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„Tatort: Unter Gärtnern“ (Episode 1265): Kritik

„Tatort: Unter Gärtnern“ (Episode 1265): Kritik
© WDR / Bavaria Fiction GmbH / Thomas Kost

Kurz vor Weihnachten fiel Detlev Buck in den titelgebenden Dschungel und riss den gesamten Münsteraner „Tatort“ in ein selbst für die Verhältnisse der Kalauerkönige Boerne und Thiel arg abstruses Dickicht. Warum nun wieder (fast) alles gut ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Unter Gärtnern“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Unter Gärtnern“?

Die Münsteraner Publikumslieblinge verdienen sich ihre enormen Quoten am ehesten dann, wenn sie ein wenig von den altbekannten Pfaden abweichen, es dabei aber nicht allzu sehr übertreiben. Klingt einfach, ist es aber nicht immer, was Detlev Bucks jüngste Nabelschau „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ bewies, in der Gerichtsmediziner Boerne und Kommissar Thiel nur ein paar laue Scherze aufwärmen durften, während die eigentliche Kriminalgeschichte völlig aus dem Ruder lief. Wie es besser geht, zeigt zum Glück schon der Nachfolger der misslungenen Räuberpistole, den wir nun bestaunen dürfen.

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Drehbuchautorin Regine Bielefeldt findet genau die richtige Mischung aus Altbewährtem und ungeahnten Überraschungsmomenten und komprimiert den obligatorischen Unfug in eine herrlich bescheuerte Verhaftungsszene, während sie ansonsten gekonnt an der Spannungskurve schraubt, was in Münster beileibe keine Selbstverständlichkeit ist. Allein die Tatsache, dass Alberich diesmal mit einer Strafkasse herumwedeln muss, die ihr Chef für jeden seiner vermeintlich aus der Zeit gefallenen Anmerkungen zu füllen hat, wirkt ein wenig aufgesetzt und nimmt beiden ein Stück ihrer nach wie vor wunderbaren Chemie. Auch in Anbetracht des fulminanten Finales ist das aber Jammern auf hohem Niveau. Dass es Thiel und Boerne nach wie vor in unser Video der besten „Tatort“-Teams schaffen, bedarf entsprechend keiner weiteren Erklärung.

Worum geht es im „Tatort: Unter Gärtnern“?

Obwohl er heimlich in sie verliebt ist, traut Historiker Ulrich Winer seiner Nachbarin Sabine Schmidt nicht über den Weg und folgt ihr aus der gemeinsamen Schrebergartenidylle bis an die holländische Küste. Dort beobachtet er, wie seine Angebetete einen raffinierten Mord begeht, nur um am nächsten Tag so zu tun, als gäbe es nichts, was ihre sonst so friedliche Welt erschüttern könnte. Wenige Augenblicke später liegt sie selbst tot in ihrer Parzelle, was Kommissar Thiel auf den Plan ruft. Der kann zunächst nichts entdecken, was auf ein Tötungsdelikt schließen lässt, doch zum Glück bleiben Boerne und Alberich hartnäckig.

Letztlich ist es ihnen zu verdanken, dass die Ermittlungen der Polizei plötzlich in ungeahnte Gefilde vordringen, an deren Ende das 1990 tatsächlich in Münster stattgefundene Treffen des damaligen westdeutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher mit seinem Amtskollegen Eduard Schewardnadse aus der UdSSR eine Schlüsselrolle einnimmt. Was ein biederer Laubenspaß hätte werden können, entpuppt sich dadurch als waschechter Politthriller mit einem denkwürdigen Finale, das aufgrund der für den Münsteraner „Tatort“ typischen Erzählweise in Zukunft allerdings keine Rolle mehr spielen dürfte. Schade eigentlich, denn hier böten sich viele Anhaltspunkte für einen ähnlich starken Krimi.

Mareks „Tatort“-Kritik: Mehr als nur ein reines Kalauer-Fest

Ob auf dem Reiterhof oder einer Mittelalterburg: Wenn es sich der „Tatort“ zur Aufgabe macht, einen Mikrokosmos auf seine Schrulligkeit zu untersuchen, kommt selten etwas Zählbares ans Tageslicht. Umso erfreulicher, dass der Titel in diesem Fall in die Irre führt. Statt sich mit Gartenzwergen herumzuschlagen, ist die heimelige Welt der akkurat hergerichteten Parzellen nur eine von vielen Kulissen, durch die sich das durch die Bank weg starke Ensemble bis zum überraschenden Schluss hindurchmanövrieren darf.

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Natürlich funktioniert auch der neuste Münsteraner „Tatort“ nach den üblichen Versatzstücken, die mit realistisch nachgestellter Polizeiarbeit so wenig zu tun haben wie Pfefferpotthast mit veganer Ernährung, dennoch ist die Kriminalgeschichte an sich gar nicht so weit hergeholt wie sonst üblich. Perfide Anschläge wie aus einem James-Bond-Film waren nicht nur zur Zeit des Kalten Krieges Realität, auch in der heutigen Welt werden politische Gegnern von Geheimdiensten mit Giftanschlägen angegriffen, wie etwa der ehemalige russische Geheimdienstoffizier Sergej Skripal, der von seinen eigenen Landsleuten mit Nowitschok getötet werden sollte, aber knapp überlebte. Auf die Machtlosigkeit regulärer Behörden gegen ein solches Vorgehen bezieht sich dann auch das Finale dieses rundum packenden Krimis, dem es gelingt, sein eigentliches Thema bei allem Schabernack drum herum mit der nötigen Ernsthaftigkeit anzugehen. Und das in Münster. Chapeau.

Der „Tatort: Unter Gärtnern“ wurde am Sonntag, den 17. März 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es zum Brandenburger „Polizeiruf 110“ und der überraschend langatmigen Episode „Schweine“

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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