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„Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ (Episode 1251): Kritik

„Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ (Episode 1251): Kritik
© NDR / Thorsten Jander

In seinem vorletzten Fall bekommt es der Kieler Kommissar Borowski mit einem toten Säugling zu tun, was natürlich die denkbar traurigste Ausgangslage für einen Krimi am Sonntagabend ist. Mit welchem Trick der „Tatort“ seine schwere Aufgabe meistert, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“?

Kurz nachdem bekannt wurde, dass Axel Milberg im kommenden Jahr seine Dienstmarke zu den Akten legen wird, durfte er vor wenigen Monaten genüsslich am Denkmal Borowski herumsägen. Außer einem neuen Volvo erinnert nun aber nichts mehr an die launige Krimikomödie „Tatort: Borowski und die große Wut“, obwohl das Setting im Heavy-Metal-Reigen von Wacken sicherlich auch für einen schrulligen Spaß hätte sorgen können.

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Während viele Vorlagen einen solch expliziten Drehort als Quelle der eigentlichen Kriminalgeschichte herangezogen hätten, erfüllt das Musikfestival im Drehbuch von Agnes Pluch eine andere, auf den ersten Blick untergeordnete Rolle. Für die Dramaturgie ihres „Tatorts“ ist die Verschmelzung von Holsteinscher Ackerbrise und schweißgetränkten Lederkutten aber in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Zum einen sorgen die frischen Bilder für eine willkommene Abwechslung zur Kieler Betonwüste, zum anderen beschert uns der einzigartige Einblick in einen ansonsten doch recht abgeschotteten Mikrokosmos die nötige Distanz zum herzergreifenden Fall, ohne die der vorletzte Einsatz von Klaus Borowski wohl kaum zu ertragen wäre.

Der altersmilde Kommissar bekommt so die Gelegenheit, fast schon sanftmütig durch das ihm unbekannte Terrain zu wandeln und die Zügel dabei langsam und ohne Groll an seine Partnerin und baldige Nachfolgerin Mila Sahin zu übergeben. Stück für Stück wandelt sich der Strippenzieher zum beobachtenden Ratgeber, wozu auch passt, dass Klaus Borowski am Anfang des Krimis eigentlich in Urlaub weilt und nur aufgrund der Schwere der Tat hinzugezogen wurde. Eleganter kann man einen Generationswechsel kaum einläuten.

Lars Eidinger hat als Gast im Kieler „Tatort“ über die Jahre große Spuren hinterlassen. Wer sonst noch in Deutschlands beliebtester Krimi-Reihe aufgetaucht ist, erfahrt ihr im Video.

Worum geht es im „Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“

Unbeholfen versucht eine junge Mutter, ein kleines Stofftier für ihr Neugeborenes zu stehlen, dann steigt sie in einen Foodtruck in Richtung Wacken. Kurze Zeit später liegt das Baby tot am Straßenrand. Mila Sahin und Klaus Borowski sind sichtlich mitgenommen, finden zwischen den emsig voranschreitenden Aufbauarbeiten zum legendären Heavy-Metal-Fest aber schnell mehrere Verdächtige. Dank der Bilder einer Überwachungskamera im benachbarten Itzehoe kann zudem die Identität der inzwischen in einem Kellerraum eingesperrten Kindsmutter festgestellt werden. Was die junge Ukrainerin in Wacken wollte, ahnt Dorfpolizistin Waltraute, deren Sohn rege Internetbekanntschaften mit osteuropäischen Frauen pflegt. Ist er etwa der Vater des toten Mädchens und hat er womöglich etwas mit ihrem Tod zu tun?

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Bestatterin Meike hat eine ganz andere Theorie. Sie weiß, dass Gastwirt Kurt Stindt vor einem Jahr eine Affäre hatte und glaubt, dass er seiner mittlerweile schwangeren Ehefrau kein uneheliches Kind zumuten wollte. Tatsächlich macht der Hofladenbesitzer bei einer ersten Befragung einen fahrigen Eindruck, doch auch Meikes Sohn Lenny spielt nicht mit offenen Karten. Viel zu tun also für die Kieler Kriminalpolizei, zumal ihnen die eintrudelnden Metalheads die Arbeit nicht gerade leichter machen.

Mareks „Tatort“-Kritik: Emotionaler Krimi trifft die richtigen Töne

Den Spaß, Klaus Borowski als Zuschauer vor einer Wackener Bühne zu erleben, erlaubt sich der neuste Kieler „Tatort“ erst nach seinem Finale. Bis dahin nimmt das bestürzende Drama um ein totes Baby, dessen Anblick uns nicht erspart bleibt, die Dorfgemeinschaft auseinander und lässt uns dabei gleich in mehrere Abgründe blicken. Zwar könnte allen, die im sonntäglichen Krimigeschäft versiert sind, bereits vor der Auflösung eine Idee kommen, wohin die Reise geht, dennoch sind alle hier dargelegten Varianten plausibel, auch weil die Charaktere sorgfältig und mit ruhiger Hand gezeichnet wurden.

Die besonnene Ermittlungsarbeit wirkt dabei wie ein Gegenpol zum harten Rock and Roll, den viele beim Thema Wacken wohl erwartet hätten. Statt zu brüllen stimmt Klaus Borowski gar das Abendlied von Matthias Claudius an, was zum Geschehen natürlich besser passt als Manowar oder Motörhead. Sowieso trifft der gesamte „Tatort“ durch die Bank weg die richtigen Töne, sei es von Seiten der sensiblen Regie von Ayse Polat oder dem überzeugenden Ensemble um den derzeit allgegenwärtigen Andreas Döhler.

Einmal mehr souverän agiert auch Almila Bagriacik als Kommissarin Mila Sahin, um die künftig ein neues Team im Hohen Norden gebildet wird. Dass sie dem Kieler „Tatort“ erhalten bleibt, ist bei den derzeit zahlreichen Abgängen nicht nur eine tröstende Nachricht, sondern auch ein Qualitätsversprechen für die Zukunft. Bis dahin wird Axel Milberg noch einmal in seine Paraderolle schlüpfen, wobei fest davon auszugehen ist, dass sein letzter Auftritt einen etwas leichteren Fall zum Thema haben wird. Sollte der auch nur annähernd an die Qualität dieses Krimis herankommen, dürfen wir uns auf eine tolle Abschiedsvorstellung freuen.

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Der „Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ wurde am Sonntag, dem 26. November 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Köln zu den Urgesteinen Ballauf und Schenk und dem wunderbaren „Tatort: Des anderen Last“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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