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„Tatort: Angriff auf Wache 08“ (Episode 1105): Kritik

„Tatort: Angriff auf Wache 08“ (Episode 1105): Kritik
© ARD

Am Sonntag, dem 10. Oktober 2019 wurde die konventionelle Ermittlungsarbeit im „Tatort“ beiseite gelegt. Mit Kommissar Felix Murot übernahm ein ganz spezieller Vertreter seiner Zunft das Zepter um 20:15 Uhr bei der ARD. Ob sein neuster Fall „Angriff auf Wache 08“ den hohen Erwartungen standhalten konnte, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Check.

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Welcher Kommissar ermittelt im „Tatort“„Angriff auf Wache 08“?

Seit 2010 ermittelt LKA-Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) in der hessischen Hauptstadt Wiesbaden sowie in deren Umgebung. Anfangs begleitet ihn ein Hirntumor bei der Arbeit, mit dem er regelmäßig Zwiegespräche führt. Später lässt er ihn operativ entfernen, von einer Rückkehr zur gängigen Polizeiarbeit kann in seinen „Tatort“-Einsätzen aber nicht gesprochen werden. Dafür sind in Hessen die Frankfurter Kommissare Brix und Jannecke verantwortlich. Felix Murot hingegen fällt dauerhaft aus der Reihe. Seine Filme sind Experimente, die mit keinem gängigen „Tatort“ verglichen werden können und spalten entsprechend ihr Publikum.

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Während der Münsteraner „Tatort“ als Klamauk-Variante seine Nische gefunden hat, sind die Fälle des stets adrett gekleideten Murot in der Regel Huldigungen mehr oder minder berühmter Vorlagen der Film- und TV-Geschichte. Die heute schon legendäre Episode „Im Schmerz geboren“ zitiert beispielsweise Quentin Tarantino, zuletzt war Murot in einer Zeitschleife gefangen wie einst Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Auch sein neuster Fall ist eine Hommage an einen Klassiker, der diesmal allerdings abseits vom Mainstream liegt. Bei „Angriff auf Wache 08“ steht unverkennbar John Carpenters Kultfilm „Assault – Anschlag bei Nacht“ aus dem Jahr 1976 Pate.

Worum geht es im „Tatort“„Angriff auf Wache 08“?

Mitten in der hessischen Pampa steht eine Polizeiwache, die offiziell zum Museum degradiert wurde. Murots ehemaliger Kollege Walter Brenner wirkt selbst wie ein Ausstellungsstück im Panoptikum der 1970er-Jahre-Muffigkeit. Gemeinsam mit seiner jungen Kollegin Cynthia ist er der einzige, der an dem verlorenen Ort noch Dienst schiebt.

Als Murot seinem Weggefährten einen Besuch abstattet, ist der Schnaps schnell eingeschenkt, denn wohl kaum jemand in Not wird sich an das Polizei-Antiquariat wenden. Das denken zumindest Murot und Brenner, doch ausgerechnet jetzt havariert ein Gefangenentransport vor den Toren der Wache 08. Bevor sich alle dem Ernst der Lage bewusst werden, eröffnen Gangster das Feuer und blasen zum Angriff. Den von der Außenwelt abgeschnittenen Polizisten bleibt nichts anderes übrig, als sich mit den Insassen des Transports zu verbünden, auch wenn einer von ihnen ein berüchtigter Kannibale ist.

Mareks „Tatort“-Kritik: Trotz Kannibalen gerät der Angriff auf Wache 08 etwas zäh

Felix Murot und seine Fälle sind die Wundertüten der deutschen Krimi-Landschaft. Mal greift der Kommissar beherzt zum Maschinengewehr und verwandelt den „Tatort“ in ein Blutbad, mal geht es subtil und verkopft zur Sache, wie etwa im Meta-Experiment „Wer bin ich?“. Was die sonderbaren Fälle eint, ist ihre Bezugnahme auf Filme und Serien aller Art. Zuletzt funktionierte diese Vorgehensweise vorzüglich. Die wahnwitzige Zeitschleifen-Episode „Murot und das Murmeltier“ bestach mit Witz, Einfallsreichtum und einem schwindelerregenden Tempo und bescherte dem „Tatort“ eine der gelungensten Folgen seiner jüngeren Geschichte. Davon ist „Angriff auf Wache 08“ ein gutes Stück entfernt.

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Was in Murots neustem Fall besticht, ist die liebevolle und detailgetreue Lobhudelei auf John Carpenters frühes Meisterwerk „Assault – Anschlag bei Nacht“. Fast alle Handlungsstränge des Thrillers finden sich in „Angriff auf Wache 08“ wieder, sogar der Soundtrack von einst wird zitiert. Wer den Kultfilm kennt, der weiß, was ihn in diesem „Tatort“ erwartet. Schlecht ausgestattete Ordnungshüter verschanzen sich in einer von der Außenwelt abgeschnittenen Polizeiwache und versuchen, ihre Angreifer abzuwehren.

Das ist zwar launig in Szene gesetzt, läuft sich innerhalb der gesetzten 90 Minuten aber irgendwann fest. Schließlich passiert etwas, wofür Murots Fälle eigentlich nie bekannt waren: Es wird ein wenig langatmig. Auch die Umdeutung der Angreifer in Zombies kann die angezogene Handbremse nicht lockern. So ist entwickelt sich der „Angriff auf Wache 08“ zwar zu keinem Rohrkrepierer, hinterlässt aber nicht gerade den Wunsch nach einer raschen Wiederholung. Es bleibt zu hoffen, dass Felix Murot schnell wieder das Gaspedal findet. Zum Glück weiß er normalerweise, wo es sich befindet.

Die „Tatort“-Episode „Angriff auf Wache 08“ wurde am Sonntag, dem 20. Oktober 2019, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes wird der Schweizer „Tatort“ „Der Elefant im Raum“ ausgestrahlt. Darin feiern Flückinger und Ritschard ihren Abschied. 

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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