In der Regel ist auf den Dresdner „Tatort“ Verlass. Warum es in diesem Fall aber ein ganzes Weilchen dauert, bis wir in den Genuss eines hochwertigen Krimis kommen, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Das kalte Haus“.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Das kalte Haus“?
Ob im Schlagermilieu, beim Rettungsdienst oder während eines seltenen Ausflugs ins Horrorhafte, bislang hat das Dresdner Trio Gorniak, Winkler und Schnabel jede ihm gestellte Aufgabe mit Bravour gemeistert. Allein Martin Brambach als dezent aus der Zeit gefallener Revierleiter mit Hang zum überholten Herrenwitz ist seit acht Jahren Grund genug, sich auf jeden Einsatz aus Sachsen zu freuen.
An ihm und seinen Mitstreiterinnen Karin Hanczewski und Cornelia Gröschel liegt es dann auch am wenigsten, dass sich zumindest das erste Drittel ihres 13. Einsatzes aus dem Jahr 2022 in einer unausgegorenen Hitchcock-Hommage verrennt, die zu allem Überfluss mit einem unnötigen Blick in die Kindheit von Kommissarin Karin Gorniak in abstruse Gefilde abtaucht. Verlassen kann sich Autorin und Regisseurin Anne Zohra Berrached aber immerhin auf das wie immer tollen Dresdner Personal.
Spannende Fakten über Deutschlands beliebteste Krimireihe findet ihr im Video.
Worum geht es im „Tatort: Das kalte Haus“?
Ein Kofferraum voller Wein und ein lässiges Bierchen in der Hand. Was fehlt Kommissarin Gorniak noch, um gebührend Geburtstag zu feiern? Genau, drei Flaschen Sekt! Die besorgt ihre neuerdings zur besten Freundin beförderte Kollegin Leonie Winkler und so geht es für beide bald atemlos im Dienstwagen durch die Nacht.
Von wegen, denn die Funke ist immer noch an und an der Strippe meldet sich Kommissariatsleiter Peter Schnabel, wünscht beiläufig alles Gute und bestellt die beiden Damen in das Haus von Simon Fischer, einem persönlichen Freund des Polizeipräsidenten, der kurz zuvor den Alarm in seiner schnieken Villa auslöste. Spätestens als die beiden Ermittlerinnen Blutspuren seiner verschwundenen Ehefrau entdecken, ist es mit dem Feiern vorbei. Stattdessen muss Karin Gorniak in den Angriffsmodus übergehen, schließlich ist sie die einzige, die Simon Fischer für den Täter hält.
Mareks „Tatort“-Kritik: Kaffee, Sekt und ein tolles Ensemble sorgen für die Wende
Selten hat man sich so sehr eine Heizung gewünscht wie im kalten Haus des mitteldeutschen Rundfunks, zumindest zu beginn des neusten Dresdner „Tatorts“, dessen gewollt auf gruselig verschroben getrimmte Hitchcock-Hommage keinen Fuß auf die marmorierte Terrasse bekommt. Selbst die sonst so blendend funktionierenden schwarzhumorigen Einlagen wirken bemüht, zu allem Überfluss sägt der an den Klassiker „Psycho“ angelehnte Soundtrack unermüdlich am eigenen Nervenkostüm.
Doch gerade als man geneigt ist, die Eierschecke in den Orchestergraben zu werfen, geschieht bei Sekt und Kuchen doch noch das Pfingstwunder. Es ist eine kleine, für den weiteren Verlauf der Handlung wenig bedeutende Szene, in der Peter Schnabel zum Zuckerdieb wird, die der ganzen Klasse ihres Personals gerecht wird. Das brillante Kabinettstückchen der gehobenen Schauspielkunst fungiert zugleich als Wendepunkt für den gesamten „Tatort“. Plötzlich spielen die unnötigen Anleihen bei Norman Bates keine Rolle mehr, stattdessen wird kräftig an der Spannungskurve gedreht und die eigentliche Kriminalgeschichte findet doch noch ungeahnte Wendungen, die in einem würdigen Finale münden, das den üblichen Qualitätsstandards an der Elbe entspricht. Und so ist auch die Wiederholung dieses Falls am Ende sehenswert.
Der „Tatort: Das kalte Haus“ wurde am Sonntag, den 7. Juli 2024 in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Aktuell befindet sich Deutschlands beliebteste Krimi-Reihe in der Sommerpause. Wann es mit frischen Folgen weitergeht, erfahrt ihr hier.
Wie gut ihr euch mit dem „Tatort“ auskennt, könnt ihr im Quiz testen.