Nachdem sie zuletzt mit einem enorm spannenden Polit-Thriller punkten konnten, servieren uns die Münsteraner Publikumslieblinge Thiel und Boerne kurz vor Weihnachten nur einen faden Krimi, der sich nach wenigen Minuten selbst ein Bein stellt. Warum diesmal keine rechte Freude aufkommen mag, erfahrt ihr in Mareks Kritik zum „Tatort: Man stirbt nur zweimal“.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Man stirbt nur zweimal“?
Viele lieben sie, manche hingegen hoffen auf einen vernünftigen Krimi am nächsten Sonntag: Die Münsteraner Krimi-Komödien um die Kabelleien des hemdsärmeligen Kommissars mit seinem schnöseligen Rechtsmediziner sind zwar nach wie vor die quotenstärksten Vertreter ihrer Zunft, haben in in jüngerer Vergangenheit aber nicht immer überzeugen können. Vielmehr schwankt die Qualität ihrer oftmals bemüht wirkenden Albernheiten zusehends.
Vor ziemlich genau einem Jahr erreichte uns mit Detlev Bucks kruder Nabelschau „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ der Tiefpunkt der mittlerweile über zwanzigjährigen Geschichte von Frank Thiel und Karl-Friedrich Boerne. Darauf folgte mit dem fulminanten Polit-Thriller „Unter Gärtnern“ allerdings einer ihrer stärksten Fälle überhaupt, was die Enttäuschung über ihren neusten Einsatz umso größer macht. Der ist zwar keine komplette Bruchlandung, beraubt sich dank einer unnötigen dramaturgischen Entscheidung aber nahezu jeglicher Spannung. Da auch die Scherze über weite Strecken wie aus der Konserve daherkommen, bleibt nur die Vorfreude auf ihren nächsten Fall, der dann hoffentlich wieder mehr zu bieten hat. In unser Video der besten „Tatort“-Teams schaffen es Axel Prahl und Jan-Josef Liefers dennoch, immerhin ist ihnen auch diesmal nichts vorzuwerfen.
Worum geht es im „Tatort: Man stirbt nur zweimal“?
Rechtsanwalt Oskar Weintraub hat seiner Mandantin Doreen Prätorius zu fast vier Millionen Euro verholfen. Die hat kurz vor dem vermeintlichen Ableben ihres Ehemanns eine Lebensversicherung für ihn abgeschlossen und darf sich endlich über die Auszahlung der nicht gerade kleinen Summe freuen. Blöd nur, dass Jonas Prätorius noch am Leben ist und sich die ganze Zeit über im Keller der gemeinsamen Villa versteckt hat. Als der Jurist ihn durch einen dummen Zufall erblickt, bezahlt er es mit seinem Leben.
Um seine Tat zu vertuschen, verprügelt Jonas Prätorius seine Ehefrau und zwingt sie dazu, der Polizei vorzuspielen, Opfer eines Verbrechens geworden zu sein und sich an nichts erinnern zu können. Thiel und Boerne haben zwar ihre Zweifel an der Version, tappen im Gegensatz zu uns vor den Bildschirmen aber bis kurz vor Schluss im Dunkeln. Auf einen interessanten Twist, der die frühe Preisgabe des Tathergangs rechtfertigen würde, warten wir dabei leider vergebens.
Mareks „Tatort“-Kritik: Münster ist nicht Kiel
Drehbuchautor Sascha Arango hat einst den stillen Gast erschaffen und damit für die besten Kieler „Tatorte“ überhaupt gesorgt. Allein dafür gebührt ihm ewige Anerkennung, doch leider lässt sich die Erfolgsformel aus dem hohen Norden nicht einfach ein paar Kilometer südwestlich wiederholen. Die Verweigerung eines klassischen Whodunit-Krimis funktionierte in Schleswig Holstein aus zwei Gründen perfekt. Zum einen war und ist es eine Freude, Kommissar Borowski beim Zusammensetzen der uns bekannten Puzzleteile zuzuschauen, zum anderen fielen Sascha Arango genug zusätzliche Tricks ein, um die Spannung dauerhaft hochzuhalten. Besonders letzteres ist in seinem Münsteraner Debüt Mangelware.
Zwar beginnt der „Tatort: Man stirbt nur zweimal“ mit einem launig schwarzhumorigen Vortrag von Professor Boerne über die Abgründe mancher Menschen, die für Geld alles zu tun im Stande sind, was natürlich zum Thema des Krimis bestens passt, dann allerdings dürfen der Rechtsmediziner und sein geliebter Feind Thiel nur die üblichen Späße von sich geben, die wir schon zigmal und vor allem mit deutlich mehr Esprit vorgetragen gesehen haben. Auch die Idee, den möglichen Tathergang aus deren Sicht immer wieder aufs neue durchzuspielen, funktioniert nicht, denn wir wissen ja, wie es wirklich war. Wenn wir daheim vor den Bildschirmen schon über diese Informationen verfügen, dann muss der Rest der 90 Minuten irgendetwas Substantielles zu bieten haben, um nicht am langen Arm zu verhungern. Sascha Arango weiß das zweifelsfrei, er hat es im Kieler „Tatort“ oftmals eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Warum sich sein neustes Drehbuch dessen komplett verweigert, ist freundlich ausgedrückt verwunderlich und steht irgendwo in den müde über den Aasee flackernden Sternen. Die kennen wir aber bereits zur Genüge.
Der „Tatort: Man stirbt nur zweimal“ wird am Sonntag, den 15. Dezember 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar.