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„Tatort: Aus dem Dunkel“ (Episode 1245): Kritik

„Tatort: Aus dem Dunkel“ (Episode 1245): Kritik
© SWR / Peter Porst

Nach nur fünf Einsätzen muss sich Heike Makatsch von ihrer Rolle als Kommissarin Ellen Berlinger verabschieden. Warum ihr letzter „Tatort“ das Potenzial gehabt hätte, all ihre bisherigen Auftritte in den Schatten zu stellen, sich letztlich aber selbst im Weg steht, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Aus dem Dunkel“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Aus dem Dunkel“?

Wer die Handlung aller bisherigen „Tatorte“ mit Heike Makatsch zumindest rudimentär nacherzählen kann, gewinnt eine Reise zu den Mainzelmännchen von der Konkurrenz. Alle anderen, und das werden die meisten sein, wundern sich sicher nicht, dass der zum Sparen verdonnerte SWR ausgerechnet bei der ehemaligen VIVA-Moderatorin den Rotstift ansetzt und die Zusammenarbeit mit der prominenten Schauspielerin beendet. Zu lang waren die Pausen zwischen ihren nur vier Auftritten, zu nichtssagend die Kriminalfälle, die zunächst in Freiburg, später dann in Mainz spielten, was in puncto Kontinuität auch nicht wirklich förderlich war. Im Gegensatz zu Urgestein Lena Odenthal oder den Stuttgarter Kommissaren Lannert und Bootz konnte sich Ellen Berlinger nie als fester Bestandteil des „Tatort“-Universums etablieren, was ihr am Ende zum Verhängnis wurde.

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Zum Abschied schaut nicht einmal ihr zwischenzeitlicher Partner Martin Rascher auf der Wache vorbei, stattdessen quittiert er den Dienst mit ein paar knappen Worten am Telefon. Ganz so kalt geht die ARD mit Heike Makatsch zum Glück nicht um, vielmehr wird zumindest in der ersten Dreiviertelstunde ganz groß aufgefahren. Der letzte Mainzer „Tatort“ beginnt als hochspannender Thriller, der schmerzhaft unter Beweis stellt, welches Potenzial in den letzten Jahren liegengelassen wurde. Dann verlässt Autor Jürgen Werner der Mut und es ist wieder alles wie gewohnt. Schade eigentlich.

Kommissarin Berlinger konnte sich in unserem Video keinen der vorderen Plätze sichern.

Worum geht es im „Tatort: Aus dem Dunkel“?

Eine junge Frau springt vom Balkon ihrer hermetisch abgeriegelten Wohnung in den Tod, ein Fremdeinwirken kann nicht festgestellt werden. Der verhuschte Schutzpolizist Thomas Engels ist davon überzeugt, dass Amira Hassan von einem Stalker in den Selbstmord getrieben wurde und präsentiert der herbeigerufenen Kommissarin gleich einen Verdächtigen. Sein Chef Niklas Zerrer hatte eine kurze Affäre mit der Toten und grundsätzlich ein gestörtes Verhältnis zu Frauen. Der Beschuldigte sieht das naturgemäß anders und verrät Ellen Berlinger, dass vielmehr Thomas Engels in Amira Hassan verliebt war und seine Gefühle nicht erwidert wurden.

Bevor sich die Kommissarin ein eigenes Bild von den zweifelhaften Verhältnissen auf dem Revier machen kann, meldet sich ein nächstes Stalkingopfer. Auch Julia Ritters Leben soll zerstört werden, was Ellen Berlinger und ihr neuer Kollege Lukas Wagner um jeden Preis verhindern wollen. Unterstützt werden sie ausgerechnet von Polizist Engels, der vor allem Kommissarin Berlinger seine Hilfe förmlich aufdrängt. Steckt der verhaltensauffällige Uniformträger etwa selbst hinter dem perfiden Stalking? Solange diese Frage im Raum steht, ist der „Tatort: Aus dem Dunkel“ ein herausragender, weil doppelbödiger Thriller, dann aber wird der echte Täter viel zu früh enttarnt und das bis dato beängstigend gute Konstrukt bricht in sich zusammen.

Mareks „Tatort“-Kritik: Hochspannender Reißer beraubt sich seiner größten Stärke

Soghafte Kamerafahrten, eine durchweg unbehagliche Atmosphäre und ein von Andreas Döhler herausragend dargestellter Polizist, bei dem man nie weiß, ob er der Retter in der Not oder das personifizierte Böse hinter seinem vermeintlich unsicheren Auftreten ist. Aus dieser grandios vorgetragenen Prämisse hätte einer der abgründigsten „Tatorte“ entstehen können, der jemals am Sonntagabend über die Mattscheiben flimmerte. Doch leider hat Drehbuchautor Jürgen Werner etwas anderes im Sinn. Ohne Not löst er sein einzigartiges Figurenkonstrukt in der Hälfte des Films auf und präsentiert einen blassen, stereotypen Täter, der wie eine Art Discounter-Version von Lars Eidingers stillem Gast daherkommt.

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Was folgt, ist eine vorhersehbare und letztlich blutleere Jagd, die Ellen Berlinger zwar persönlich nimmt, die wir aber alle schon oft und vor allem deutlich überzeugender gesehen haben, als diese 08/15-Umdeutung eines bis dahin herausragenden Krimis. Da hilft auch die angedeutete Charakterstudie des in Wahrheit verunsicherten neuen Kollegen Lukas Wagner nicht, der von Ludwig Trepte natürlich ohne Tadel auf den Bildschirm transportiert wird. An ihm und dem gesamten Ensemble liegt es nicht, dass Heike Makatschs letzter „Tatort“ wie eine Zusammenfassung aller ihrer bisherigen Auftritte daherkommt. Potenzial gab es genug, am Ende wird sich in Zukunft aber kaum jemand an den Krimi erinnern. Da wäre mehr drin gewesen.

Die „Tatort“-Episode „Aus dem Dunkel“ wurde am Sonntag, den 8. Oktober 2023, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Österreich zu Bibi und Moritz. Warum ihr neuster „Tatort: Bauernsterben“ einer ihrer schwächsten Krimis geworden ist, erfahrt ihr hier

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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