22 Jahre lang bereicherte Axel Milberg Deutschlands beliebteste Krimireihe um eine ihrer prägendsten und zugleich eigenwilligsten Figuren, zum Abschied serviert uns der Kieler „Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa“ noch einmal alle seine Trümpfe auf dem Silbertablett, wie ihr hier in Mareks Kritik erfahrt.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa“?
„Ich höre“. Zwei knappe Worte am Handy reichten und alle wussten, dass Klaus Borowski lieber ein Festnetz benutzt hätte, um mit seiner Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Mehr als zwei Jahrzehnte ist sein erster Auftritt im Kieler „Tatort“ her, bis auf seinen Chef und Freund Roland Schladitz hat es niemand dauerhaft mit dem mitunter mürrisch auftretenden Kriminalbeamten ausgehalten.
Ihn als altmodischen Kauz abzustempeln, wird dem Kommissar allerdings nicht gerecht. Vielmehr ist seine Wandlung vom unterkühlten Einzelgänger mit klobigem Youngtimer und Lederflicken auf dem aus Cord gefertigten Jackett zum zugewandten, fast schon verschmitzt auftretenden Ermittler eine bemerkenswerte.
Und auch die Kriminalgeschichten haben deutlich an Schwung gewonnen und sind spätestens seit Borowskis erstem Duell mit dem legendären „stillen Gast“ zu ausufernden schwarzhumorigen Psychothrillern mutiert, wie sie so nur selten im „Tatort“ zu sehen sind.
Genau an diesem Punkt knüpft auch der letzte Einsatz von Klaus Borowski an, der sich im besten Sinne wie eine Greatest-Hits-Auskopplung seiner bisherigen 43 Fälle anfühlt, was auch seinem fulminant aufspielenden Gaststar August Diehl zu verdanken ist, der auf Anhieb als würdiger Nachfolger von Lars Eidinger in die Annalen des „Tatorts“ eingeht.
Auf wen wir uns nach dem Abschied von Axel Milberg am Sonntagabend am meisten freuen, verrät euch das Video.
Worum geht es im „Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa“?
Nur noch vier Tage, dann ist Klaus Borowski Rentner. Doch was anfangen mit der vielen freien Zeit? Im Reisebüro wirkt der spröde Norddeutsche in etwa so deplatziert wie ein Bayer auf Rügen, auf dem Bürgeramt, wo er seinen Pass verlängern möchte, ist er plötzlich wieder in seinem Element.
Ein Bild an der Wand erinnert den Kommissar an seine Kindheit, das darauf zu sehende Haus empfand er schon immer als gruselig und als er erfährt, dass sein Bewohner seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist, wittert er einen neuen Fall.
Wir vor den Bildschirmen wissen zu diesem Zeitpunkt bereits, dass der künftige Pensionär den richtigen Riecher hat, denn im Intro seines finalen „Tatorts“ haben wir schon die Bekanntschaft mit dem IT-Experten Robert Frost gemacht, der sich gerade erst von der erdrückenden Dominanz seiner bösartigen Mutter befreien konnte, allerdings auf die denkbar brutalste Art und Weise.
Wird Klaus Borowski seine Neugier kurz vor Schluss noch zum Verhängnis?
Mareks „Tatort“-Kritik: Würdevolles Finale für Klaus Borowski
Ein klassischer Whodunit war der Kieler „Tatort“ noch nie und auch diesmal bleibt sich Autor Sascha Arango treu. Bevor er Klaus Borowski in Erinnerungen an seine gescheiterte Beziehung zu Polizeipsychologin Frieda Jung schwelgen lässt und ihm damit einen Hauch von Sentimentalität erlaubt, bekommen wir es mit dem gedemütigten IT-Experten Robert Frost zu tun, der seine übermächtige Mutter erdrosselt und enthauptet.
Böser hätte der Einstieg kaum ausfallen können und doch sind die von August Diehl und seiner Filmmutter Corinna Kirchhoff beklemmend intensiv gespielten Szenen im Kern eine schwarzhumorige Groteske und damit bestens im Kosmos von Klaus Borowski aufgehoben.
Dass dessen Abschied auf ein erneutes Duell mit einem Psychopathen hinausläuft, mag auf dem Papier redundant wirken, funktioniert aber bestens, auch weil Hollywoodstar Diehl über die nötige Klasse verfügt, um gar nicht erst auf die Idee zu kommen, den „stillen Gast“ in irgendeiner Form kopieren zu müssen. Stattdessen präsentiert er uns einen würdevollen Antagonisten, dem jederzeit zuzutrauen ist, dass er Klaus Borowski um seinen wohlverdienten Ruhestand bringt.
Ob der Kommissar am Ende tatsächlich das Zeitliche segnet, hat der zuständige NDR im Vorfeld nicht verraten, die Presse-Version des letzten Borowski-Krimis endet einige Minuten vor dessen tatsächlichem Schluss. Und so wird es am Sonntag für uns alle eine Überraschung geben, wenn für Axel Milberg ein letztes Mal der „Tatort“-Abspann einsetzt.
Egal wie es ausgeht, vermissen werden wir Kommissar Borowski auf jeden Fall, auch dank seiner würdevollen, rundum gelungenen Abschiedsfolge.
Der „Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa“ wird am Sonntag, dem 16. März 2025 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.