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„Tatort“ am Sonntag: Überzeugende Rotlicht-Studie trifft auf klassischen Kölner Krimi [Kritik]

„Tatort“ am Sonntag: Überzeugende Rotlicht-Studie trifft auf klassischen Kölner Krimi [Kritik]
© WDR / Martin Valentin Menke

Anfang des Jahres überraschte Klaus J. Behrendt mit einem furiosen Seelenstriptease, nun rückt die eigentliche Kriminalgeschichte wieder in den Vordergrund. Warum auch diesmal das Einschalten lohnt, erfahrt ihr in Mareks Kritik zum stimmigen Kölner „Tatort: Siebte Etage“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Siebte Etage“?

Wer einen klassisch gestrickten Kriminalfilm am Sonntagabend bevorzugt, wird meist in Köln fündig. Zwar tanzen auch Freddy Schenk und Max Ballauf ab und an mal aus der Reihe, letzterer übrigens erst vor wenigen Monaten im faszinierenden „Tatort: Diesmal ist es anders“, dennoch trennen sie nach wie vor Welten von Exzentrikern wie ihrem Wiesbadener Kollegen Murot. Die Sachlichkeit, mit denen die beiden nun seit bald 30 Jahren nach Alibis und Motiven fragen, erlaubt es den eigentlichen Kriminalgeschichten, sich deutlich mehr zu entfalten als in anderen Städten, wo oftmals ein zu großer Teil der 90 Minuten für das mitunter ermüdende Gezeter auf dem Revier verschenkt wird.

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Nicht so bei den alten Hasen aus Köln, die sich diesmal besonders zurückhalten, was das stimmige Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn glücklicherweise zu nutzen weiß. Die Milieustudie über das Leben und Arbeiten in einem Eros-Center nimmt ihre Charaktere ernst und verpasst ihnen allen glaubwürdige Biographien, die maßgeblich dazu beitragen, dass übliche Klischees weitgehend umkurvt werden. Auch wegen der Souveränität von Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär, nicht darauf zu bestehen, zu jeder Zeit die erste Geige spielen zu müssen, sorgen Krimis wie dieser dafür, dass sie nach wie vor einen vorderen Platz in unserem Video der besten „Tatort“-Teams innehaben.

Worum geht es im „Tatort: Siebte Etage“?

Niemand mochte den aufdringlichen Malik Zeman, selbst seine Schwester versuchte, den Haustechniker mit einer Intrige loszuwerden. Nun liegt seine Leiche auf der Straße, schnell ist klar, dass er aus dem Fenster der siebten Etage eines Hochhauses gestoßen wurde, das von Prostituierten bewohnt wird, die dort vermeintlich sicher und selbstbestimmt ihrem Beruf nachgehen. Doch hält die Realität dem Bild, das der Vermieter von seinem Etablissement zu zeichnen versucht, stand?

An Verdächtigen mangelt es Ballack und Schenk nicht, aber welche der Frauen hatte so viel Wut in sich aufgestaut, um einen Menschen zu töten? Während Assistent Jütte, der früher bei der Sitte war, auf eigene Faust zu ermitteln beginnt, findet die Polizei eine zweite Leiche und der Krimi verlässt seine bis dato klassisch gehaltene Struktur eines traditionellen Whodunits, bricht aber keineswegs in sich zusammen.

Mareks „Tatort“-Kritik: Unterhaltsamer Krimi mit Haltung

Die gerne einmal als Freudenhäuser verniedlichten Etablissements dienten schon so manchem Krimi als verruchte Kulisse, im neusten Kölner „Tatort“, der in einem echten Eros-Center gedreht wurde, ist das anders. Die Biographien der Prostituierten stehen im Zentrum der Geschichte, die konsequent aus der Sicht von drei Frauen erzählt wird, die ihrem Beruf aus ganz unterschiedlichen Gründen und Zwängen nachgehen. Romantisiert wird hier gar nichts, erst recht nicht, wenn Cosima, Tani und Jasmin die vierte Wand durchbrechen und direkt in die Kamera sprechen. Überzeugend verkörpert von Senita Huskic, Maddy Forst und Antonia Bill bekommen wir dadurch einen glaubwürdigen Einblick in eine Parallelwelt, die in Deutschland schätzungsweise jährlich von über einer Million Freier in Anspruch genommen wird.

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Der von Regisseur Hüseyin Tabak über lange Zeit kammerspielartig in Szene gesetzte „Tatort“ nimmt sein Thema ernst und und gibt den Frauen, von denen er erzählt, eine Stimme, was ihn von so manchem Genrebeitrag deutlich abhebt. Dennoch ist er kein sprödes Sozialdrama geworden, das auf einem anderen Sendeplatz besser aufgehoben gewesen wäre. Die klassischen Versatzstücke eines sonntäglichen Krimis vernachlässigt der neuste Kölner „Tatort“ nicht, im letzten Drittel entwickelt er sich gar in die Richtung eines knalligen Actionthrillers. So kommen auch all diejenige auf ihre Kosten, die zum Ende des Wochenendes einfach nur gut unterhalten werden wollen. Das „Tatort“-Debüt von Sabrina Setlur als Nagelstudiobesitzerin verlief übrigens so unfallfrei wie unspektakulär und sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Der „Tatort: Siebte Etage“ wird am Sonntag, dem 24. November 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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