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„Tatort: Avatar“ (Episode 1256): Kritik

„Tatort: Avatar“ (Episode 1256): Kritik
© SWR / Christian Koch

Vor wenigen Tagen verabschiedete sich Franziska Weisz auf dem absoluten Höhepunkt vom Hamburger „Tatort“, nun geht es qualitativ mindestens genauso überzeugend weiter. Warum der 79. Einsatz von Ulrike Folkerts einer ihrer besten überhaupt ist, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Avatar“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Avatar“?

Zum Auftakt der aktuellen „Tatort“-Saison überraschte Deutschlands dienstälteste Kommissarin mit einem drolligen Nibelungen-Krimi, der sich mit ungeahnter Leichtigkeit vor der legendären Sage verbeugte. Nun ist in Ludwigshafen wieder der Ernst des Lebens zurückgekehrt. Am mittlerweile störungsfreien Zusammenspiel von Ulrike Folkerts und Lisa Bitter ändert das zum Glück nichts. Die Zeiten, in denen ihr schrilles Gekeife für Kopfschütteln sorgte, sind spätestens jetzt endgültig vorbei. Die zuletzt deutlich angestiegene Formkurve der beiden ungleichen Ermittlerinnen mündet gar in ihrem bislang besten gemeinsamen Fall und fungiert damit auch als würdevoller Abschied von Kriminaltechniker Peter Becker und Sekretärin Edith Keller, die beide nach 26 Jahren aus dem Dienst ausscheiden.

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Doch bevor auf dem Revier die Sektkorken knallen, geht es in dem düsteren Rachethriller ans Eingemachte. Stück für Stück fügt Drehbuchautor Harald Göckeritz ein unheilvolles Puzzlestück ans andere, bis die wahre Tragödie des Familiendramas um den mutmaßlichen Unfalltod eines jungen Mädchens zum Vorschein kommt. Mit ihrer fast schon behutsam anmutenden Ermittlungsarbeit treffen Lena Odenthal und Johanna Stern die richtigen Töne, sodass der trotz all seiner Härte im Kern sensible Fall bei ihnen in den besten Händen ist. Machen die beiden so weiter, darf ihr Renteneintritt gern noch lange auf sich warten lassen.

Wie Lena Odenthal dem „Tatort“ irgendwann Lebewohl sagen wird, wissen wir noch nicht. Wer zum Abschied sein Leben lassen musste, erfahrt ihr im Video:

Worum geht es im „Tatort: Avatar“?

Ein Banker aus Köln, der unter falschem Vorwand nach Ludwigshafen gereist ist, liegt tot am Rheinufer. Zwar erlag er einem Herzinfarkt, seine geröteten Augen verraten der Polizei allerdings, dass er zuvor mit Pfefferspray attackiert wurde. Eine in unmittelbarer Nähe des Tatorts angebrachte Überwachungskamera deutet auf die traumatisiert wirkende Julia da Borg als Angreiferin hin, die zwar alles abstreitet, bald aber ihr nächstes Opfer findet.

Lena Odenthal und Johanna Stern sind von ihrer Schuld überzeugt, doch so leicht gibt sich die IT-Spezialistin nicht geschlagen. Es beginnt ein Katz- und Mausspiel, an dessen Ende ein gänzlich anderes Verbrechen zum Vorschein kommt, das nicht nur das Leben von Julia da Borg zerstört hat. Ehe sich die Kommissarinnen versehen, müssen sie einen weiteren Mord verhindern.

Mareks „Tatort“-Kritik: Stark vorgetragener Rachethriller lässt fast keine Wünsche offen

Als Ratespiel ist der neuste Ludwigshafener „Tatort“ nicht geeignet und auch die Hintergründe der Mordserie dürften sich geschulten Augen rasch erschließen. Dass der Thriller dennoch beeindruckt, verdankt er der soghaften Inszenierung von Miguel Alexandre und seinem herausragenden Ensemble, aus dem Bernadette Heerwagen als in Schuldgefühlen gefangener Racheengel heraussticht. Sie und alle anderen Charaktere umgibt etwas Abgründiges, sodass plötzlich doch wieder Zweifel aufkommen, ob man das vermeintlich naheliegende Geflecht wirklich durchschaut hat, was die Spannungskurve deutlich nach oben treibt.

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Der von Cornelia Janssen bestechend bebilderte Thriller nutzt die kalten Industrielandschaften am Rheinufer als Spiegelbild der Befindlichkeiten der Täterin, was dem „Tatort“ eine bedrohliche Atmosphäre verschafft, die sich am Ende in einem so bitteren wie unausweichlichen Finale entleert. Leichte Kost ist das alles freilich nicht, dafür aber überzeugend, glaubwürdig und packend in Szene gesetzt. Bleibt am Ende nur die Frage, warum der Soundtrack wie ein Jingle aus dem „Polizeiruf 110“ der 1990er-Jahre klingen muss. Als einziger Kritikpunkt eines ansonsten überragend vorgetragenen Krimis ist das aber kaum der Rede wert. So kann es mit Lena Odenthal gerne weitergehen.

Der „Tatort: Avatar“ wurde am Sonntag, den 7. Januar 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream zu sehen. Als nächstes geht es nach Köln zum nicht minder gelungenen „Tatort: Pyramide“.

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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