Mit einem überzeugenden Einblick in eine für viele fremde Welt meldete sich der Berliner „Tatort“ am Sonntag eindrucksvoll zurück. Neben Corinna Harfouch und Mark Waschke konnte auch Gaststar Mai-Phuong Kollath als Tierärztin Lê Müller überzeugen, und das, obwohl die gebürtige Vietnamesin hauptberuflich gar keine Schauspielerin ist. Wir stellen sie euch näher vor.
Ein Mord aus Notwehr lässt Kommissar Robert Karow und seine neue Kollegin Susanne Bernard fassungslos zurück, öffnet er doch gleichzeitig die versteckte Tür zu einer blutverschmierten Folterkammer in einem abgelegenen Haus in Berlin-Lichtenberg. Eine DNA-Spur am Tatort weist ihnen daraufhin den Weg zur misshandelten Täterin, einer von der Tierärztin Dr. Lê Müller vermittelten Pflegekraft aus Vietnam. Die Medizinerin nimmt bei der Lösung des Falls eine Schlüsselrolle ein, doch sie misstraut der Polizei und lässt sich nur in kleinen Schritten von einer Zusammenarbeit überzeugen. Verkörpert wird sie von Mai-Phuong Kollath, deren eigene Lebensgeschichte eine Verfilmung wert wäre. Doch bevor es soweit ist, kann die Diplom-Pädagogin als Schauspielerin glänzen. Mehr über den neusten Berliner „Tatort: Am Tag der wandernden Seelen“ erfahrt ihr hier in der ausführlichen Kritik.
1963 in Hanoi geboren, erlebte Mai-Phuong Kollath als Kind die Schrecken des Vietnamkrieges in ihrer Heimat, bevor sie wie viele andere 1981 als Vertragsarbeiterin in die DDR kam. Als Küchenhilfe beschäftigt lebte sie im sogenannten Sonnenblumenhaus im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen, welches 1992 zum Ziel massiver rassistisch sowie fremdenfeindlich motivierter Angriffe wurde. Die Erfahrungen, die sie während der Ausschreitungen machen musste, spielen auch im „Tatort: Am Tag der wandernden Seelen“ eine Rolle und sind Teil der Biografie von Dr. Lê Müller, die nicht nur für der Polizei, sondern auch für uns vor den Fernsehern als Brückenbauerin zwischen der deutschen und der vietnamesischen Kultur fungiert.
Auch hier stand das echte Leben Pate. Nach den Ausschreitungen von Lichtenhagen begann Mai-Phuong Kollath, sich politisch zu engagieren. Sie studierte Erziehungswissenschaften, zog nach Berlin und arbeitet heute als Coach, Therapeutin, Businesstrainerin und interkulturelle Beraterin. Von der Bundesregierung wurde sie als Teilnehmerin zum Integrationsgipfels berufen. Weitere Informationen findet ihr auf der Webseite von Mai-Phuong Kollath.
Eine bedrückende, aber sehenswerte Dokumentation über den Pogrom von Rostock-Lichtenhagen findet ihr im Stream in der Mediathek von 3sat. Im Zweiteiler „Aufgewachsen unter Glatzen“ ist Mai-Phuong Kollath als Zeitzeugin zu sehen und zu hören.
Auf der Bühne und vor der Kamera: Mai-Phuong Kollath als Schauspielerin
Neben ihrem gesellschaftspolitischen Engagement für Integration und kulturellen Austausch steht Mai-Phuong Kollath seit einigen Jahren auf der Bühne des Maxim Gorki Theaters sowie der Berliner Schaubühne. 2022 folgte eine wiederkehrende Rolle in der vom NDR produzierten Miniserie „Retoure“, ein Jahr später gehörte sie zum Ensemble von Hape Kerkelings Serien-Comeback „Club Las Piranjas“. Nun also der große Auftritt im „Tatort“, auf den in Zukunft gerne weitere folgen dürfen..
„Club Las Piranjas“ könnt ihr im Stream bei RTL+ schauen. RTL+ kostet monatlich 6,99 Euro. Den monatlich kündbaren Streamingdienst könnt ihr euch hier bestellen.
Neben Mai-Phuong Kollath haben über die Jahre zahlreiche Gaststars ihre Spuren im „Tatort“ hinterlassen, wie ihr im Video nachschauen könnt:
Der „Tatort: Am Tag der wandernden Seelen“ wird am Sonntag, dem 5. Mai 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.