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„Tatort: Erbarmen. Zu spät.“ (Episode 1243): Kritik

„Tatort: Erbarmen. Zu spät.“ (Episode 1243): Kritik
© HR / U5 Filmproduktion / Christian Lüdecke

Am vergangenen Sonntag legte Lena Odenthal einen goldigen Einstieg in die neue Krimi-Saison hin, nun wird es nachtschwarz. Warum der Frankfurter „Tatort: Erbarmen. Zu spät.“ nicht nur über einen sperrigen Titel verfügt, sondern insgesamt ein ziemlich anstrengendes Unterfangen geworden ist, erfahrt ihr wie immer in Mareks „Tatort“-Kritik.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Erbarmen. Zu spät.“?

Vorurteile waren nie ein guter Ratgeber, umso schöner ist es, wenn sie entkräftet werden. Genau das gelang Lena Odenthal in der letzten Woche prächtig. Las sich die Nibelungisierung ihres „Tatorts“ auf dem Papier wie ein zum Scheitern verurteilter Scherz, entpuppte sich der fertige Film als launiger, in sich stimmiger Krimi, der vor Ideenreichtum und Esprit nur so schäumte. Bei seinem Frankfurter Nachfolger sieht die Sache leider etwas anders aus.

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Das wunderbar harmonierende, von Margarita Broich und Wolfram Koch souverän verkörperte Duo ist in der Regel ein Garant für mindestens gute, meistens aber erstklassige Unterhaltung am Sonntagabend. Mit der Besetzung des famosen Godehard Giese als Antagonisten und der Ansiedlung in der nächtlich verwunschenen Wetterau hätte einem weiteren Meisterwerk eigentlich nichts im Weg stehen dürfen, doch der Schein trügt. Zwar hat die Geschichte um rechtsradikale Seilschaften innerhalb der Polizei Substanz, ihre Umsetzung fühlt sich aber an, als würde die Eintracht jeden Torschuss ausschließlich als Fallrückzieher durchführen. Die sind bekanntlich das höchste der Gefühle, finden aber nur selten das gegnerische Tor.

Fünf spannende Fakten über den „Tatort“ findet ihr im Video:

Worum geht es im „Tatort: Erbarmen. Zu spät.“?

Irgendwo tief im Wald nördlich von Frankfurt: Ein blasser Streifenpolizist hat wenig Lust auf die Ausübung seines Berufes und greift nur halbherzig zur Blitzer-Pistole. Kurze Zeit später wird er von zwei Männern bedroht, dann ist er verschwunden. Einer der Angreifer meldet sich bei der Polizei und behauptet zu wissen, dass der Ordnungshüter Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Paul Brix und ein paar mäßig motivierte Beamte machen sich auf die Suche nach der möglichen Leiche. Von der fehlt zwar jede Spur, dafür entdecken die Polizisten in der Hütte des potenziellen Opfers ein Waffenarsenal, das dem Fall eine völlig neue Dimension verleiht.

Zwischenzeitlich wird die Identität des zweiten Angreifers bekannt. Es handelt sich um einen alten Bekannten des Kommissars, der ebenfalls bei der Polizei beschäftigt ist, darüber hinaus aber tief im braunen Sumpf steckt, so wie viele andere auch, die in dieser folgenschweren Nacht aufeinandertreffen. Wem kann Brix noch vertrauen?

Mareks „Tatort“-Kritik: Anstrengende Waldpartie fordert einiges an Geduld

Kein Polizeirevier, keine Fanny, kaum Tageslicht: Der neuste Frankfurter „Tatort“ nimmt die Bezeichnung „Dunkeldeutschland“ als Metapher für Hass und Menschenverachtung beim Wort und fordert uns mit seiner spärlichen Ausleuchtung von der ersten Minute an heraus. Die unter schweren Bedingungen entstandenen, von Kameramann Michael Kotschi herausragend eingefangenen Bilder sind dabei aber genauso wenig ein Problem wie die durchweg überzeugend agierende Besetzung, aus der Godehard Giese als personifiziertes Unbehagen wie zu erwarten herausragt.

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Viel eher zeigt das selbst auferlegte stilistische Korsett des Krimis schnell erste Ermüdungserscheinungen, bis die immer zäher werdende Leichensuche nahezu zum Stillstand kommt. Versprühte die Dunkelheit des karg besiedelten Waldes anfangs eine bedrohliche Atmosphäre, läuft sich das immergleiche Setting irgendwann tot und es wird zunehmend anstrengend, dem Geschehen zu folgen, so kunstvoll es auch auf dem Bildschirm flackern mag. Den Vogel schießt dann aber das surreale, ins Fantastische abgleitende Finale ab, das zwar als klare Warnung an unsere Gesellschaft gelesen werden kann, den Krimi aber endgültig jeglicher Bodenhaftung beraubt.

Was bleibt, ist ein „Tatort“, den man wegen seiner Besetzung und seiner Thematik gerne mehr mögen würde, der es einem dabei aber verdammt schwer macht. Schade. Zu verkopft.

Der „Tatort: Erbarmen. Zu spät.“ wurde am Sonntag, den 10. September 2023, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes übernimmt der Münchner „Polizeiruf 110“, in dem Johanna Wokalek ein herausragendes Debüt als Kommissarin Cris Blohm feiert. Warum der „Polizeiruf 110: Little Boxes“ einer der besten Krimis der letzten Jahre ist, erfahrt ihr hier

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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