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„Tatort: Verborgen“ (Episode 1233): Kritik

„Tatort: Verborgen“ (Episode 1233): Kritik
© NDR / O-Young Kwon

Seit zehn Jahren gibt Kinostar Wotan Wilke Möhring im „Tatort“ eine überzeugende Figur ab, die eigentlichen Kriminalfälle blieben aber fast immer hinter ihren Möglichkeiten. Warum ausgerechnet sein Dienstjubiläum zum lang ersehnten Befreiungsschlag wird, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Verborgen“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“ „Verborgen“?

Als Wotan Wilke Möhring 2013 erstmals als Bundespolizist Thorsten Falke in Hamburg aus seinem Schimanski-Gedächtnis-Citroen stieg, sich eine Zigarette ansteckte und zu den Klängen der Rolling Stones zum Astra griff, schien der „Tatort“ um eine Attraktion reicher, die sogar an besagtes Duisburger Original heranreichen könnte. Doch dann kam Til Schweiger, randalierte ein wenig zwischen Elbe und Alster und zog die ganze Aufmerksamkeit der Hansestadt auf sich.

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Während Nick Tschiller gar nicht daran dachte, sich auszuruhen, sondern vielmehr mit Inbrunst polarisierte, lieferte sein Kollege Falke einen soliden Fall nach dem anderen ab, nicht weniger, aber vor allem auch nicht mehr. Zu Publikumslieblingen wurden derweil andere, etwa der bullige Rostocker Gemütsberserker Bukow oder das wandelnde Sicherheitsrisiko Peter Faber. Mit Wotan Wilke Möhring verbanden die meisten weiterhin eher Kinofilme wie „Das perfekte Geheimnis“, auch weil ein wirklich spektakulärer „Tatort“ mit ihm in der Hauptrolle bis jetzt auf sich warten ließ. Nachdem zuletzt seine Partnerin Franziska Weisz in den Vordergrund rückte, ist es 2023 endlich soweit und Falke bekommt in seinem zehnten Dienstjahr tatsächlich einen Krimi spendiert, der von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen kann. Halleluja.

In seiner aktuellen Form, darf Wotan Wilke Möhring noch lange ermitteln. Wer sich hingegen auf besonders dramatische Weise vom „Tatort“ verabschiedete, erfahrt ihr im Video.

Worum geht es im „Tatort“„Verborgen“?

Irgendwo auf einem Rastplatz in der Nähe von Hannover. Ein LKW hält in der Nacht an, der Fahrer bemerkt Geräusche unterhalb des Laderaums. Als er die Klappe öffnet, rennen zahlreiche Menschen aus dem Fahrzeug, zurück bleibt die Leiche eines jungen Afrikaners. Falke und Grosz übernehmen den Fall und quartieren sich in der Niedersächsischen Landeshauptstadt ein. Während sie eigentlich nach einer Schleuserbande fahnden, taucht plötzlich der Vater eines vermissten jungen Mannes auf, der sich gemeinsam mit seiner Ehefrau seit Jahrzehnten illegal in Deutschland aufhält.

Falke versteht die Not des Afrikaners, der einst auf der Suche nach einem besseren Leben in die Bundesrepublik flüchtete und sich nun mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Doch hat das Verschwinden seines Sohnes wirklich etwas mit dem Toten in dem Lastwagen zu tun?

Mareks „Tatort“-Kritik: Authentische Milieustudie über erkaltete Träume

Eine Duldung könne er für Sam Makoni vielleicht erreichen, entgegnet der sichtlich betroffene Thorsten Falke seinem Gegenüber und man spürt, wie unangenehm es dem Polizisten ist, dem seit Jahren in Deutschland lebenden Migranten nicht mehr in Aussicht stellen zu können. Vieler Worte bedarf es in diesem Schlüsselmoment nicht, Wotan Wilke Möhrings Gesichtsausdruck reicht, um die Thematik seines neusten „Tatorts“ glaubwürdig in Szene zu setzen. Sowieso verzichten die Autorinnen Julia Drache und Sophia J. Ayissi auf jegliche Effekthascherei und ebnen ihrem durch die Bank überzeugend agierenden Ensemble so den Weg zu einem berührenden Drama, das vor allem von kleinen Gesten und feinen Beobachtungen lebt.

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Der professionelle, im Ton eher zurückhaltende Umgang von Thorsten Falke und seiner Kollegin Grosz tut sein Übriges, um die eigentliche Geschichte über zerplatzte Träume und falsche Hoffnungen in den Vordergrund zu rücken. Der Kommissar bleibt in seiner Empathie stets authentisch, auch weil er von den anderswo üblichen privaten Plänkeleien verschont wird. Viel mehr lässt der von Neelesha Barthel mit ruhiger Hand inszenierte „Tatort“ seinen Gaststars den nötigen Raum, um als entzweites Ehepaar in der Fremde einen aufschlussreichen Einblick in Zustände einer Parallelwelt zu gewähren, die in Deutschland leider Gang und Gebe sein dürften.

Der mittlerweile 18. Einsatz von Wotan Wilke Möhring konzentriert sich aufs Wesentliche und vereint dabei alle Tugenden des „Tatorts“, die ihn seit über 50 Jahren zum erfolgreichsten Spielfilmformat im deutschen Fernsehen machen. Ein stark gespielter, berührender Fall ohne Mätzchen bedeutet für Thorsten Falke den überfälligen Befreiungsschlag nach zehn mehr oder minder unspektakulären Jahren an der Krimi-Front. So kann es weitergehen.

Die „Tatort“-Episode „Verborgen“ wurde am Sonntag, dem 16. April 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Dortmund, wo sich Peter Faber im „Tatort: Love is pain“ überraschend sanftmütig zeigt

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