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„Tatort: Diesmal ist es anders“ (Episode 1269): Kritik

„Tatort: Diesmal ist es anders“ (Episode 1269): Kritik
© WDR / Bavaria Fiction GmbH / Martin Valentin Menke

Der Kölner „Tatort“ als ungeahntes Liebesdrama, in dem Max Ballauf taumelnd in den Seilen hängt? Was leicht hätte schiefgehen können, entwickelt sich zum Glück zu einem stark gespielten Seelenstriptease, der beweist, dass etwas frischer Wind auch nach 27 Dienstjahren nicht schaden kann, wie ihr in Mareks Kritik zur Episode „Diesmal ist es anders“ erfahrt.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Diesmal ist es anders“?

Kommissar Ballauf ist ein beziehungsunfähiger Streuner und im Herzen viel zu sehr ein misstrauischer Polizist, um sich voll und ganz auf eine neue Beziehung einzulassen. Dieser Meinung ist nicht nur sein langzeitverheirateter Kollege Schenk, sondern auch Assistent Jütte und so prasselt ein Spruch nach dem anderen auf den verzückten Einzelgänger ein. Beeindrucken lässt sich der Spätverliebte davon zunächst nicht, vielmehr genießt er die neu gewonnene Zweisamkeit mit Journalistin Nicola Koch in vollen Zügen, was auch wir vor den Bildschirmen in überraschend deutlichen Szenen zu sehen bekommen.

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Lächerlich macht sich der unbekleidete Kommissar dabei aber nie und auch wenn man schnell ahnt, dass seine Liaison spätestens beim Auftauchen der ersten Leiche brüchig wird, so gelingt es Klaus J. Behrendt, sowohl die Leidenschaft als auch die langsam aufflackernden Zweifel von Max Ballauf wahrhaftig und berührend auf den Bildschirm zu transportieren. Dass die eigentliche Kriminalgeschichte zwangsläufig mit dessen neu gewonnenem Liebesleben verwoben wird, mag abgedroschen klingen, funktioniert dank des cleveren Drehbuchs von Wolfgang Stauch aber bestens, da es über genügend Ebenen verfügt, die aus all dem Gefühlschaos einen wirklich spannenden, vielschichtigen Thriller machen.

Auch wenn die alten Hasen ihre gewohnten Pfade verlassen, vermögen sie zu überzeugen, weshalb Ballauf und Schenk auf den vorderen Plätzen unseres Videos der besten „Tatort“-Teams nach wie vor nicht fehlen:

Worum geht es im „Tatort: Diesmal ist es anders“?

Der Titel des aktuellen Kölner „Tatorts“ ist für Max Ballauf Programm. Seine Liebschaft mit Journalistin Nicola soll keine weitere flüchtige Affäre werden, sondern das große Glück im reifen Lebensalter. Doch schon die Ermittlungen in seinem neusten Fall lassen ihn an seinem Vorsatz zweifeln. Ein Erpresser, der prominenten Persönlichkeiten damit drohte, vertuschte Verfehlungen aus ihrer Vergangenheit öffentlich zu machen, wurde brutal überfahren, eine erste Spur führt zur ehemaligen Schlagersängerin Mariella Rosanelli, die mittlerweile ein Sozialprojekt für Jugendliche leitet.

Ein Foto aus den späten 1990er-Jahren sollte ihr zum Verhängnis werden, welches sie als Betreuerin einer Chorfreizeit in den Armen eines später verurteilten Sexualstraftäters zeigt, der sich während der Reise an jungen Mädchen vergangen hat. Ausgerechnet über sie wird in der Zeitschrift, deren Chefredakteurin Nicola ist, regelmäßig ausschließlich positiv berichtet. Was haben die beiden Frauen miteinander gemein und welche Rolle spielt Nicola Koch?

Mareks „Tatort“-Kritik: Außergewöhnlicher Krimi mit Idealbesetzung

Gemeinhin verzichtet der Kölner „Tatort“ auf ausschweifende Einblicke in das Privatleben seiner Kommissare und wenn, dann geht es meist um die Familie von Freddy Schenk. Vor einem Jahr rückte dann sein Kollege Ballauf in den Vordergrund und sinnierte am Rand eines verlassenen Kohlekraters über sein Leben als in die Jahre gekommener Junggeselle. Den melancholischen „Tatort: Abrisskante“ inszenierte Routinier Torsten C. Fischer, der nun noch einen draufsetzt. Dessen Einladung, sich diesmal als Charakterdarsteller zu präsentieren, nimmt Klaus J. Behrendt dankend an und verleiht seinem Kommissar eine Tiefe, die er bislang nur andeuten durfte. Profitieren kann er dabei von seiner Schauspielkollegin Jenny Schily, die sich in der Rolle der vermeintlichen Femme fatale als Idealbesetzung erweist. Die Chemie zwischen beiden stimmt und auch Leslie Malton als One-Hit-Wonder mit verschleierter Vergangenheit erledigt ihre Aufgabe gewohnt souverän.

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Das stark aufspielende Ensemble ist aber nicht das einzige Pfund, mit dem der neuste Kölner Krimi wuchern kann. Neben seiner abgeklärten Inszenierung und der eleganten Kameraarbeit von Holly Fink ist es die im „Tatort“ sonst so oft kritisierte Tonspur, die diesmal aufhorchen lässt. Die Idee, Klaus J. Behrendt und Jenny Schily die Gedanken ihrer Figuren aus dem Off vortragen zu lassen, dient nicht nur zum besseren Verständnis aller Facetten ihrer fragilen Beziehung, sondern verleiht dem gesamten Film eine ganz spezielle Atmosphäre, die ihn gekonnt über den Durchschnitt gängiger Kölscher Polizeiarbeit hievt.

Dass die schönste Szene des an emotionalen Momenten nicht gerade armen Films am Ende trotz allem Max und Freddy gehört, und das, obwohl letzterer der Meinung ist, dass sich alte Männer statt zu weinen lieber eine reinhauen sollten, ist darüber hinaus das Sahnehäubchen auf einem außergewöhnlichen „Tatort“, dessen Sichtung Krimifans nicht verpassen sollen.

Der „Tatort: Diesmal ist es anders“ wurde am Sonntag, dem 28. April 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Berlin zum ebenfalls herausragenden „Tatort: Am Tag der wandernden Seelen“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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