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„Tatort: Borowski und das ewige Meer“ (Episode 1279): Kritik

„Tatort: Borowski und das ewige Meer“ (Episode 1279): Kritik
© NDR / Thorsten Jander

Nachdem er im Februar einen seiner besten Auftritte überhaupt absolvierte, gerät die Abschiedstour von Axel Milberg an diesem Sonntag überraschend ins Stocken. Warum der „Tatort: Borowski und das ewige Meer“ gar einer der schwächsten Kieler Krimis überhaupt geworden ist, erfahrt ihr hier in Mareks Kritik.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Borowski und das ewige Meer“?

Schon lange ist Kommissar Borowski kein unterkühltes Nordlicht mehr, das steif in seinem klobigen Fahrzeug herumsitzt und als Running Gag „Ich höre“ in sein 1990er-Jahre-Gedächtnishandy raunzt. Spätestens seit er seinen baldigen Abschied vom „Tatort“ ankündigte, durfte Axel Milberg alle Fesseln ablegen und zuletzt sogar in bester Western-Manier eine Drohne vom Himmel schießen. Herausgekommen sind aber keinesfalls hanebüchene Räuberpistolen, sondern irrwitzige, bisweilen pechschwarze Krimikomödien, von denen die im Februar ausgestrahlte Episode „Borowski und der Wiedergänger“ gar zur aufregendsten seiner mittlerweile über 20 Jahre andauernden Laufbahn geriet. Davon ist ihr Nachfolger leider meilenweit entfernt.

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Fatalistischer Aktivismus gegen den Klimawandel, eine nicht zu stoppende künstliche Intelligenz und die Übermacht von sozialen Medien, denen die ach so aufgeklärte letzte Generation hilflos ausgeliefert sein soll, ist schon eine ganz schön happige, in 90 Minuten kaum abzuarbeitende Bürde, die Klaus Borowski kurz vor der Rente zugemutet wird, zumal nur ihm selbst die zündende Idee zugebilligt wird, wie denn dem unheilvollen Dreisatz der Stecker gezogen werden könnte. Chef Roland und Kollegin Sahin, die künftig in Kiel immerhin die erste Geige spielen soll und in jüngerer Vergangenheit auch beweisen durfte, dass sie der Aufgabe gewachsen ist, sind diesmal nur erblasstes Beiwerk, ein weiterer Dämpfer in einem überraschend unrunden Krimi, der so gar nicht zu seinen glanzvollen Vorgängern passen mag, wegen denen Klaus Borowski in folgendem Video natürlich nicht fehlen darf.

Worum geht es im „Tatort: Borowski und das ewige Meer“

Ein junger Mann sitzt im Verhörraum der Kieler Polizei. Dass er seine Freundin betäubt und ertränkt haben soll, glaubt Klaus Borowski nicht. Sein Bauchgefühl soll ihn auch diesmal nicht im Stich lassen, denn schon bald werden weitere Leichen aus der Ostsee gefischt. Die jungen Frauen kannten sich, sie alle kämpften gegen ein Bauprojekt an der Küste und waren darüber hinaus in einem neuartigen sozialen Netzwerk miteinander verbunden, in dem eine manipulative Figur namens Zenaida eine nicht zu erklärende Macht über sie ausübte. Hat die künstliche Intelligenz die Studentinnen zum Suizid animiert?

Borowski mischt sich unter die örtliche Klimaschutz-Bewegung und gewinnt schnell das Vertrauen der jungen Aktivistin Leonie. Als er in ihrer Fahrradtasche ein Fläschchen mit K.-o.-Tropfen entdeckt, ist ihm klar, dass die junge Frau als nächstes Opfer bestimmt wurde. Auf die Idee, den Strand vor Kiel zu sperren oder zumindest dauerhaft zu beobachten, kommt er aber nicht, nur eine von leider mehreren kaum nachvollziehbaren Entscheidungen im Drehbuch des ansonsten verlässlichen „Tatort“-Autors Rudi Gaul und seiner Kollegin Katharina Adler.

Mareks „Tatort“-Kritik: Am Ende überwiegt Ratlosigkeit

Ein gelungener „Tatort“ muss sich nicht als reiner Whodunit-Krimi im luftleeren Raum bewegen, er kann auch den Finger in die Wunden des echten Lebens legen und uns einen Spiegel vorhalten. Eine plausible, im besten Fall berührende Geschichte sollte er aber schon erzählen. Und genau daran krankt der neuste Beitrag aus Kiel. Zugegeben, die seltsam anmutenden Lebensumstände der Programmiererin hinter der Künstlichen Intelligenz sorgen für einen unbehaglichen Nervenkitzel und auch das titelgebende Meer wurde von Kameramann Robert von Münchhofen stimmungsvoll in Szene gesetzt. Warum sich die jungen Frauen aber von einer fremden Macht derart manipulieren lassen und sie nicht hinterfragen, während sie ansonsten alles andere in Frage stellen, vermag der Krimi zu keinem Zeitpunkt schlüssig zu vermitteln. Und so ist es nahezu unmöglich, ihr Schicksal als echten Akt der Verzweiflung in Angesicht einer zerfallenden Welt wahrzunehmen.

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Das hehre Vorhaben, auf das Seelenleben vieler junger Menschen hinzuweisen, die an der von ihnen als ignorant empfundenen Gesellschaft zerbrechen verpufft aber auch deshalb, weil es auf Biegen und Brechen mit einem völlig absurden Mensch-Versus-Maschine-Thriller verwoben wird, dessen Auflösung eher zum Lachen als zum Nachdenken animiert. Wer weiß, vielleicht wäre der Stoff in zwei voneinander losgelösten „Tatorten“ besser aufgehoben, so dürfte er bei Einsetzen des Abspanns vornehmlich ratlose Gesichter hinterlassen.

Der „Tatort: Borowski und das ewige Meer“ wurde am Sonntag, dem10. November 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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