesamten Umgebung. Die beiden Kriminalhauptkommissar*innen sind seit 2017 tätig und lösten damit das alte SWR-Team Klara Blum und Kai Perlmann ab. Seitdem haben sie neun Fälle gelöst, „Unten im Tal“ am Sonntag ist ihr zehnter Fall und somit schon ein kleines Dienstjubiläum. Tobler ist eher ruhig und hat eine sehr einfühlsame Art, die Ermittlungen durchzuführen, ihr Kollege Berg ist dagegen impulsiver und schlägt auch hin und wieder über die Strenge, wenn es seiner Meinung nach erforderlich ist, um den Fall zu lösen.
Was ist euer Lieblingstatortteam? Das Video macht euch elf Vorschläge:
„Tatort“: Worum geht es in „Unten im Tal“?
Vor mehr als einem Jahrzehnt verschwand die Teenagerin Rosa plötzlich ohne jede Spur. Ihre Eltern Meike Winterfeld (Inka Friedrich) und Josef Winterfeld (Cornelius Obonya) bleiben ohne Erklärung zurück und müssen den Verlust verkraften. Ihre Enkeltochter Antonia, kurz vor dem Verschwinden von Rosa geboren, lebt bei ihnen, auch sie muss mit dem rätselhaften Verlust ihrer Mutter zurechtkommen.
Dann wird Rosas Leiche zufällig gefunden und Tobler und Berg wollen den Fall erneut aufrollen. Dafür werden die Zeugen und Verdächtigen von damals erneut gebeten, sich zu erinnern, um Rosas letzten Abend zu rekonstruieren. Schon damals wurde einer der Dorfbewohner verdächtigt und auch diesmal steht der mehrfach vorbestrafte Werner Tröndle (Aurel Manthei) wieder im Zentrum der Ermittlungen, besonders für Kriminalhauptkommissar Berg ist seine Schuld nahezu sicher. Tobler bemüht sich aber, mit allen Beteiligten die Ereignisse von damals zu rekonstruieren und niemanden vorzuverurteilen. Die Jugendlichen von damals sind nun erwachsen und haben eine andere Wahrnehmung und Bewertung der Ereignisse und Fakten von damals. Es stellt sich heraus, dass die Sachlage um einiges komplizierter ist, als es zunächst den Anschein hat. Besonders als ein zweiter Todesfall alle in Aufruhr versetzt.
Lohnt sich der „Tatort“ „Unten im Tal“? Krizzis persönliche Kritik ohne Spoiler
Kurz bevor die nächste Arbeitswoche startet, bringt der „Tatort“ am Sonntagabend noch einmal 90 Minuten Entspannung. Für viele Familien ein lieb gewonnenes Ritual. Damit wir anschließend gut schlafen können, bringen die Ermittler*innen wieder Ordnung in das verbrecherische Chaos, der Fall wird gelöst, die Bösen werden eingesperrt und die Guten können aufatmen. Meistens funktionieren die Filme nach diesem Muster.
Auch bei „Unten im Tal“ ist das so. Wer sich von den wunderschönen Naturaufnahmen zu Beginn schön einlullen lässt, wird sich zunehmend unbehaglicher in dieser vermeintlich schönen dörflichen Idylle fühlen. Aber am Ende wissen wir, wer an Rosas Tod die Schuld trägt und die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen. Allerdings kumulieren sich in den letzten 15 Minuten eine Menge brutaler Erkenntnisse und der Raum, diese noch während der Sendezeit zu verarbeiten, ist knapp. Dieser Film entlässt uns nicht wirklich entspannt und bettgehfertig, das Ende macht traurig, die gesamte Atmosphäre ist düster. Das ist nicht schlecht, nur ein bisschen grausam.
Dabei spielen nicht nur die gruseligen Hintergründe der Tat eine Rolle, sondern auch das Schicksal des vorbestraften Dorfbewohners, der von den Ermittler*innen vorverurteilt und unter Druck gesetzt und, trotz all seiner gegenteiligen Bemühungen, am Ende zum Verlierer wird. Das spiegelt sicherlich die Realität wider, ist dafür aber umso schwerer verdaulich.
Die Geschichte hält die Spannung bis zum Schluss, weil sie immer wieder neue Rätsel aufgibt und Hinweise ausstreut, denen man vertrauen kann oder nicht. Im Zuge dessen stellen sich mulmige Gefühle ein, die von Erleichterung abgelöst werden, um einen erneut in Verwirrung und Sorge zu versetzen. Es geht um Wahrnehmung, Schuld, Verdrängung, Verantwortung und dann noch einen Wolf.
Und der ist das Einzige, was ich ganz persönlich an diesem „Tatort“ am Sonntag ausdrücklich kritisieren möchte. Es mag sein, dass er im Rahmen der Geschichte auch als Analogie funktionieren soll, aber er ist für die Handlung völlig unerheblich. Dafür wird aber ein Tier, das es medial ohnehin schwer genug hat, erneut in einem Zusammenhang gezeigt, der Vorurteile bestätigt und Ängste schürt. Um dem etwas entgegenzuwirken, mache ich an dieser Stelle darauf aufmerksam, dass 2021 im Bundesland Baden-Württemberg insgesamt 29 Schafe von Wölfen angegriffen wurden (DBBW. (16. August, 2022). Anzahl der Nutztierangriffe durch Wölfe in Deutschland nach Bundesländern und Nutztierart im Jahr 2021. In Statista, Zugriff am 07. Februar 2023). Betroffene Landwirte können sich wirksame Zäune bezuschussen lassen und müssen sich nicht hilflos und verzweifelt für den illegalen Abschuss entscheiden oder ihre Zucht komplett abstellen. Behaltet das doch bitte im Hinterkopf, wenn ihr euch diesen Sonntag den „Tatort“ anschaut und bleibt dem Tier gewogen. Wenn ihr jetzt genervt mit den Augen rollt, seid nicht frustriert und kommt nächste Woche wieder, denn dann übernimmt Kollege Marek wieder und liefert euch eine sehr fundierte „Tatort“- beziehungsweise „Polizeiruf“-Kritik ohne Tierschutzermahnungen. Es war mir eine Freude, ihn fünf Wochen zu vertreten und ich wünsche euch eine ebensolche mit „Unten im Tal“ an diesem Sonntag.
Der „Tatort: Unten im Tal“ (Folge 1225) wurde am 12. Februar 2023, ab 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Er steht euch anschließend für sechs Monate in der Mediathek zur Verfügung. Nächste Woche geht es nach Rostock zum „Polizeiruf 110: Daniel A.“, der diesmal nicht ganz an die gewohnte Qualität anknüpfen kann.