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„Tatort“ am Sonntag: Hochspannender Thriller mit Schönheitsfehler [Kritik]

„Tatort“ am Sonntag: Hochspannender Thriller mit Schönheitsfehler [Kritik]
© SWR / Benoît Linder

Im Januar durften Ulrike Folkerts und Lisa Bitter in ihrem bislang besten Krimi glänzen, nun werden sie wieder auf Normalmaß zurechtgestutzt. Warum ihr neuster „Tatort“ dennoch über weite Strecken überzeugen kann, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Dein gutes Recht“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Dein gutes Recht“?

Mit dem düsteren Rachethriller „Avatar“ ließen Ulrike Folkerts und Lisa Bitter die holprigen Anfangstage ihrer gemeinsamen „Tatort“-Karriere endgültig hinter sich. Kein schrilles Gekeife, keine infantilen Mätzchen störten ihre reibungslos in Szene gesetzte Zusammenarbeit. Dankenswerter Weise macht ihr neuster Fall genau da weiter, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Selbst als Johanna Stern in einer internen Ermittlung gegen ihre Kollegin Lena Odenthal aussagen soll, halten die beiden Kommissarinnen zusammen, eine neu gewonnene Qualität, die an das frühere Ludwigshafener Duo Odenthal und Kopper erinnert und Deutschlands dienstältester „Tatort“-Ermittlerin deutlich besser zu Gesicht steht als die bisweilen unfreiwillig komischen Misstöne, die ihr in den letzten Jahren in den Mund gelegt wurden.

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Lange Zeit kann auch die eigentliche Kriminalgeschichte mit der wiedererlangten Souveränität ihres Personals mithalten. Zwar braucht es einen Moment, um sich auf die verschachtelte Erzählstruktur einzulassen, dann aber entfacht Martin Eiglers Drehbuch eine soghafte Spannung, die bis zur überraschend schwachen Auflösung anhält und einen insgesamt würdevollen Rahmen bildet für den mittlerweile 80. „Tatort“ von Urgestein Ulrike Folkerts, die in folgendem Video natürlich nicht fehlen darf.

Worum geht es im „Tatort: Dein gutes Recht“?

Hat die Anwältin Patricia Prinz ihren untreuen Ehemann Jasper erschossen oder galt der der Anschlag eigentlich ihr selbst? Wurde etwa die gerade gefeuerte Callcenter-Mitarbeiterin Marie Polat, die um das Sorgerecht für ihren Sohn kämpft und von der eiskalten Juristin vor Gericht abserviert wurde, zur Mörderin? Diese Fragen beantwortet der neuste Ludwigshafener „Tatort“ in Rückblenden, während sich Lena Odenthal für einen vermeintlich ungerechtfertigten Gebrauch ihrer Schusswaffe verantworten muss und von einem internen Ermittler in die Mangel genommen wird, dessen eigene Karriere ebenfalls auf dem Spiel steht.

Warum die Kommissarin zur Waffe griff und was das mit dem eigentlichen Fall zu tun hat bildet einen eigenen Handlungsstrang, der wie zu erwarten erst spät mit dem des eigentlichen Mordfalls verwoben wird. Klingt unnötig kompliziert, funktioniert aber bestens. Zumindest bis kurz vor Schluss.

Mareks „Tatort“-Kritik: Packender Reißer, der sich am Ende selbst in Bedrängnis bringt

Als ob er geahnt hätte, dass die eigentliche Geschichte über eine aalglatte Anwältin, deren Ehemann entweder durch ihre eigene Hand oder die einer verzweifelten Telefonistin aus dem Leben gerissen wurde nicht für einen abendfüllenden Krimi ausreichen würde, hat Martin Eigler sie in einen zweiten, deutlich interessanteren Handlungsstrang eingebettet. Dass sein „Tatort“ zumindest zwischenzeitlich hochspannend ist, liegt zum einen an der Frage, warum und gegen wen Lena Odenthal ihre Waffe einsetzte, zum anderen gilt es abzuwarten, ob die manchmal impulsive Kommissarin die Befragung durch den von Bernd Hölscher punktgenau als bräsigen Kotzbrocken verkörperten internen Ermittler überstehen wird, ohne auf seine schmierigen Tricks hereinzufallen.

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Schön ist auch, wie mit den Abgängen von Kriminaltechniker Peter Becker und Sekretärin Edith Keller umgegangen wird, die im letzten Ludwigshafener „Tatort“ in den Ruhestand verabschiedet wurden. Der kuriose Bewerbungsprozess, dem sich die Kommissarinnen wider Willen annehmen müssen, funktioniert als bissiger Kommentar auf die überzogenen Wünsche mancher Nachwuchskraft und sorgt zugleich für eine humorige Auflockerung des ansonsten straff inszenierten Thrillers, in dem es lange Zeit Schlag auf Schlag geht. Auch das etwas überraschend an Ridley Scotts Klassiker „Thelma & Louise“ angelehnte Finale wirkt keineswegs wie ein Fremdkörper, sondern fügt sich wunderbar in einen unterm Strich stimmigen Krimi ein, der es am Schluss aber nicht vermag, ein überzeugendes Motiv für den Mord an Anwalt Jasper aus dem Hut zu zaubern. So verliert ausgerechnet der Kern seiner Geschichte an Glaubwürdigkeit, was dem ansonsten famosen „Tatort“ eine unnötige Delle verpasst.

Der „Tatort: Dein gutes Recht“ wird am Sonntag, den 27. Oktober 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream zu sehen.

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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