Bevor die ARD Ende des Monats den ersten frischen „Tatort“ der kommenden Krimi-Saison ausstrahlt, ging es an diesem Sonntag noch einmal zu den Kommissaren Lannert und Bootz nach Stuttgart. Warum die Routiniers aus dem Ländle einmal mehr überzeugen können, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Der Welten Lohn“.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Der Welten Lohn“?
Mit wenigen Ausnahmen wie etwa dem Sci-Fi-„Tatort“ „HAL“ liefern die Stuttgarter Kommissare in der Regel klassisch gestrickte Kriminalfilme ab, die mit Modernismen und sonstigem Schnickschnack wenig an der Rebe haben. Dieser Krimi fungiert gar als Paradebeispiel für die im besten Sinne solide Ermittlungsarbeit am Neckar.
Das Privatleben der Kommissare bleibt komplett außen vor, was uns eine willkommene Verschnaufpause von den vielerorts fast schon wie Monstranzen vor sich hergetragenen Befindlichkeiten verschafft. Die Stuttgarter Sachlichkeit ergibt sich aber auch schlichtweg daraus, dass sowohl der tragische Verlust von Thorsten Lannerts Familie als auch die Scheidung von Sebastian Bootz mittlerweile zu Ende erzählt sind. Bis neue Erzählstränge eingeflochten werden, dürfen sich die Kommissare in „Der Welten Lohn“ voll und ganz auf ihren Fall konzentrieren und bescheren uns dadurch einen angenehm altmodischen „Tatort“ , der auch als Wiederholung auf ganzer Linie überzeugen kann.
Auf wen wir uns im „Tatort“ am Sonntag besonders freuen, könnt ihr im Video nachschauen.
Worum geht es im „Tatort“„Der Welten Lohn“?
Die Personalchefin eines Stuttgarter Autoteilezulieferers liegt tot im Wald. Da die Polizei in der Nähe der Leiche Pfefferspray sicherstellt, gehen Thorsten Lannert und Sebastian Bootz nicht von einem Unfall aus. Sie beginnen ihre Ermittlungen beim Arbeitgeber der Toten und treffen dort auf den robusten Vorstandschef Joachim Bässler, der den Kommissaren allerdings einen wichtigen Vorfall in der Firma verschweigt.
Vor Jahren wurde Manager Oliver Manlik (Barnaby Metschurat) als Bauernopfer in einer Korruptionsaffäre des Unternehmens fallen gelassen und landete in den USA im Gefängnis. Jetzt ist er wieder auf freiem Fuß und fordert monetäre Wiedergutmachung. Sein Leben ist einem Trümmerhaufen gewichen, der Arbeitsplatz ist weg, seine Ehefrau hat einen neuen Partner gefunden und sein Sohn will von seinem vermeintlich kriminellen Vater nichts mehr wissen. Befindet sich Oliver Manlik inmitten eines Rachefeldzugs, der bereits sein erstes Opfer gefunden hat?
Mareks „Tatort“-Kritik: Wohltuend schnörkellose Krimi-Unterhaltung
An der Umdeutung des „Tatorts“ zum Rachethriller sind schon manche gescheitert, etwa der zeitgleich entstandene Wiener Versuch „Krank“, der die eigentlich lohnenswerte Geschichte über Globuli-Gier ins Unglaubwürdige zog. Doch zum Glück verzichtet Autor Boris Dennulat in seinem Drehbuch zu „Der Welten Lohn“ auf jeglichen unnötigen Ballast und steckt seinen Konkurrenten damit locker in die Tasche.
Der Stuttgarter „Tatort“ lässt seinem Gaststar Barnaby Metschurat viel Raum und vertraut der Geschichte um einen Mann, dem alles im Leben genommen wurde. Zusätzliche Kapriolen sind nicht nötig und so fühlt sich „Der Welten Lohn“ fast ein wenig wie ein Krimi aus früheren Zeiten an. Dazu passt auch die Fernsehfilm-Optik des „Tatorts“, an der nur die gelegentlichen Spielereien mit Schärfe und Unschärfe nerven.
Unterm Strich handelt es sich beim „Tatort“ „Der Welten Lohn“ um Hausmannskost, die die deutsche Krimi-Landschaft nicht neu erfindet, sie aber um einen gelungenen Eintrag bereichert. Kann man sich also getrost noch einmal anschauen. Welche weiteren „Tatorte“ dieses Jahr als Wiederholung in der Sommerpause ausgestrahlt werden, erfahrt ihr hier.
Die „Tatort“-Episode „Der Welten Lohn“ wurde am Sonntag, dem 6. August 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar.