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„Tatort: Hackl“ (Episode 1228): Kritik

„Tatort: Hackl“ (Episode 1228): Kritik
© BR /Tellux Film GmbH/ / Hendrik Heiden

Hoher Besuch beim „Tatort“ aus München: Neben Charakterdarsteller Burghart Klaußner gibt sich auch FC-Bayern-Star Joshua Kimmich die Ehre und erledigt seine ungewohnte Aufgabe überraschend souverän. Warum es ausgerechnet beim eigentlichen Paradestück hapert, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Hackl“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Hackl“?

„Gebt dem Kaninchen eine Möhre extra. Es hat uns das Leben gerettet“. Mit seinem legendär hölzernen Gastauftritt schrieb Berti Vogts einst Fernsehgeschichte. Mehr als 30 Jahre später erledigt Joshua Kimmich seine Aufgabe mit deutlich mehr Effet und kann sich im Gegensatz zum damaligen Bundestrainer für weitere Aufgaben vor der Kamera empfehlen. Sein locker flockiges Gastspiel als Fitnesstrainer ist so ziemlich das Gegenteil von Altherrenfußball und inspiriert Kommissar Hammermann sogar dazu, sich fortan selbst am Zusammenschütten überdimensionierter Gesundheitsshakes zu versuchen. Damit hat der Assistent von Ivo Batic und Franz Leitmeyr die größten Lacher auf seiner Seite, was dem neuesten Geschehen an der Isar sichtlich gut tut, zumal seine Vorgesetzen diesmal wieder arg grantig daherkommen.

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Dabei liefern Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl immer dann ihre besten Fälle ab, wenn sie als Freunde agieren dürfen, zuletzt etwa in den überragenden Krimis „Wunder gibt es immer wieder“ oder „Flash“. Deren Qualität erreicht ihr neuster Einsatz nicht, was allerdings nur bedingt an der schlechten Stimmung auf dem Revier liegt. Vielmehr wirkt der mittlerweile 92. Münchner „Tatort“ bei all seiner Klasse ein bisschen so, als hätte Autorin Dagmar Gabler aus Freude über die Besetzung ihrer Hauptfigur ein wenig zu früh den Champagner kalt gestellt. Natürlich ist Burghart Klaußner als Wutbürger „Hackl“ eine Wucht, etwas mehr Sorgfalt hätte bei der Entwicklung seines Charakters allerdings nicht geschadet. In das folgende Video schaffen es die Münchner Urgesteine natürlich trotzdem.

Worum geht es im „Tatort“„Hackl“?

Johannes Bonifaz Hackl ist ein Störenfried erster Güte und weitaus mehr als nur ein grantelnder Querulant, der sich gern mit der Obrigkeit anlegt. Besonders Ivo Batic kann ein entnervtes Lied davon singen, schließlich hat es der Wutbürger bereits vor Jahren bei seinen Tiraden vornehmlich auf den aus Kroatien stammenden Kommissar abgesehen und ihn wegen seiner Herkunft beleidigt.

Nach Absitzen einer Haftstrafe wohnt der titelgebende „Hackl“ nun in einem Münchner Problemviertel (auch so etwas soll es in Bayern geben) und terrorisiert dort seine Nachbarschaft. Doch hat er auch den jungen Adam Moser auf dem Gewissen? Der Hochhaus-Beau wurde bei einem nächtlichen Ausflug mit seinem Motorrad von einem Laserpointer geblendet, verlor die Kontrolle über sein Zweirad und war sofort tot. Die Kommissare finden in Hackls Wohnung tatsächlich alles, was auf den renitenten Rentner als Täter schließen lässt. So ganz sicher ist sich Franz Leitmeyr seiner Sache allerdings nicht, schließlich ist der Hackl nicht der einzige Bewohner der Betonsiedlung, dem der eigene Frust die Sinne vernebelt haben könnte.

Mareks „Tatort“-Kritik: Die zweite Garde macht die Musik

Natürlich ist Burghart Klaußner als tickende Zeitbombe eine Attraktion, die jeden noch so beliebigen Krimi weit über den Durchschnitt hieven kann und selbstverständlich enttäuscht der profilierte Starschauspieler auch diesmal nicht. Trotzdem wohnt der deutlich spannendere Charakter im neuesten Münchner „Tatort“ eine Wohnung weiter. Hackls Nachbar Jonas, vordergründig ein pubertierender Computer-Junkie mit Hang zum Kuschelpullover, ist als Figur weitaus reizvoller, als der einfach nur dauereskalierende Wüterich in seiner viel zu schlichten Charakterzeichnung. Bei dem vom erst 19-jährigen Lorenzo Germeno feinsinnig verkörperten Jugendlichen ist nie ganz klar, welche Abgründe sich im nächsten Moment auftun könnten, während der Hackl sich nur wie ein gemeingefährlicher Gartenzwerg aufführt, dem die halbe Stadt München vorsätzlich ins Gewächshaus uriniert hat.

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So verschenkt der Krimi ohne Not sein größtes Pfund und offenbart gerade auf dem Terrain eine ungeahnte Schwäche, welches eigentlich dank Bestbesetzung ausreichend abgesteckt sein sollte. Zum Glück springt besagter Jonas in die Bresche und sorgt neben Kalli-Hammermann-Darsteller Ferdinand Hofer dafür, dass der „Hackl-Tatort“ trotz der ausgelassenen Möglichkeiten ein Hingucker bleibt. Auch die ansonsten klassisch gehaltene Struktur des Krimis tut ihr übriges, um den neuesten Münchner „Tatort“ zu einem unterm Strich sehenswerten Unterfangen zu machen. Immerhin steht jetzt eines fest: Sollten Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl tatsächlich irgendwann in Rente gehen, braucht sich niemand um ihre Nachfolge zu sorgen. Dank Ferdinand Hofer ist jedes Casting überflüssig.

Die „Tatort“-Episode „Hackl“ wurde am Sonntag, dem 12. März 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes legt der „Tatort“ eine Pause ein und es geht zum „Polizeiruf 110“ nach Magdeburg. Warum „Ronny“ ein so bedrückendes wie überzeugendes Drama geworden ist, erfahrt ihr hier

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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