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„Tatort: Lass sie gehen“ (Episode 1280): Kritik

„Tatort: Lass sie gehen“ (Episode 1280): Kritik
© SWR / Benoît Linder

Sie liefern seit Jahren konstant ab und zählen längst zur Speerspitze der sonntäglichen Krimiunterhaltung. Wie es den Kommissaren Lannert und Bootz gelingt, auch außerhalb ihres eigentlichen Reviers zu glänzen, erfahrt ihr in Mareks Kritik zum „Tatort: Lass sie gehen“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Lass sie gehen“?

Eine Landpartie hat dem „Tatort“ bislang selten gut getan, meist waren am Ende nur bemüht schrullige Einschlafhilfen zu verzeichnen, schauen wir etwa auf das nicht stattgefundene Wunder von Wolbeck, immerhin mit den Publikumslieblingen Boerne und Thiel oder den faden österreichischen Krimi „Baum fällt“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. Zum Glück gibt es aber auch Ausnahmen wie den neusten „Tatort“ aus dem Südwesten der Republik, der sämtliche altbekannte Versatzstücke gekonnt umkurvt und den Beweis antritt, dass Abseits der Neonlichter nicht nur im Trüben gefischt wird.

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Eingespielt wie eh und je werfen sich Richy Müller und Felix Klare souverän die Bälle zu und sorgen darüber hinaus mit ihrem feinen Humor für die nötige Auflockerung in einer ansonsten düsteren Kriminalgeschichte, die besonders Eltern an die Nieren gehen dürfte. Auch sind sich beide nicht zu schade, ihrem groß aufspielenden Gastensemble über weite Strecken das Zepter zu überlassen, was maßgeblich dazu beiträgt, dass ihr mittlerweile 33. Einsatz einer ihrer überzeugendsten geworden ist.

Eine Reise in die Vergangenheit des „Tatorts“ könnt ihr im Video antreten.

Worum geht es im „Tatort: Lass sie gehen“?

Das einzige Gasthaus im Ort, das sie eines Tages erben soll und ein Verlobter, der bereits ein Kindezimmer in ihrem neu gebauten Haus eingerichtet hat: Die Zukunft der erst 21 Jahre alten Hannah Riedle scheint in Stein gemeißelt, doch die junge Frau will nicht in einer Kopie des Lebens ihrer Eltern gefangen sein und kappt alle Verbindungen zu ihrer Heimat. Im Streit zieht sie nach Stuttgart, beginnt dort eine Ausbildung zur Tischlerin und stürzt sich ins Nachtleben, bevor die Polizei ihre erwürgte Leiche am Straßenrand findet.

Die Kommissare Lannert und Bootz verdächtigen zunächst Hannahs sitzengelassenen Verlobten Martin, eine Zeugin führt sie aber auch auf die Spur des fahrigen Marek, einem alten Schulfreund von Hannah, der im Gegensatz zum beliebten Martin ein Außenseiterdasein fristet. Wen die Dorfgemeinschaft für den Täter hält, ist entsprechend klar, umso mehr müssen die Kommissare sicherstellen, dass sie nicht bald Zeugen einer weiteren Tragödie werden.

Mareks „Tatort“-Kritik: Überragend gespielte Tragödie, die uns nichts erspart

Wo waren Sie gestern Abend, wie lautet ihr Alibi, danke und auf zur nächsten Spur. Natürlich ist an klassischer Ermittlungsarbeit am Sonntagabend nichts auszusetzen, dennoch kommen im Rahmen der üblichen 90 Minuten die Geschichten der Hinterbliebenen oftmals zu kurz. Nicht so in diesem „Tatort“, dessen Herzstück ein überragend vorgetragenes Familiendrama ist, in dem sich die Trauer um die verlorene Tochter in teils quälend intensiven Szenen entlädt. Allein was Julika Jenkins in der Rolle der verbitterten Mutter veranstaltet, lohnt das Einschalten, auch wenn es im wahrsten Sinne des Wortes keine leichte Kost ist dabei zuzusehen, wie sie am Esstisch versucht, sich selbst an einem Berg von Klößen zu ersticken.

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Moritz Führmanns berührende Vorstellung eines verwaisten Vaters, der irgendwie versucht, den Rest seiner Familie zusammenzuhalten, in Wahrheit aber schon seit Jahren keine Kraft aufbringen kann, um irgendwen vor irgendetwas zu bewahren, steht dem in Nichts nach und auch der Rest der Dorfbevölkerung könnte kaum treffender besetzt sein. Hier ragt besonders Timocin Ziegler als liebeskranker Sündenbock heraus, der nur einen Wimpernschlag benötigt, um die ganze Tragik seiner Figur auf den Bildschirm zu transportieren.

Ein locker flockiges Rätselraten am Sonntagabend sieht freilich anders aus. Wer sich auf die Schwere der Geschichte einlässt, wird allerdings mit einem packenden und vor allem berührenden „Tatort“ belohnt, der zum stärksten zählt, was bislang an einem Sonntagabend bei der ARD gesendet wurde.

Der „Tatort: Lass sie gehen“ wurde am Sonntag, dem 17. November 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. 

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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