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„Tatort: Borowski und die große Wut“ (Episode 1236): Kritik

„Tatort: Borowski und die große Wut“ (Episode 1236): Kritik
© NDR / ARD / Thorsten Jander

Etwas überraschend kündigte Axel Milberg in diesem Jahr seinen Abschied vom „Tatort“ an, nun darf er noch einmal alles in die Waagschale werfen, was seinen Kommissar auszeichnet. Wie es ihm gelingt, sogar noch eine Schippe draufzulegen, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Borowski und die große Wut“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Borowski und die große Wut“?

Ein spröder Norddeutscher mit klobigem Fahrzeug und eckigem Gemüt: Klaus Borowski wirkt auf den ersten Blick wie ein Kauz, für den das Siezen als angemessene Anrede erfunden wurde. Umso erstaunlicher wiegt der Kontrast zu den oftmals düsteren, actiongeladenen Kieler Krimis, in denen der vermeintlich steife Kommissar immer wieder in Situationen gerät, die so gar nicht zu seinem zurückhaltenden Charakter passen mögen, denken wir etwa an die nervenaufreibenden Duelle mit Psychopath Kai Korthals alias Lars Eidinger.

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Die bekannte Erfolgsformel kommt auch im ersten „Tatort“ nach Bekanntgabe von Axel Milbergs baldigem Ausstieg zur Anwendung, wobei das Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn noch einen Schritt weitergeht. Nicht nur, dass Herr Borowski plötzlich von allen nur noch Klaus genannt wird und Revierleiter Roland seinen geliebten Volvo zu Schrott fährt, nein, der Einzelgänger darf sich bei einer Flasche durchschnittlichen Rotweins sogar einer Romanze hingeben und im Anschluss auf die gängigen Regeln profaner Polizeiarbeit pfeifen. Begründet ist die launige Eskalation mit einer vorausgegangenen Nahtoderfahrung, von der sich der benebelte Kommissar erst einmal erholen sollte. Das liegt ihm natürlich fern und für uns beginnt ein Thriller, der zumindest zu Beginn an den herausragenden Münchner „Tatort: Wir sind die Guten“ erinnert, in dem Ivo Batic mit den Folgen einer ähnlichen Attacke zu kämpfen hatte.

Neben Lars Eidinger haben über die Jahre aber auch andere Gaststars ihre Spuren im „Tatort“ hinterlassen, wie ihr im Video nachschauen könnt:

Worum geht es im „Tatort“„Borowski und die große Wut“

„Ich höre“. Nie klang Klaus Borowskis berühmte Begrüßung am Telefon so ramponiert und zugleich so erleichternd wie in seinem mittlerweile 39. Fall. Eine junge Frau hat scheinbar wahllos die Mutter eines kleinen Kindes auf offener Straße vor einen fahrenden Lkw gestoßen, was den Kieler Kommissar zu einer naheliegenden Berufsschule führte. Dort hat er wahrscheinlich eine Verdächtige verhört, doch daran kann sich Klaus Borowski nicht mehr erinnern.

Nachdem er niedergeschlagen wurde, legte jemand seinen bewusstlosen Körper vor das Krankenhaus, in dem er nun behandelt wird. Dann klingelt sein Telefon und der Polizist erwacht aus dem Koma. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein Mädchen, das behauptet, von ihrer Schwester entführt worden zu sein. Doch was hat das mit dem eigentlichen Fall zu tun? Borowskis Kollegin Mila Sahin vermutet einen Zusammenhang und findet eine weitere Leiche, die auf die Anruferin als Täterin hinweist. Borowski versucht daraufhin, ihr Vertrauen zu gewinnen, doch sein Urteilsvermögen ist durch die Folgen seiner Kopfverletzung deutlich getrübt. Wird er selbst zu einem Risiko für die Polizei?

Mareks „Tatort“-Kritik: Die lustvolle Dekonstruktion von Klaus Borowski

Ein niedergeschlagener Kommissar, ein sinnloser Gewaltexzess gegen eine unbeteiligte Mutter, eine mögliche Entführung und noch vieles mehr. Der neuste Kieler „Tatort“ startet als düsterer Thriller, in dem die rasant in die Handlung hineinmontierten Erinnerungsfetzen von Klaus Borowski für eine bedrohliche Atmosphäre sorgen. Doch wer glaubt, dass uns nun 90 Minuten purer Nervenkitzel ins Haus stehen, irrt. Spätestens als der Kommissar erstmals zum Hörer greift, ändert sich die Tonalität des gesamten Krimis. Fortan sind alle Scheinwerfer auf Axel Milberg gerichtet, der mit sichtlicher Freude am Denkmal Borowski herumsägen darf. So entstehen ungeahnt komische Momente, die nach dem dunklen Intro kaum möglich schienen, aber dennoch blendend funktionieren.

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Die Idee, den angeschlagenen Borowski einfach machen zu lassen, worauf der gerade Lust hat, ist der höchst unterhaltsame Clou dieses insgesamt stimmigen „Tatorts“, dessen eigentliche Kriminalgeschichte allerdings weitaus schlichter daherkommt als ihre Einführung vermuten lässt. Doch das spielt unterm Strich keine Rolle. Als erster Teil einer hoffentlich weiterhin fulminanten Abschiedstournee von Axel Milberg macht der Krimi ordentlich Laune und lässt uns etwas wehmütig auf das Jahr 2025 blicken, in dem dann wirklich die letzte Klappe für Klaus Borowski fällt. Sorgen um die künftige Besetzung der Kieler Mordkommission muss sich aber niemand machen. Mit Mila Sahin ist das Revier in starken Händen. Als sachlicher Gegenpol zu ihrem taumelnden Kollegen liefert Almila Bagriacik einmal mehr eine souveräne Vorstellung ab. So darf es gerne weitergehen.

Der „Tatort: Borowski und die große Wut“ wurde am Sonntag, dem 7. Mai 2023, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Süddeutschland zum bislang besten Fall von Tobler und Berg und dem „Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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