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„Tatort: Ein paar Worte nach Mitternacht“ (Episode 1139): Kritik

„Tatort: Ein paar Worte nach Mitternacht“ (Episode 1139): Kritik
© rbb / Stefan Erhard

Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit blickt der Berliner „Tatort“ auf die unsäglichen Wurzeln der Teilung unseres Landes. Warum die Episode „Ein paar Worte nach Mitternacht“ eine der besten des laufenden Jahres ist, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik.

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Welche Kommissare ermitteln  im „Tatort“„Ein paar Worte nach Mitternacht“?

Graffiti statt Gürtelschnalle: Auch wenn Dominic Raacke als Großstadtcowboy seine Momente hatte, so krankte der Berliner „Tatort“ über Jahre an der vergebenen Möglichkeit, die Hauptstadt als pulsierende Metropole in all ihrer Vielfältigkeit adäquat abzubilden. Das gelang erst Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke), die seit 2015 ihren Dienst an der Spree ausüben.

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Laut, temporeich und bisweilen grell gerieten die ersten Folgen des ungleichen Duos, in denen sich die Kommissarin schon mal im Nachtleben verlieren durfte. Im vergangenen Jahr überraschte dann die ruhige Episode „Tatort: Das Leben nach dem Tod“ mit der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels ostdeutscher Geschichte, die dem bis dahin eher unnahbar agierenden Kommissar Karow zudem die Möglichkeit gab, sich von seiner sanften Seite zu zeigen. In die gleiche Kerbe schlägt auch der neuste Berliner „Tatort“, der fast wie ein bitterer Nachklapp zu seinem Vorgänger anmutet.

11 besonders beliebte Kommissarinnen und Kommissare aus fünf Jahrzehnten Krimi-Geschichte findet ihr im Video.

Worum geht es im „Tatort“„Ein paar Worte nach Mitternacht“?

Kurz nach der Feier zu seinem 90. Geburtstag wird der Bauunternehmer Klaus Keller (Meret Beckers leiblicher Vater Rolf Becker) auf seinem Balkon aus nächster Nähe erschossen. Um die Leiche baumelt ein Schild mit der Aufschrift „Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen“.

Kommissarin Rubin will den Fall an den Staatschutz abgeben, da sie einen Anschlag aus der rechtsextremen Szene als Hintergrund der Tat vermutet. Dass sich der Patriarch Zeit seines Leben für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden einsetzte, stützt ihre Annahme zunächst. Der Selbstmord des entfremdeten Bruders des Opfers rückt das Geschehen allerdings in ein anderes Licht. Nach und nach kommt eine Familiengeschichte zum Vorschein, die stellvertretend für so manche Täter-Biographie des geteilten Deutschland stehen dürfte.

Mareks „Tatort“-Kritik: Sehenswerte Auseinandersetzung mit dem finstersten Kapitel unserer Geschichte

30 Jahre nach der Wiedervereinigung könnte man einen „Tatort“ erwarten, in dem das bekannte Korsett des Familiendramas auf eine Begegnung zwischen West und Ost geschnürt wird. Diesen Eindruck vermittelt „Ein paar Worte nach Mitternacht“ allerdings nur am etwas behäbigen Anfang. Vielmehr arbeitet sich der Einheits- „Tatort“ nicht an altbekannten Motiven ab, sondern schlägt eine ganz andere Richtung ein.

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Das Geheimnis der Brüder liegt weiter zurück als Mauerbau und deutsche Teilung. Spätestens als Kommissarin Rubin im Altersheim auf die Witwe des Mordopfers trifft, ist klar, dass hier tief im finstersten Kapitel unserer Geschichte gegraben wird. In einer der stärksten Szenen des ganzen Films gesteht die alte Dame, im dritten Reich eine befreundete jüdische Familie verraten und dem Tod ausgeliefert zu haben. Was ihren Mann zeit seines Lebens mit seinem Bruder verband, davon wollte sie allerdings nie etwas erfahren.

Die Glaubhaftigkeit, mit der die 85-Jährige Schauspielerin Katharina Matz ihre Figur spielt, macht das Grauen greifbar und setzt den Ton für einen außergewöhnlichen „Tatort“, dessen Geschichte lange nachwirkt. Doch auch das drumherum stimmt. Eva Katharina Bühler findet eindrucksvolle Bilder der Großstadt jenseits gängiger Touristen-Klischees. Mark Waschke darf bei einem kuriosen Besuch seiner Eltern für entlastende Momente sorgen, ohne dass „Ein paar Worte nach Mitternacht“ seine Ernsthaftigkeit aus dem Blickfeld verliert.

Das Mahnmal auf der Mittelinsel vor der Uhlandstraße 103 gibt es in Berlin übrigens tatsächlich. Der Einheits-„Tatort“ basiert also zumindest teilweise auf einer wahren Begebenheit. Sorgen wir an unserem Feiertag dafür, dass sie sich niemals wiederholt.

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Die „Tatort“-Episode „Ein paar Worte nach Mitternacht“ wurde am Sonntag, dem 4. Oktober 2020 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Kommende Woche feiert das neue Team aus der Schweiz mit dem „Tatort“„Züri brännt“ Premiere. 

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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