Am Sonntag, dem 24. Mai 2020 verabschiedete sich Schauspielerin Carolina Vera vom „Tatort“ und spielte zum letzten Mal die Rolle der Staatsanwältin Emilia Álvarez. Ob ihr Finale geglückt ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur „Tatort“-Episode „Du allein“.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Du allein“?
Vor 12 Jahren fiel die erste Klappe für das aktuelle Stuttgarter „Tatort“-Gespann, nun verabschiedet sich Carolina Vera von ihrer Rolle als Staatsanwältin Emilia Álvarez. Inhaltlich spielt ihr Ausstieg in „Du allein“ allerdings keine Rolle, stattdessen bleiben der Schauspielerin nur wenige Szenen, um ihrem Publikum Lebewohl zu sagen.
Im Mittelpunkt des neusten Stuttgarter „Tatorts“ steht Kommissar Sebastian Bootz (Felix Klare), der seinen Partner Thorsten Lannert (Richy Müller) immer mehr in den Hintergrund drängt. Schon im Vorgänger„Hüter der Schwelle“ rückte seine Figur ins Zentrum des Geschehens, vielleicht auch, weil die Geschichte von Thorsten Lannert auserzählt scheint.
Thematisierten frühere „Tatorte“ zwischen Wald und Reben oftmals die Lebensgeschichte des ehemaligen Hamburger Kommissars, der seine Familie auf tragische Weise verlor, konzentrieren sich die Nebenschauplätze mittlerweile auf das ebenfalls nicht ganz unproblematische Privatleben seines Kollegen. So auch in „Du allein“, wo das Wiedersehen mit seiner Ex-Frau überraschend herb ausfällt.
Die 11 beliebtesten „Tatort“-Kommissare aus 50 Jahren Fernsehgeschichte findet ihr im Video.
Worum geht es im „Tatort“„Du allein“?
Bei der Stuttgarter Polizei geht ein Brief ein, auf dem lediglich die Zahl Eins geschrieben steht. Zeitgleich wird eine Journalistin auf offener Straße erschossen. Auf der Patronenhülse wurde die gleiche Zahl eingraviert. Die Kommissare Bootz und Lannert gehen von einem skrupellosen Erpresser aus, der sich seine Opfer scheinbar wahllos aussucht.
Eine Geldforderung stützt diese Theorie zunächst, doch nachdem die Übergabe der geforderten Millionen scheitert und ein weiterer Mord geschieht, kommen den Ermittlern Zweifel. Handelt es sich tatsächlich um eine Erpressung oder gibt es zwischen den Opfern nicht doch eine Verbindung, die niemand erkennt?
Mareks „Tatort“-Kritik: Solider Krimi schöpft seine Möglichkeiten nicht voll aus
Das Intro von „Dirty Harry“ lässt zu Beginn des 25. Stuttgarter „Tatorts“ grüßen. Wie im Polizeifilm-Klassiker von 1971 werden Kamera und Tatwaffe eins und wir blicken durch ihr Zielfernrohr auf den ersten Mord des Abends. Vieles deutet zu diesem Zeitpunkt auf einen rasanten Thriller hin, der ähnlich wie der letzte Münchner „Tatort: Unklare Lage“ eine Stadt im Ausnahmezustand zum Thema hat. Doch dieser Eindruck bestätigt sich im Verlauf von „Du allein“ nur zum Teil.
Während die erste Hälfte des „Tatorts“ seiner anfänglichen Prämisse folgt und tatsächlich packende Unterhaltung bietet, stutzt sich das Geschehen nach und nach auf das eines konventionellen Krimis zurück. Das ist zwar immer noch ansprechend in Szene gesetzt, verliert aber ohne Not an Durchschlagskraft. Zu schnell werden Täter und Motiv preisgegeben, um auf das eigentliche Thema des Krimis hinzuweisen, das hier aus Vermeidung von Spoilern unerwähnt bleiben soll.
Unterm Strich fühlt sich der „Tatort: Du allein“ ein wenig wie ein Überholmanöver an, welches so lange blendend funktioniert, wie die Fahrt bergab geht. Ins Ziel schaffen es Lannert und Bootz dank gewohnt souveränem Handwerk aber dennoch, nur den Platz auf dem Treppchen verpassen sie knapp.
Die „Tatort“-Episode „Du allein“ wurde am Sonntag, dem 24. Mai 2020 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für drei Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es zu den Kommissaren Dorn und Lessing nach Weimar. Ob sich ihr 10. Fall „Der letzte Schrey“ lohnt, erfahrt ihr hier.