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„Tatort: Ad Acta“ (Episode 1273): Kritik

„Tatort: Ad Acta“ (Episode 1273): Kritik
© SWR / Christian Koch

An Pfingsten lieferten Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner den besten Krimi ihrer gesamten Laufbahn ab, nun kehren sie auf den Bildschirm zurück. Ob auch der Nachfolger ein großer Wurf geworden ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zum „Tatort: Ad Acta“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Ad Acta“?

Selten war ein Krimi am Sonntagabend so elegant in Szene gesetzt wie der „Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland“, dessen bisweilen experimentelle Bildsprache niemals aufgesetzt wirke, sondern der eigentlichen Kriminalgeschichte immer diente. Das Niveau dieses Ausnahmekrimis mit dem nächsten Fall zu übertreffen, wäre demzufolge eine echte Überraschung, doch zu der kommt es nicht. Dass der „Tatort: Ad Acta“ dennoch zumindest stellenweise an die Klasse seines Vorgängers heranreicht, verdankt er einmal mehr dem so unaufgeregten wie einnehmenden Spiel von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner, die ihre holprigen Anfangstage längst hinter sich gelassen haben.

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Die Chemie zwischen den grundverschiedenen Charakteren auf dem Freiburger Polizeirevier stimmt und auch die Einblicke in ihre privaten Befindlichkeiten wurden von Drehbuchautor Bernd Lange nachvollziehbar mit dem eigentlichen Fall um einen korrupten Rechtsanwalt verwoben. Der ist im Kern zwar recht vorhersehbar geraten, schlägt am Schluss aber trotzdem einige unerwartete Haken, von denen zumindest einer eine echte Überraschung ist, die für die Zukunft im Breisgau noch von Bedeutung sein dürfte. Die sieht weiterhin rosig aus, entsprechend müssen wir unser Video der elf besten „Tatort“-Teams bald um das Gespann Tobler und Berg erweitern.

Worum geht es im „Tatort: Ad Acta“?

Tobias Benzinger wurde mit einem Kopfschuss hingerichtet, neben seiner Leiche liegen 100.000 Euro in bar. Kommissar Berg findet heraus, dass der Rechtsanwalt kurz zuvor mit einer Rockerbande Kontakt hatte, tippt auf organisierte Kriminalität und setzt zu einem erfolglosen Alleingang an, mit dem er eine monatelange Observation des Landeskriminalamts torpediert. Mehr Fingerspitzengefühl beweist seine Kollegin Tobler, die den Stiefvater des Toten ins Visier nimmt. Doch Strafverteidiger Rainer Benzinger lehnt jegliche Zusammenarbeit mit der Polizei ab, wohl auch, weil er dafür bekannt ist, dubiose Mandate anzunehmen und mit unlauteren Mitteln zu arbeiten.

Zwar traut sie dem Juristen nicht zu, seinen Stiefsohn auf dem Gewissen zu haben, dennoch glaubt die Kommissarin, dass die Auflösung des Mords in der Vergangenheit des Rechtsanwalts zu finden ist und bittet ihren Vater, einen ehemaligen Polizisten, der früher viel mit dessen Fällen zu tun hatte, einen Blick in die alten Akten zu werfen. Doch bevor der sich ein Bild machen kann, wird ein weiterer Anschlag verübt, diesmal auf Rainer Benzinger…

Mareks „Tatort“-Kritik: Solider Krimi mit tollen Stars und überraschendem Schluss

„Es geht nicht um Gerechtigkeit, sondern um Schadensausgleich.“ Was Richterin Stefanie Wirtz zu ihren vielen milden Urteilen zu sagen hat, die sie immer dann ausgesprochen hat, wenn Rainer Benzinger die Strafverteidigung übernahm, sorgt bei Kommissarin Löbau für Entsetzen. „Wir kommen einfach immer zu spät“, lamentiert ihr Kollege Berg und so steht früh fest, worum es im neusten Breisgauer „Tatort“ wirklich geht. Die unspektakuläre Kriminalgeschichte um späte Rache erfindet das Rad des sonntäglichen TV-Krimis nicht neu und dürfte hinreichend bekannt sein, die Sinnfrage, die sich Friedemann Berg und Eva Tobler über 90 Minuten stellen, wirkt hingegen wahrhaftig und etabliert sich schnell als Herzstück eines stimmungsvollen „Tatorts“, in dem besonders die schauspielerischen Leistungen überzeugen.

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Neben Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner sind es vor allem August Zirner als gefühlskalter Rechtsverdreher und Michael Hanemann als Eva Löbaus Vater, die den Krimi über den Durchschnitt hieven. Letzterem Schauspieler, den viele als ehemaligen Polizeichef von Hengasch aus der Serie „Mord mit Aussicht“ kennen dürften, obliegt es dann auch, für die größte Überraschung des Abends zu sorgen. Die schreit regelrecht nach einem weiteren „Tatort“ aus Süddeutschland, der genau da anknüpft, wo dieser starke, wenn auch nicht überragende Krimi aufgehört hat.

Der „Tatort: Ad Acta“ wurde am Sonntag, den 22. September 2024, um 20:20 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. 

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